Witten. . Nach dem Großbrand vor einem Jahr investiert die Bahn derzeit kräftig in Neuerungen an der Kronenstraße. Zum Beispiel in eine zweispurige Zufahrt.
Knapp ein Jahr nach dem verheerenden Großbrand im Wittener Weichenwerk tut sich viel auf dem Gelände an der Kronenstraße. „Wir geben Mengen an Geld aus, um das Werk zu sanieren“, sagt Leiter Hubertus Willeke. Einen zweistelligen Millionenbetrag investiert die Deutsche Bahn in den Betrieb – nicht nur, um die Schäden zu beseitigen. Bis 2020 soll alles erneuert und die Zeit der Provisorien endgültig vorbei sein.
Brandursache bis heute nicht eindeutig geklärt
Etwa 200 Feuerwehrleute waren bei dem Brand im Weichenwerk im Einsatz. Erneut bedankte sich Werksleiter Willeke für das professionelle Vorgehen der Wehr, das noch schlimmere Schäden verhindert habe.
Die Brandursache ist bis heute ungeklärt. Die Polizei hatte Vorsätzlichkeit ausgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen. Sie dauern an.
Ein Drittel der 300 Meter langen Produktionshalle war zerstört worden, als am 23. Juli 2015 gegen 9.30 Uhr bei Dacharbeiten das Feuer ausbrach. Der Brand habe den eigentlichen Masterplan für die bauliche Infrastruktur etwas durcheinander gebracht, so Diplom-Ingenieur Willeke, der seit fünf Jahren in Witten arbeitet. Doch bereits zwei Monate später lief die Fertigung wieder zu 90 Prozent. Die neue Produktionshalle sowie ein neues Regallager sollen Ende diesen Jahres fertig sein. Doch das ist längst nicht alles. So soll die Sanierung des dreistöckigen Schulungsgebäudes Ende 2016 abgeschlossen sein.
Auch eine neue Instandhaltungswerkstatt, in der die werkseigenen Maschinen gewartet und repariert werden, sei gerade im Bau, ebenso ein neues Verwaltungsgebäude. Dessen Fertigstellung sei für Dezember 2020 geplant, so Willeke. Auch neue Parkplätze erhalte das Werk und – das wird die Anwohner der Kronenstraße besonders freuen – eine zweispurige Werkszufahrt. Bisher gibt es dort nur eine Art schmaler Rampe, auf der sich jeweils nur ein Lkw durchquetschen könne, so dass es zu Rückstaus auf der Kronenstraße gekommen sei. Parkplätze und Zufahrt sollen 2019 fertig sein.
1994 wurden mit der Gründung der Deutsche Bahn AG das Weichenwerk Witten, das Schwellenwerk Schwandorf und das Schienenschweißwerk Nürnberg zum Werk „Oberbaustoffe Witten“ vereinigt. Seit 2000 gehört das Werk zur DB Netz AG. Nachdem zu dieser Zeit sogar Überlegungen bestanden, es zu schließen, „arbeiten wir jetzt überaus wirtschaftlich“, so Hubertus Willeke. 540 Mitarbeiter und 52 Auszubildende, die Industrie- und Zerspanungsmechaniker oder Elektriker werden wollen, sind dort tätig.
Auslieferung in ganz Deutschland
Auf dem 142 000 m² großen Gelände werden pro Jahr 1500 Weichen produziert. Dazu kommt die Versorgung des Bahnnetzes mit allen für die Instandhaltung benötigten Materialien. Außerdem werden in Witten Verlegepläne erstellt, Sonderkonstruktionen gebaut (etwa für Brücken) und komplett montierte Weichen in ganz Deutschland ausgeliefert.
Auch innovativ sei man hier tätig, betont Willeke. So suche man Alternativen für die mit dem schädlichen Stoff Kreosot getränkten Holzschwellen, entwickle Kunststoff- und Klappschwellen sowie spezielle Weichen für das Verkehrsprojekt Stuttgart 21. Auch der Transport der Weichen – ein Element kann bis zu 60 Tonnen schwer sein – solle weiterhin verbessert werden. Willeke: „Was bei uns anerkannt worden ist, kann in jedem Land eingebaut werden.“