Witten. . Sie leistete Pionierarbeit: Seit 20 Jahren kann man der Uni Pflegewissenschaft studieren. Zur Feier kam auch Gründungspräsident Dr. Konrad Schily.
Mit Studien zur Pflegesituation in Kliniken und Altenheimen, zu ambulanten Pflegediensten, zu Kindern, die sich um kranke Eltern kümmern müssen, haben sie bundesweit Aufsehen erregt. Viele ihrer Dozenten wurden für ihre Arbeit mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Vor 20 Jahren nahmen die ersten Studenten ihr Studium der Pflegewissenschaft an der Uni Witten/Herdecke auf. Die erste Hochschule in Deutschland mit einem solchen Ausbildungsangebot. Bei der 20-Jahr-Feier am Freitag in der Universität würdigte auch NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens die Pionierarbeit der Wittener auf diesem Gebiet.
Ironie der Geschichte: Die ersten 28 Studenten begannen 1996 ihre Ausbildung, ohne zu wissen, ob sie hinterher einen Bachelor- oder Master-Abschluss in Händen halten würden. Grund: Das NRW-Wissenschaftsministerium erkannte erst 1999 die beiden Studiengänge als Modellprojekt an.
Ein Teil der Fakultät Gesundheit
Pflegewissenschaftlerin Prof. Christel Bienstein über ihren Einsatz für die Einrichtung eines pflegewissenschaftlichen Studienganges: „Unser Antrieb war es, die Arbeit der Pflegenden genauso wissenschaftlich zu untermauern, wie es in der Medizin schon immer der Fall war.“
Die pflegewissenschaftlichen Studiengänge der Uni Witten/Herdecke gehören heute zur Fakultät Gesundheit.
Heute könne das Land stolz auf die Arbeit der Wittener Pflegewissenschaftler sein, betonte Dr. Konrad Schily, der als Gründungspräsident der Privatuniversität grünes Licht für die Einrichtung der Studiengänge gab. Damals eine Idee von Christel Bienstein, die zu dieser Zeit das Bildungszentrum des deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe in Essen leitete und heute das Department für Pflegewissenschaft an der Uni führt, sowie ihrer Mitstreiterin Angelika Zegelin. Eine gelernte Krankenschwester, die sich – wie Bienstein – später als Professorin der Pflegewissenschaft deutschlandweit einen Namen machte.
Am Küchentisch Pläne geschmiedet
Zegelin, die im vergangenen Jahr in den Ruhestand verabschiedet wurde, erinnerte sich gegenüber der WAZ einmal daran, dass Christel Bienstein und sie mit zwei Mitstreitern am Küchentisch gesessen und überlegt hätten, wie so etwas gehen könne mit einem Studiengang. Zegelin fügte schmunzelnd hinzu: So eine Situation sei in der deutschen Hochschullandschaft wohl einmalig gewesen.
Die junge Privatuni Witten/Herdecke und ihr Gründungspräsident Schily bewiesen Mut, als sie 1995 das Institut für Pflegewissenschaft aus der Taufe hoben.
Der Mut trug Früchte, wie Schily, aber auch Universitäts-Präsident Prof. Martin Butzlaff bei der 20-Jahr-Feier anerkennend sagten. Über 400 Studenten haben an der Uni bereits einen pflegewissenschaftlichen Abschluss erworben. 21 Absolventen sind in ganz Europa als Wissenschaftler aktiv.
Gesundheitsministerin: Fachkräfte werden dringend gebraucht
NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens betonte, dass das Department für Pflegewissenschaft diesen Wissenschaftszweig geprägt habe. Die Pflegewissenschaft liefere wichtige Fakten für politische Entscheidungen. Absolventen dieser Studiengänge brächten ihre Kenntnisse in die Praxis ein und seien Fachkräfte, „die dringend gebraucht werden“ – auch angesichts einer immer älter werdenden Bevölkerung.