Witten. . Hardy Bock aus Mülheim zeigt ab 21. Mai einen Querschnitt seiner Arbeiten. Er liebt das Material Holz, mag Melancholie und erzählt gerne Geschichten.
Ungewöhnlich, manchmal gruselig, originell, einzigartig. Ach, es gibt viele Adjektive, die die Werke von Hardy Bock charakterisieren. Und erst die Geschichten, die der 37-Jährige dazu erzählen kann! Vielleicht liegt es daran, dass er in Transsilvanien geboren wurde – dem Land voller Mythen um Vampire, Werwölfe und Hexen. Und der dunklen Wälder, durch die Hardy Bock als Kind so gern streifte und in denen ihn die Faszination für das Material Holz packte. In der Annener Galerie Himmelstropfen zeigt er jetzt eine Auswahl seiner Arbeiten.
Tischplatten vom Sperrmüll
Strahlend weiße Leinwände sind nicht seins. Hardy Bock malt auf Tischplatten und Schranktüren, die er bei Haushaltsauflösungen oder vom Sperrmüll ergattert – Hauptsache aus Holz. „Da bin ich aber nicht der erste“, gesteht er. Schon die Mona Lisa sei einst auf Olivenholz entstanden. „Das ist ein lebendiges Medium, das in der Regel eine Geschichte hat – es ist geschliffen, poliert, hat eine Maserung.“ Manchmal entscheidet letztere darüber, wie er seine Figuren anordnet.
Der Künstler malt auch sich selbst, zum Beispiel als sommersprossigen Jungen. An der Stelle, an der sonst das Herz sitzt, tickt eine Uhr. Im Arm hält er das Kaninchen aus „Alice im Wunderland“. Es fixiert den Betrachter, während der Junge abwesend wirkt. „Verlust in der Hülle der Unsicherheit“ nennt Bock das Bild. Zeit ist für ihn ein wichtiges Thema „und der schönste Zeitvertreib ist für mich die Melancholie – sich einem Gefühl ganz hinzugeben“.
Altkleider füllen die Hülle
Öl ist seine Farbe, nur wenn es schnell gehen muss, greift Bock zu Acryl oder Lack. Aber er malt nicht nur, er installiert auch: „Der gebrochene Schwur“ heißt die kopflose Figur, die mit gekreuzten Fingern auf einem Stuhl sitzt, über sich einen Schirm, an dem kleine Totenköpfe baumeln. Der Körper ist nicht weiß, sondern angestaubt und darin stecken 15 bis 20 Kilo Altkleider, die der Hülle eine Form geben. „Wie schnell macht man Versprechen und bricht sie dann doch“, so Bock, der Dinge gern wiederverwertet.
2011 war es, da hat der Künstler ein altes Familienalbum aus den 70er/80er Jahren gefunden, als Ceauşescu noch das kommunistische Rumänien regierte. Er zeichnete die Schwarzweiß-Fotografien in Sepia mit gezacktem Konturrand auf Karton. Ein Bild zeigt seine ältere Schwester mit der Mutter. Und der wunderbar skurrile Titel lautet: „Das Land, das mir so fremd erschien, nannte man Mutter.“
Unterschiedliche Inspirationsquellen
Hardy Bocks Kunst ist ein Sammelsurium unterschiedlichster Inspirationsquellen. Er hat Rembrandts „Badendes Mädchen“ übermalt – nein, nicht das Original. Es ist nun eine Spinnenfrau. Zu alten Pressefotos hat er Gedichte geschrieben, die Tür einer Kommode mit Schlüsselloch kurzerhand in einen Rahmen gepackt – „in der Maserung kann man alles sehen“.
Mit 19 hat sich Hardy Bock für das künstlerische Leben entschieden, von dem sein Vater nur träumte. Sein Grafikstudium hat er nicht beendet: „Ich habe die Farbe an meinen Fingern vermisst.“
Die Ausstellung von Hardy Bock trägt den Titel „Die Stille im Lichte des Schattens“. Sie wird am Samstag (21. Mai) um 18 Uhr an der Geschwister-Scholl-Straße 3 eröffnet.