Witten. . AHE setzt mit Familienfest an der Biogasanlage auf Transparenz. Besucher blicken auf blubbernde Blasen im Gärungsprozess. Strom für 2500 Haushalte.

Ein ungewohntes Bild: Das nüchterne Gelände der Biogasanlage im Bebbelsdorf ist voller bunter Stände und fröhlicher Menschen. Im Rahmen der „Klimawochen Ruhr 2016“ hatte die AHE an diesem Samstag zum Familienfest eingeladen. Das Programm rund um Klima und Umwelt lockte viele interessierte Besucher an.

2013 ist die innovative Biogas-Anlage in Betrieb gegangen. „Das Konzept ist einfach großartig“, hält Johannes Einig, Prokurist bei der AHE, nicht mit Eingenwerbung hinterm Berg. Man merkt ihm die Begeisterung für dieses Projekt, das er von Anfang an begleitet hat, an. „Die Grundidee ist der perfekte Kreislauf – der Biomüll wird zu 100 Prozent verwertet und genutzt.“ 25 000 Tonnen Bioabfall aus dem gesamten EN-Kreis landen in der Wittener Anlage zu drei Produkten aufgearbeitet: Gas, Flüssigdünger und Kompost. Einig: „Aus Abfall werden neue Rohstoffe!“

Wer auf dem weitläufigen Gelände Mief und Gestank erwartet hat, ist angenehm überrascht. Von den 16 Millionen Euro Investitionskosten wurden laut AHE allein 2,5 Millionen für die Luftreinigung verwendet. Die großen Tore zur Anlieferung sind Schnelllauftore, die jeweils nur sehr kurz geöffnet sind. Ein Luftschleier, eine Art Schutzwand aus warmer Luft, ähnlich wie an den Eingängen von Kaufhäusern, minimiert den Geruchsaustritt.

Keine Probleme mit Geruchsbelästigung

Ein ständiger Austausch in den Hallen reduziert auch dort die dicke Luft. Die abgesaugte Luft wird erst chemisch und dann biologisch gereinigt. Probleme mit den Anwohnern wegen Geruchsbelästigung aus der Anlage gibt es nach Angaben von Einig keine: „Wir haben von Anfang an auf Transparenz und Kommunikation gesetzt. Einmal im Jahr veranstalten wir eine Diskussionsrunde, um Fragen umfassend zu klären“, so der AHE- Niederlassungsleiter.

Am Samstag sind die Führungen gut besucht. Die großen Hallen, in denen der Abfall von Fremdstoffen gereinigt und dann zerkleinert wird, die Blockheizkraftwerke und der große Fermentierungsturm sind sehr viel interessanter, als man vielleicht denken könnte. Durch kleine Bullaugen werfen Besucher einen Blick auf die gärende Masse – Gasblasen blubbern in einer braunen zähen Masse.

Kompost trägt Bioland-Siegel

5,5 Millionen Kilowattstunden Strom werden hier produziert – genug, um rund 2500 Haushalte ein Jahr lang zu versorgen. Und der anfallende Kompost hat eine so hohe Qualität, dass er inzwischen sogar das Bioland-Siegel tragen darf.

Das Familienfest sieht die AHE als gute Möglichkeit, den Nachwuchs für das Thema Umwelt zu sensibilisieren. Charlotte (6) und Oskar (4) haben Spaß mit „Herrn Stinktnich“. Der Spaßmacher, der im echten Leben Patrick Strohm heißt, bringt den Kindern unter anderem spielerisch die Mülltrennung nahe, während die Großen sich von den „Physikanten“ unterhalten lassen. Das Ehepaar Jursza findet das Konzept des Festes richtig gut: „Die Veranstaltung ist wirklich informativ. Aus Abfall Energie erzeugen – die perfekte Wiederverwertung!“

Kompostierbare Tüte für den Biomüll

Ein großes Problem sind Störstoffe – viele Bürger sammeln Biomüll, werfen ihn dann aber samt Plastikbeutel in die braune Tonne. Zur Abhilfe hat BASF spezielle Bio-Beutel (encovio) entwickelt, die sich in der Biogasanlage rückstandsfrei auflösen. Wo man diese Beutel bekommt und weiteres Wissenswertes erfährt man auf der Website der AHE: www.stromtonne.de