Witten. . Die Stadtwerke halten 30 494 Anteile. Durch Kursverlust gingen in einem Jahr 350 000 Euro verloren. Der Rat hat „kurzfristigen“ Verkauf abgelehnt .

Dem Antrag der Linkspartei, die RWE-Aktien der Stadtwerke möglichst schnell zu verkaufen, hatte der Wittener Rat vor zwölf Tagen eine klare Abfuhr erteilt. Trotzdem bleibt das Thema bei den Stadtwerken und der Stadt auf dem Tisch.

„Wir müssen den Kursverlauf im Auge behalten und vielleicht den richtigen Zeitpunkt dafür abwarten“, sagte Stadtwerkegeschäftsführer Andreas Schumski der WAZ auf Anfrage. Ausgeschlossen sei ein solcher Verkauf jedenfalls nicht. Der Ratsentscheid hätte sich doch lediglich gegen den Passus gerichtet, das Aktienpaket „möglichst kurzfristig“ zu verkaufen. Unter Zugzwang setzen wollte die politische Mehrheit die Stadtwerke aber nicht.

RWE zahlt 2016 keine Dividende

In guten Jahren hatte RWE bis zu 4,50 Euro Dividende pro Aktie bezahlt – viele Ruhrgebietskämmerer hatten sie als feste Bank in ihren Haushalten eingeplant. 2015 warf das Papier noch einen Euro ab. 2016 gucken die Kämmerer ganz in die Röhre. Hinzu kommt der rapide Kursverfall: Mit 82 Euro stand die RWE-Aktie 2008 hoch im Kurs. 2011 war sie noch mit 46 Euro notiert, im April 2015 mit 24 Euro – aktuell ist sie mit rund 11,50 Euro nur noch knapp die Hälfte wert.

Die Schatzmeister anderer Kommunen mussten deshalb beim Vermögen teils zweistellige Millionenbeträge abschreiben. Sie halten auch deutlich dickere Pakete: Essen gehören fast 18 Millionen RWE-Aktien (3,12 Prozent aller Stammaktion), Mülheim 9,81 Millionen, Bochum 6,6 Millionen, Herne knapp zwei Millionen.

Schumski: „Total entspannt bei RWE-Aktien“

Die Stadtwerke Witten halten über ihre Tochter Vermögensgesellschaft Witten (VGW) gerade einmal 30 464 RWE-Aktien. Das sei keine strategische Beteiligung, sondern im Verhältnis zu den anderen Eigentümern und zu anderen eigenen Geschäftsfeldern ein „doch sehr überschaubarer Rahmen“, sagt Andreas Schumski. Er sei deshalb „froh, dass wir beim Thema RWE-Aktien total entspannt sein können“. Sinkt der Kurs um einen Euro, verlieren die Stadtwerke rund 30 000 Euro. In Dortmund, das 24 Millionen Stück hält, müsste die Stadt gleichzeitig 24 Millionen Euro abschreiben. Dortmunds Oberbürgermeister hat aber gerade angekündigt, das Paket erst einmal zu behalten.

Verluste hat die Stadtwerke-Tochter VGW durch den Kursverfall der RWE-Papiere aber schon eingefahren: 230 000 Euro musste sie 2014 abschreiben, weitere 350 000 Euro 2015 – Stadtwerke-Vermögen und letztendlich städtisches Vermögen.

Thema in der nächsten Aufsichtsratssitzung

Die Entscheidung über einen Verkauf liegt beim Aufsichtsrat der Stadtwerke, der zu zwei Dritteln mit Ratsmitgliedern besetzt ist. Dieser werde sich auf jeden Fall in seiner nächsten Sitzung mit dem Thema eines Verkaufs oder Teilverkaufs der Aktien befassen, sagt Kämmerer Matthias Kleinschmidt.

Abzuwägen ist dann das Risiko eines weiteren Kursverfalls gegen die Chance, dass sich die Aktie doch noch erholt. Im zweiten Fall müsste sich der Aufsichtsrat dann vorhalten lassen, dass er die Anteile auf dem Tiefpunkt der Entwicklung verramscht hätte.

Neue Aktien als Mitnahmeeffekt nach Rechtsstreit

Nach der Übernahme der VEW durch RWE wurden die VEW-Aktien eingetauscht. Die Stadtwerke verkauften ihre 600 000 RWE-Anteile dann für fast 10 Mio Euro.

Andere Ex-VEW-Aktionäre klagten erfolgreich gegen den Tauschkurs: Sie erhielten nachträglich weitere RWE-Aktien, die Stadtwerke bekamen so 30 464 Stück.