Witten.. Hollywoodstars, Fußballer – und immer mehr Wittener tragen Bart. Cenk Caparogullari hat nun eine „Barber Lounge“ eröffnet.


Da wächst was: Immer mehr junge hippe Männer tragen heutzutage Bart. Das Haar im Gesicht muss gepflegt sein und hat Aussagekraft – pure Männlichkeit wuchert hier! Und wo eine Mode, da ein Markt: Barbier Cenk Caparogullari eröffnete nun in der Bahnhofstraße eine Barber Lounge, ein Laden nur für Männer.

Cenk Caparogullari (26) in seiner „Barber Lounge“.
Cenk Caparogullari (26) in seiner „Barber Lounge“. © Funke Foto Services | Funke Foto Services

Sherif und Caglar sind beide Ende zwanzig, lümmeln auf der Couch und spielen Playstation, während sie auf ihren Termin warten. Gut, Sie könnten auch in Men’s Health, der Zeitschrift für den schönen Mann blättern, oder an der Bar etwas total Maskulines trinken – Energydrinks wären noch da. Aber Frauen und ihr ganzes Frisörtralala sind in der Barber Lounge tabu.




Caglar Sivri wartet auf eine Nassrasur, Sherif möchte die Konturen trimmen. Für ihre gepflegten Bärte gehen sie einmal pro Woche in das in Schlangenlederoptik tapezierte Ladenlokal, mit alten Möbeln und goldenen Spiegeln. Im Regal stehen ein spezielles Bartshampoo, Öle, Gels und Cremes, sowie die „Bartwichse“, mit der man die Schnurrbartenden nach oben zwirbelt.

Cenk Caparogullari hat sich schon seit vielen Jahren auf Männerpflege spezialisiert. Seine Ausbildung zum Frisör begann er mit 16 Jahren im Ladenlokal nebenan – bei Capa Hairdesign, das Friseurgeschäft seiner Mutter. „Anfangs wollte ich das gar nicht, meine Mutter hat mich überredet“, erzählt der heute 26-Jährige. „Und irgendwie habe ich mein Talent gefunden.“

Innerhalb kürzester Zeit habe er eine größere Kundschaft gehabt, immer ging’s um Bärte. Erst kamen nur die Südländer, inzwischen zieht sein Können auch deutsche junge Männer an.

Würdevoll mit Bart Döner essen

Die Herren wiederum fanden es nur mittelgut, zwischen den Frauen warten zu müssen. „Manchen ist das unangenehm.“

Oder sind sie zu eitel? Auf Kunde Sherif könnte das zutreffen. Der 29-Jährige streicht sich das Kinnhaar. „Ich fühle mich besser damit“, sagt er. „Der Bart strahlt Männlichkeit aus.“ Aber bitteschön: ein Bart stört beim Küssen! Und wie soll man damit würdevoll einen Döner essen? „Am besten, es guckt keiner zu“, sagt Sherif. „Und ich halte halt immer Servietten parat.“

„Am schlimmsten sind die Mütter“, spricht Cenk aus Erfahrung. „Die wollen nie, dass ihre Söhne Bart tragen.“ Warum versteckst du dein Gesicht, wirft Sherifs Mutter dem 29-Jährigen oft vor. Seine Antwort: „Weil mir Gott diesen Bart gegeben hat. Da muss ich ihn zeigen!“

Familienbetriebe entlang der Bahnhofstraße


Die Familie Caparogullari betreibt etliche Ladenlokale rund um die untere Bahnhofstraße – betrieben von Onkeln, Bruder, Mutter von Barbier Cenk.
Neben den beiden Friseursalons (Bahnhofstraße 53), sind es das Café Jané, der Berliner Imbiss gegenüber der Stadtgalerie und der Berliner Kiosk an der Poststraße 18.

Währenddessen liegt Sherif unter einem warmen Handtuch, eine heiße Kompresse. Cenk rührt die Rasierseife mit dem dicken Pinsel an und mit einer geübten Handbewegung klappt er sein Rasiermesser auf. Jeder Kunde erhält aus hygienischen Gründen eine eigene Klinge,

Auch Caglar Sivri philosophiert über seinen Bart. „Ohne fühle ich mich nackt. Für mich ist das ein modische Accessoire.“ Bereits mit 17 Jahren ließ er wachsen. Teils trägt er „so Streifen auf den Wangen“, teils darf es fülliger werden.

Hollywoodstars tragen Bart, Fußballer ebenso, aber in Witten vor allem Südländer? Das glaubt Cenk nicht. Bei Türken etwa wächst der Bart eben schneller und dichter. Ein blonder Bart sieht selten gut aus – darum färbt Cenk auch manchem das Kinnhaar. Sein „schrägster“ Kunde hat übrigens einen Rauschebart bis zur Brust – in orange.