Witten.

  • Seit zehn Jahren gibt es Wittener „Tafelmusik“
  • Am 23. Juli ist Jubiläum
  • Tischlein deck dich am City-Bogen

Nachdem uns die Picknickkörbe wegen Sturmtief Ela im Vorjahr fast um die Ohren geflogen wären und das „Tischlein deck dich“ in der Fußgängerzone deshalb abgeblasen wurde, setzt das Stadtmarketing in diesem Sommer zuversichtlich auf die zehnte Neuauflage der Futtermeile in der Fußgängerzone. Zum kleinen Jubiläum am 23. Juli sprachen wir mit Stadtmarketing-Chef Inge Nowack (55) und Organisator Thomas Schmidt (46). Auch der seit 2012 nicht mehr zustande gekommene „Genuss am Fluss“ war Thema.

Was stimmt Sie in diesem bisher ziemlich verregneten Sommer so zuversichtlich, dass die Tafelmusik doch wieder ein Erfolg wird?

Schmidt: Irgendwann muss das Wetter ja mal wieder schöner werden. Ich habe auch schon erlebt, wie die Tafelmusik selbst im Regen gefeiert wurde.

Zum zehnten Mal tafeln die Wittener in der City. Dazu gibt’s Musik und Comedy. Müsste sich dieses in die Jahre gekommene Veranstaltungsformat nicht zuletzt wegen der vielen anderen Kulinarischen Treffs in der Umgebung nicht mal wieder neu erfinden?

Nowack: Hier bei uns ist ja der Koch der Gast, der das Essen selbst mitbringt, im Gegensatz zu den anderen Veranstaltungen, die Sie ansprechen.

Aber braucht es denn nicht mal was Neues?

Schmidt: Natürlich muss man die Konzeption immer wieder überprüfen und weiterentwickeln. Die Idee wird aber so gut angenommen, dass es gar keine Überlegungen geben muss, die Veranstaltung zu verändern.

Es hat auf der Bahnhofstraße angefangen, die ersten Jahre im Wechsel mit der Ruhrstraße. Hat man sich jetzt endgültig auf den City-Bogen zwischen Berliner Platz und Stadtgalerie eingeschossen?

Schmidt: Bisher noch nicht. Der City-Bogen ist turnusmäßig wieder an der Reihe . Im letzten Jahr wäre die Ruhrstraße dran gewesen. Seit dem City-Bogen ist die Bahnhofstraße raus, aus logistischen Gründen, wegen der Straßenbahn und Stromanschlüsse.

Um den Bogen etwas weiter zu spannen: Auch Witten hatte ja mal mit dem „Genuss am Fluss“ einen wirklichen Kulinarischen Treff. Er fand seit 2008 viermal an der Lakebrücke statt, mit sieben oder acht Gastronomen. Das Schlemmen in weißen Pagodenzelten und unter freiem Himmel ist seit 2012 mangels Teilnehmern allerdings nicht mehr zustande gekommen. Haben Sie die Gourmetmeile endgültig beerdigt?

Nowack: 2012 gab es noch eine abgespeckte Form vor der Stadtgalerie. Da machten aber nur noch vier Gastronomen mit. 2014 haben wir es mit der Ersatzveranstaltung „Die Zeche kocht“ auf Nachtigall versucht. Wir hatten damals 28 Gastronomen angesprochen, Zugesagt haben letztlich nur vier. Das reicht nicht, um eine solche Veranstaltung zu finanzieren und durchzuführen.

Gastronomen müssen Doppelbetrieb stemmen


Warum gelingt das in Nachbarstädten wie Hattingen oder Bochum?

Schmidt: Bochum hat einfach eine größere Auswahl an Gastronomiebetrieben. Das Risiko der Einzelnen ist bei uns einfach zu groß.

Nowack: Der Gastronom muss ja einen Doppelbetrieb stemmen. Er steht an der Zeche Nachtigall und muss gleichzeitig seinen Betrieb offen halten. Das können nicht alle. Deshalb hatten wir auch Leute von außerhalb angesprochen. Die sind teilweise aber auch schon woanders gebucht und es ist schwierig für sie, noch eine dritte oder vierte Veranstaltung zu stemmen.

Wird es in dieser Hinsicht noch mal einen neuen Anlauf geben?

Nowack: Was sollen wir machen, wenn wir die Gastronomen nicht zusammenbekommen? Wir werden 2018 aber noch mal schauen, wie sich die Sache gestaltet.

Überlegungen für einen neuen Gastronomiemarkt


Gibt es sonst Absichten, das Stadtleben kulinarisch zu würzen? Essen und Trinken sind doch beliebter denn je.

Nowack: Die Tafelmusik bleibt. Erstmals haben wir in diesem Jahr das Marktfrühstück versucht, am Bürgertag auf dem Rathausplatz, mit frischen Eiern, Brötchen, Obst, Wurst und Käse vom Markt. Das wollen wir nächstens Jahr wiederholen, mal sehen, wie das weitergeht. Die Idee, nachmittags einen Gastronomiemarkt zu machen, ist auch noch nicht ganz vom Tisch.

Welche Gaumenfreuden verspricht dies?

Nowack: Das ist ein Markt, wo man sein Gläschen Wein trinkt, es gibt auch was auf die Gabel. Das wäre ein klitzekleiner Abklatsch vom Moltkemarkt freitags in Bochum, der hochwertig auf viel Gastronomie setzt, ein Abendmarkt, der gerade Berufstätige anspricht. Da ist das Motto „Schlendern, Schlemmen, Freunde treffen“. So stellen wir uns das auch vor, zum Beispiel einmal im Monat am Platz der Stadtgalerie

So eine Veranstaltung steht und fällt mit der heimischen Gastronomie. Ist es um deren Motivation, Neues auszuprobieren, nicht zum Besten bestellt? Kocht jeder nur sein eigenes Süppchen?

Nowack: Natürlich muss jeder auf seinen Geldbeutel schauen. Jeder fragt sich natürlich, was bringt es mir? Das Problem ist, Mutige zu finden, wenn man etwas neu anfängt, Leute, die nicht nur schauen, was am Ende des Tages in der Kasse ist.

Schlussfrage an Sie beide: Was bringen Sie zur Tafelmusik mit?

Nowack: Als Erstes gute Laune. Schmidt: Arbeitshandschuhe, einen Schlüssel für die Poller und Stromkabel.

Info:

Zum zehnten Mal essen und trinken die Wittener am Samstag, 23. Juli, ab 17 Uhr mitten in der Fußgängerzone. Die „Tafelmusik“ spielt entlang des City-Bogens auf, zwischen dem Berliner Platz und der Stadtgalerie. Die Gäste bringen ihr Essen,Trinken, Tische und Stühle selbst mit. Die Tische des Stadtmarketings sind ausgebucht.