Witten. . Unter Pädagogen eine renommierte Adresse: Auf dem Annener Berg 15 in Witten werden die Waldorflehrer von morgen ausgebildet.

Ganz oben auf dem Annener Berg ist vom Lärm der Stadt fast nichts mehr zu hören. Von ganz fern dringt noch das Rauschen der Autobahn durch die Baumwipfel. Ansonsten schwirrt die Luft auf dem Gelände des Waldorf-Instituts von Bienensummen und Vogelgezwitscher. Auf einer Terrasse sitzt ein Teil des Kollegiums und berät die potenziellen Studienanfänger. Wie lange dauert das Studium? Und welche Schwerpunkte kann man setzen? Etwa 25 junge Menschen haben den Berg erklommen, um am Schnuppertag diese und andere Fragen zu klären.

Jens Reinhart und Martina Etterich nehmen sich viel Zeit für persönliche Beratungsgespräche. Wie fast alle Dozenten, haben auch sie vorher als Lehrer an Waldorfschulen gearbeitet. Jetzt bilden sie selbst die neuen Lehrer aus. „Der Bezug zur Natur ist uns sehr wichtig“, erzählt Martina Etterich und deutet auf das blühende Grün ringsum. „Denn genau das soll ja später auch den Kindern vermittelt werden.“

Das Waldorf-Institut in Annen

250 Studenten lassen sich auf dem Annener Berg zu Waldorf-Pädagogen ausbilden. Das Institut ist eine von drei Ausbildungsstätten in Deutschland.

Fünf Jahre dauert das Studium. Monatlich ist ein Beitrag von 175 Euro zu zahlen.

Nur einmal im Jahr ist es möglich, mit dem Studium zu beginnen. Das Studienjahr 2016/2017 beginnt am 21. August.

„Unser zweites Standbein ist die Schulerfahrung“, ergänzt Jens Reinhart. „Die Studenten machen nicht nur Praktika an Schulen, sondern sind voll mit dabei. Das dritte der fünf Studienjahre spielt sich fast ausschließlich an Schulen ab“. Reinhart ist Dozent für den Fachbereich „Handwerk & Bildende Kunst“. Heute übt er mit drei Besuchern schon mal das Modellieren mit Ton. Während sie freie Plastiken formen, kommt er mit ihnen ins Gespräch. Nina Jadzinski reizt die Arbeit mit dem Material. „Ich arbeite auch zu Hause mit Ton. Wenn ich hier anfange zu studieren, könnte ich das fortsetzen.“ Die 22-Jährige hat nach dem Abitur erst mal eine Erzieherausbildung gestartet. „Aber ich merke immer mehr, dass mir die normale Pädagogik nicht gefällt. Alles ist zu strukturiert. Hauptsache ist, dass die Kinder funktionieren.“ Der Ansatz des Waldorf-Instituts gefällt Nina da viel besser. Aber die lange Ausbildungszeit und der monatliche Studienbeitrag von 175 Euro schrecken sie noch ein bisschen ab. „Ich möchte auf jeden Fall noch ein paar Nächte drüber schlafen.“

Ähnlich unentschlossen ist auch Jonas Sterfel (38) aus Ennepetal. Er hat Forstwirtschaft studiert und sucht nach fünf Jahren Erziehungszeit wieder ein berufliches Fundament. „Ich würde hier gern Gartenbau studieren – aber ohne Lehramt, das dauert mir einfach zu lang.“ Doch die riesigen Grünflächen haben es ihm angetan: „Es ist unglaublich praxisbezogen. Jeder Gartenbau-Student hat seinen eigenen kleinen Garten. Das ist schon cool.“