Witten. . Die Engländer stimmen jetzt über den EU-Austritt ab. Für die in Witten lebenden Briten ist klar: Drinbleiben ist vorteilhafter. Aber sie sind besorgt.

Gespannt blicken die in Witten lebenden Engländer auf ihre Heimat. Dort wird ja nun (23. 6.) über einen Austritt Großbritanniens aus der EU abgestimmt.

Langjährige Wahl-Wittenerinnen wie Musiklehrerin Celia Unsworth lehnen den „Brexit“ entschieden ab und hoffen, dass die Insel weiter bei Europa bleibt.

„Ich wäre sehr enttäuscht, wenn sie für Nein stimmen würden“, erklärt die 62-Jährige, die Kindern an der Rudolf-Steiner-Schule das Leierspiel beibringt. „Ich finde, England gehört zu Europa“, sagt sie. „Man kann von dort sogar die französische Küste sehen.“ Sie glaubt, dass gerade die nationalistisch gestimmten Brexit-Befürworter nur von den „eigenen Problemen im Land ablenken wollen“. Die Frau aus Portsmouth nennt hier Themen wie Wirtschaft, Soziales, die Armut oder Wohnungskrise.

Celia Unsworth, die seit 26 Jahren in Deutschland lebt und wegen ihrer Musik- und Gesangsausbildung die Insel verließ, fühlt sich selbst „sehr stark als Europäerin und als Weltmensch“. Die EU sei zwar nicht perfekt. Aber nur wenn die Länder miteinander kooperierten, könnten sie die aktuellen Herausforderungen meistern. Sollten die Brexit-Befürworter eine Mehrheit bekommen, fürchtet sie, dass sich das Land abschottet und „aus Großbritannien Klein-England wird. Wir werden eingehen“. Sie selbst stimmt übrigens nicht mit ab. „Ich habe keine Wahlunterlagen bekommen“, sagt Celia Unsworth.

Bommeranerin aus England hat Angst, wie jetzt die Abstimmung läuft

Auch Wahl-Wittenerin Pat Hope, die früher mit ihrer Familie in Bedford bei London lebte, ist gegen den „Brexit“. „Deshalb habe ich Angst, wie jetzt die Abstimmung läuft“, meint die 53-Jährige, die sich als Europäerin fühlt. Die Austrittswilligen würden vor allem durch die Furcht vor einem Flüchtlingsansturm wie auf dem Kontinent angetrieben, vermutet die Bommeranerin. Die EU-Befürworter führten dagegen wirtschaftliche Vorteile beim Verbleib in der Gemeinschaft an. Während ältere Briten mehr auf die Unabhängigkeit der „Insel“ pochten und daher eher zum „Brexit“ neigten, seien die jüngeren weltoffener und damit der EU zugewandter, hat Pat Hope festgestellt, die in Bommern eine Sprachschule hat.

Auch für Sohn Gavin ist die Sache klar: „Als EU-Bürger hat man doch viele Vorteile, etwa, was grenzenloses Reisen oder andere bürokratische Erleichterungen angeht“, argumentiert der junge Mann, der als Vierjähriger mit seiner Familie nach Deutschland kam. „Die Engländer stellen sich das zu einfach vor, nach einem Brexit stark und einflussreich zu bleiben“.

„Es wäre wunderbar für unsere Enkel, wenn ganz Europa ein Land würde“

Eher „unentschlossen“ ist Terry Wade, Vorsitzender der englischen Abteilung des Barking-and-Dagenham/Witten-Clubs. Auf der einen Seite ist es ihm suspekt, dass „von einem Parlament, weit entfernt wie dem Europäischen in Brüssel“ so viel Einfluss auf sein Land ausgeübt werden könne („Macht macht korrupt, totale Macht erst recht“, fürchtet Wade). Zum anderen „fände ich es wunderbar für unsere Kinder und Enkelkinder, wenn ganz Europa ein Land würde“, schwärmt er. Auch wenn das, vergleichbar mit den USA, wohl ein Prozess über Jahrhunderte würde.

Egal wie die Entscheidung der Engländer zur EU ausfalle, sie müsse deutlich sein. Denn nur das sei zielführend, meint Wade mit britischem Optimismus: „So oder so machen wir das Beste daraus.“