Witten. . Beim WAZ-Medizinforum im Marien-Hospital ging es um den Darm. Von Verdauungsproblemen über Laser-Behandlungen bis hin zur Schlüsselloch-Chirurgie.
Über Darmerkrankungen sprechen viele nicht gerne, manche noch nicht einmal mit ihrem Arzt. Ein Fehler, manchmal einer, der schlimme Folgen haben kann, weil Erkrankungen nicht erkannt, nicht behandelt werden. Daher hat das WAZ-Medizinforum den Darm zum Thema gemacht. Rund 120 Leser ließen sich am Donnerstag von vier Medizinern rund um das Thema Darm informieren.
Was viele erstaunte: Dieser besitzt mehr Nervenzellen als das Gehirn und steuert viele Abwehrmechanismen des Körpers, wie Dr. Niklas Jollet erläuterte. Der Oberarzt der Medizinischen Klinik des Marien-Hospitals beschäftigte sich mit dem Darm, der aus dem Takt geraten ist und den Menschen mit Verstopfungen oder Durchfällen quält.
Jollet: Beides kann harmlose Ursachen haben, eine Verstopfung etwa durch eine ballaststoffarme Ernährung, Bewegungsmangel, aber auch Medikamente oder einen Reizdarm ausgelöst sein. Für Durchfälle könnten Infektionen, Stress, auch Medikamente und oder ein Reizdarm verantwortlich sein. Allerdings seien bei solchen Beschwerden auch behandlungsbedürftige Erkrankungen nicht auszuschließen – von gutartigen Tumoren bis hin zum Darmkrebs. Warnsignale wie ein ungewollter Gewichtsverlust, Blut im Stuhl, ein zwischen Verstopfung und Durchfall wechselnder Stuhlgang müsstgen unbedingt beim Arzt abgeklärt werden, betonte der Mediziner.
Mit Laser schonend operieren
Dr. Udo Theis, niedergelassener Magen-Darm-Spezialist, beantwortete die Frage, ob Blut am Toilettenpapier etwas Schlimmes sei: „Kommt darauf an.“ Häufig weise Blut auf ein Hämorrhoidalleiden hin, auch auf eine Anal-Fissur (Einriss in der Afterschleimhaut) oder entzündliche Darmerkrankungen. Allerdings könne Blut auch auf Krebs hindeuten.
Mit der Lasertherapie beschäftigte sich Dr. Thomas Deska. Seit 2010 werde diese zur Behandlung von Enddarm-Erkrankungen eingesetzt, so der Leitende Oberarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Marien-Hospitals. Eingesetzt werden könne der Laser bei Hämorrhoiden und Analfisteln. Operationen bei Fisteln, die oft schwerwiegende Folgen, wie etwa eine Schädigung des Schließmuskels nach sich ziehen können, gehörten dank Laser-Behandlung der Vergangenheit an. Auch Hämorrhoiden könnten so behandelt werden. Hierbei werde eine dünne Lasersonde im Hämorrhoidalknoten platziert und dieser so zum Schrumpfen gebracht.
Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebserkrankung
Prof. Metin Senkal, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Marien-Hospitals, erläuterte die Vorteile minimalinvasiver Darm- und Bauch-Operationen. Wo früher oft große Schnitte gemacht worden seien, könnten Ärzte heute die sogenannte Schlüsselloch-Chirurgie anwenden. Hierbei komme es seltener zu Komplikationen, die Genesung des Patienten schreite schneller voran.
Auch über das Thema Darmkrebs wurde beim Medizinforum gesprochen. In Deutschland die zweithäufigste Krebserkrankung – nach Brust- und Prostatakrebs. Die Experten betonten, wie wichtig Vorsorgeuntersuchungen seien, der Stuhltest ab dem 50. Lebensjahr, die Darmspiegelung ab dem 55. Lebensjahr. Bei Verdachtsfällen oder einer familiären Vorbelastung übernehmen die Kassen die Kosten für eine Darmspiegelung unabhängig vom Alter.
Werden bei einer Spiegelung Polypen entdeckt, werden diese abgetragen, um so eine mögliche Entstehung von Krebs zu verhindern.
Die Fragen der Gäste an die Darm-Spezialisten und deren Antworten
Nach den Vorträgen der Ärzte, konnten die Gäste des Medizinforums ihre Fragen stellen. Hier die wichtigsten.
Warum muss man nur alle zehn Jahre zur Darmspiegelung?
Darmkrebs kann aus Polypenentstehen, die sehr langsam wachsen. Werden bei einer Spiegelung allerdings Polypen gefunden und entfernt, wird die nächste Spiegelung in deutlich kürzerem Abstand durchgeführt. Dies geschieht auch bei einer genetischen Vorbelastung für Darmkrebs.
Welche Risiken birgt eine Darmspiegelung?
Wenn man sich dabei für ein Schlafmittel entscheidet, kann es Probleme bei der Atmung und mit dem Kreislauf geben. Dieses wird aber jederzeit überwacht. In extrem seltenen Fällen kann es zu einer Verletzung des Darms bei der Spiegelung kommen.
Was hat es zu bedeuten, wenn der Stuhl gelb gefärbt ist?
Das kann ganz schlicht an der verzehrten Nahrung liegen. Alarmsignale aber sind ein weißer Stuhl (Gallenerkrankung) und ein schwarzer Stuhl (Blutbeimengung).
Ich habe einen Polypen im Enddarm. Kann man ihn per Laser entfernen?
Ja, aber bei dieser Lage im Darm erzielt ein Skalpell den gleichen Behandlungserfolg.
Ist die Laser-Behandlung einer Fistel auch bei einer bestehenden chronisch entzündlichen Darmerkrankung möglich?
Es kann zu Verwachsungen kommen
Ja. Nicht immer hat sie Erfolg, aber der Versuch lohnt sich angesichts der großen Vorteile eines solchen Eingriffs.
Können nach einer Divertikel-Operation die Probleme nach Jahren zurückkommen?
Ja. Manchmal können in einer OP nicht alle Divertikel entfernt werden. Außerdem kann es zu Verwachsungen kommen, die den Darm verengen können. Bei Symptomen auf jeden Fall zur Darmspiegelung gehen.