Witten. Der Ausstieg Englands aus der EU stößt bei Politikern aus Witten auf großes Bedauern. Sie warnen vor stärkerem Nationalismus auch in Deutschland.

Mit großem Bedauern haben der heimische SPD-Bundestagsabgeordnete Ralf Kapschack und Europa-Parlamentarier Dietmar Köster auf den Ausstieg Englands aus der EU reagiert.

Kapschack spricht von einem „schwarzen Tag für die europäische Idee“. Der Brexit sei nicht nur eine große Niederlage für die Europa-Freunde auf der Insel, „es ist eine Niederlage für die Idee eines Europas der guten Nachbarn“, meint der 61-jährige Rüdinghausener. Der Wohlstand unseres Landes beruhe nicht zuletzt auf einem intensiven Austausch mit unseren Nachbarn.

„Wir brauchen mehr Europa, nicht weniger“

Der SPD-Politiker befürchtet, dass nun Nationalisten auch anderswo noch stärkeren Auftrieb bekommen. In Deutschland gebe es ebenfalls große Vorbehalte gegen „das Europa“ in Brüssel und Straßburg. Kapschack: „Das Versagen in der Flüchtlingspolitik hat diese Stimmung sicherlich befördert. Wir brauchen mehr Europa, nicht weniger!“

Europa-Abgeordneter Dietmar Köster nennt das Votum der Briten einen „Rückschlag für die europäische Integration“. Statt den Engländern nun aber die Tür zu verschließen, solle man aus den Ursachen für den Brexit lernen und die Europäische Union politisch so ausrichten, dass ein solcher Ausstieg ein Einzelfall bleibt, meint Köster. Dazu brauche Europa einen Politikwechsel. Die strenge Sparpolitik müsse endlich beendet werden. Der Europaabgeordnete fordert ein umfassendes Programm für Bildung, Wohnungs- und Städtebau sowie den Ausbau des Gesundheitswesens. „Das schafft Arbeitsplätze und fördert die Solidarität.“

Abrechnung mit der konservativen Regierung

Politisch verantwortlich ist für den SPD-Parlamentarier aus der Nachbarstadt Wetter vor allem die konservative Regierung Großbritanniens: „Der britische Premierminister David Cameron hat mit seiner Rhetorik in den letzten Jahren reichlich Öl ins Feuer gegossen“, meint Köster. Seit Beginn seiner Amtszeit vernachlässige er die soziale Schieflage im Vereinigten Königreich und führe politische Misserfolge auf die Europäische Union zurück.

„Zudem zeigt sich erneut, dass es nichts bringt, politische Position von Rechtspopulisten zu übernehmen,“ so der SPD-Politiker. Damit spielt er auf die britische UKIP-Bewegung mit ihrem anti-europäischen Kurs an. Köster hält die „rhetorische Kehrtwende Camerons“ für unglaubwürdig. Wer jahrelang Dämonen heraufbeschwöre, dem nehme man sein Umschwenken einige Wochen vor der Abstimmung nicht ab.

Labour soll nun Alternativen aufzeigen

Im Anbetracht der zu erwartenden wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen wirbt Köster für einen geregelten Übergang. Dabei setzt er in England auf seine Parteifreunde von der Labour-Opposition. Sie solle nun mit anderen Organisationen aus der Zivilgesellschaft die Chance nutzen, soziale und ökologische Alternativen zum gescheiterten Kurs Camerons aufzuzeigen.