Witten. . In allen Gewerbegebiete in Witten liegt mittlerweile Breitband-Internet. Doch nur wenige Unternehmen lassen sich anschließen.

Noch vor zwei Jahren attestierte die Industrie- und Handelskammer dem Ennepe-Ruhr-Kreis die „Rote Laterne im Breitbandausbau“. Zwei Drittel der Unternehmen hätten sich laut einer Umfrage der Handelskammer damals einen schnelleren Internetzugang gewünscht. Inzwischen aber „sind wir der einzige Kreis in NRW, der alle seine Gewerbegebiete mit Glasfaser versorgt hat“, sagt der Breitbandbeauftragte des EN-Kreises, Ulrich Schilling. Indes: Noch scheuen die meisten Firmen die Kosten und schalten sich nicht auf.

TMR buddelt in Witten

In Witten treibt die Bochumer Firma TMR den Breitbandausbau voran, in Herdecke ein Dortmunder Anbieter, im restlichen Kreisgebiet die AVU. Laut TMR wurde 2014 das Herbeder Gewerbegebiet Westerweide erschlossen, es folgten 2015 das Salinger und das Wullener Feld. Zurzeit laufen die Vorbereitungen für die Erschließung des Bebbelsdorf.

Der Anbieter legt nur eine „Kopfstelle“, die Verbindung von diesem Punkt bis zur Firma muss der Unternehmer selbst legen lassen. Das koste etwa 100 Euro pro Meter, sagt Ulrich Schilling. Gut läuft es, wenn mehrere Firmen sich diese Tiefbauarbeiten teilen können. Hinzu kommen Gebühren von etwa 200 Euro pro Monat für einen 10 MBit symmetrisch-Anschluss. „Das ist eine Investition, genauso wie man eine neue Maschine kauft“, sagt Schilling.

„Schnelles Internet gibt es nicht für 29,99 Euro.“

Umso mehr überrascht es ihn, dass zwar stets größtes Interesse herrsche, angesichts der Kosten aber viele abspringen. „Schnelles Internet gibt es nicht für 29,99 Euro.“ Auch TMR machte ähnliche Erfahrungen. „Immer wieder sagen wir: Springen Sie auf, solange wir noch buddeln, hinterher wird es teuer“, so Sprecherin Christina Wolf-Allweins. Die meisten fragen nachträglich an. Zu den ersten Firmen in Witten, die sich haben anschließen lassen, zählen Hydropa Hydraulische Erzeugnisse und Gloria Haus- und Gartengeräte in Herbede oder die Firmen im Wittener Industrie und Technologiepark, wie Ruhrpumpen oder die Härterei VTN.

Was ist ein Glasfaserkabel?

Glasfasern werden als Lichtwellenleiter zur Datenübertragung verwendet. Gegenüber der elektrischen Übertragung können mehr Information pro Zeiteinheit übertragen werden. Außerdem ist das übertragene Signal unempfindlicher und bietet eine hohe Abhörsicherheit.

Ulrich Schilling vom EN-Kreis erklärt das so: „Wenn Sie zu Hause abends ins Internet gehen, surfen zeitgleich 50 Prozent ihrer Nachbarn. Dann wird die Übertragung langsamer. Bei Glasfaser wäre sie konstant.“

Hat sich die Investition gelohnt? „Wir haben zwei Werksstandorte in Herbede und Annen und tauschen viele Daten aus“, sagt Hans-Jürgen Habernickel, Werksleiter bei VTN. „Wir könnten in Witten gar nicht mehr so arbeiten, wenn die Daten nicht flüssig laufen würden.“

Im Kunsthandel Boesner arbeitet man noch mit Kupferleitungen, „aber wir sind am Ende der Kapazität“, sagt ein Mitarbeiter der IT-Abteilung. „Das Mailaufkommen steigt, die Mitarbeiter surfen mehr, wir haben sogar die Größen der Mail-Anhänge reglementiert, damit die Leitungen nicht dicht sind.“ Zurzeit schaue man nach Alternativen, denn „für die Zukunft ist Breitband sicher standortentscheidend“. Als das Glasfaser im Gewerbegebiet Westerweide 2014 gelegt wurde, haben sie den Anschluss verpasst.