Witten. . Obstbauer Knut Schulze Neuhoff bewirtschaftet etliche Erdbeerfelder im östlichen Ruhrgebiet – auch das Areal in Witten-Heven.

50 000 Erdbeerpflanzen präsentieren sich zurzeit an der Kleinherbeder Straße von ihrer schönsten Seite – mit dicken, roten, saftigen Früchten im Gepäck. Das über Witten hinaus bekannte Selbstpflückerfeld für Süßes betreibt ein Sauerländer: Obstbauer Knut Schulze Neuhoff (51) aus Fröndenberg erklärt uns, wer sich da seit über 20 Jahren bückt und pflückt.

Am Sonntag habe auch ich mich bemüht, Ihr Hevener Feld leer zu pflücken. Außer mir waren dort unzählige Familien unterwegs, meist türkischer oder russischer Herkunft. Woran liegt das?

Schulze Neuhoff: Am Sonntag kamen viele türkische Familien, weil es der letzte Tag vor dem Ramadan war. Dann ist es ja nochmal erlaubt, tagsüber zu naschen oder sich einen besonderen Nachtisch zu besorgen. Russische oder polnische Kunden haben wir sehr viele: denn die machen noch die herkömmliche Vorratshaltung und wecken Obst ein.

Ist denn Konfitürekochen nicht ein wieder entdecktes Hobby?

Es stimmt, einige junge Familien machen wieder ihre Marmelade selbst. Und viele Rentner machen das schon immer! Ich beobachte dennoch einen Wandel: Die meisten holen sich für den Tagesbedarf Früchte und kommen einige Tage später wieder. Die wenigsten ernten wie früher: Dass man sich eindeckt, einkocht oder einfriert.

Wie kommt es eigentlich, dass das Feld nie leer wird?

Anfahrt und Öffnungszeiten

Das Erdbeerfeld an der Kleinherbeder Straße hat seit dem 24. Mai geöffnet. Vier bis fünf Wochen lang darf nun gepflückt werden – also bis Ende Juni. Geöffnet ist es täglich von 9 bis 19 Uhr. Mitgebrachte Schüsseln oder Körbe werden vorher gewogen. Ein Kilo Erdbeeren kostet 2,90 Euro fürs Selbstpflücken, 5,60 Euro, sofern man pflücken lässt.

Das Feld ist Selbstpflückern vorbehalten. Für den Handel wird nur geernet, wenn ein Überhang da sein sollte. Knut Schulze Neuhoff: „Die dickste Erdbeere gehört unserem Kunden.“

Es ist gerade schon sehr abgepflückt, aber bei dem schönen Wetter reifen die Früchte schnell nach. Außerdem wachsen auf dem Feld verschiedene Sorten – eine frühe und eine späte Erdbeere. Die eine Sorte braucht länger zum Reifen. Dadurch erreichen wir, dass nicht alle Früchte gleichzeitig gepflückt werden.

Und sind es Jahr für Jahr dieselben Pflanzen?

Nein, das Feld wandert. Das muss man so machen, wegen der Fruchtfolge. Alle zwei Jahre werden die Pflanzen neu gesetzt, dann ist es mal weiter hinten oder mehr Richtung Straße. Es ist immer unterschiedlich, das fällt den meisten Pflückern nur nie auf.

Wie kommt es, dass Sie in Fröndenberg wohnen, aber in Witten das Feld bewirtschaften?

Wissen Sie, zu unserem Erdbeerhof nach Fröndenberg können wir nicht alle aus dem Ruhrgebiet locken. Da man muss den Kunden eben entgegen kommen – das macht ja Aldi schließlich auch. Dass wir das Feld in Heven pachten konnten, hat sich vor 20 Jahren so ergeben. Wir betreiben inzwischen mehrere Felder im östlichen Ruhrgebiet, neben Heven in Dortmund-Oespel, Sölde, Lünen, Hagen-Garenfeld, Breckerfeld, Unna und Lüdenscheid.

Zwischenzeitlich hieß es ja, die Erdbeerfelder an der Kleinherbeder Straße müssten dem Gewerbegebiet weichen. Wie haben Sie das aufgenommen?

Ich war sehr nervös. Dann wären unsere Felder und die Wechselfläche weggefallen. Ich hatte schon mit dem Verpächter und den Anliegern gesprochen. Wir sind alle sehr froh, dass die Felder und die schöne Landschaft ringsum nun erhalten bleiben.