Witten. . Saxofonist Wolf Codera ist durch seine „Session Possible“-Reihe bekannt. Er war aber auch ein Tennis-Ass. Musiker trotzte auch schweren Krankheiten

Die „Achterbahnfahrt“ nennt der Selfmade-Künstler Wolf Codera sein Leben. Es ist ein Auf und Ab mit Erfolgen und Tiefschlägen.

Nicht immer war klar, dass der Wittener Musiker Wolf Codera mit seiner Passion so erfolgreich sein würde. Als Kind, aufgewachsen in Herbede und zur Schule gegangen in Witten, fing Wolf Codera an, Klarinette zu spielen und brachte sich auf dem Ascheplatz hinter dem Elternhaus selber Tennisspielen bei.

„Ich habe auf einer Platte meiner Eltern einen Mann mit Klarinette gesehen und wollte so sein wie er. So fing das alles an mit der Musik“, erzählt der heute 54-Jährige.

In der gleichen Zeit, als er beim Wettbewerb „Jugend jazzt“ gewann, wurde er auch Jugend-Stadtmeister im Tennis und stellte so sein Allroundtalent unter Beweis. „An Tennis faszinierte mich der Wettkampf. Vielleicht besonders, um es meinem Vater zu beweisen. Und das mit Erfolg.“

© Funke Foto Services

Nach der Schul- und Tenniszeit wurde der Wittener zunächst Mitglied des Musikchors der Bundeswehr in Bremen und lernte durch Eigeninitiative und viel Übung Saxofonspielen. Das Instrument baute er sich selber zusammen und übte, bis er Erfolg hatte.

Nach seiner Bundeswehrzeit, die ihm nicht immer leicht fiel, fing er sein Medizinstudium an. Damit verwirklichte er sich seinen Kindheitstraum: „Ich wollte schon damals in Richtung Sportmedizin gehen und habe mich immer schon sehr für die Anatomie des menschlichen Körpers interessiert. Professionell Musik zu machen, lag damals noch in weiter Ferne.“

Erst eine Lungenkrankheit, dann ein bösartiger Nierentumor

Doch ein schlimmer Schicksalsschlag beendete sein Studium: die Lungenkrankheit Sarkoidose. Dagegen hörte er aber nicht auf, Musik zu machen, obwohl es durch die Krankheit erschwert wurde. Er erfand sogar ein spezielles Klappensystem für das Saxofon, das es ihm ermöglichte, weiterhin seine Passion auszuleben. Außerdem war er an der Erfindung eines besonderen Mundstücks beteiligt, meldete sogar Patente an. Doch dann schaltete sich ein Musikinstrumenten-Produzent aus den Niederlanden ein und drohte Coderas Team Konsequenzen an, falls die Produktion fortlaufen sollte. Aus dieser verfahrenen Situation ging der Wittener als Verlierer hervor, denn er hatte eine halbe Millionen Mark investiert und saß nun auf dem Schuldenberg. Insolvenz anzumelden, war für ihn keine Lösung, also zahlt er bis heute die Schulden ab.

Mit Unterrichtsjobs in den Musikschulen Gevelsberg und Witten hielt sich Codera zunächst finanziell über Wasser. Durch die Tournee mit den Klassikstars Anna Maria Kaufmann und Peter Hofmann ging es 1999 wieder endgültig bergauf für den kämpferischen Wolf. Doch kaum hatte er sich wieder berappelt, geschah das nächste Unglück. Durch einen Unfall während der Tournee wurde Coderas Hörfähigkeit auf dem rechten Ohr schwer beeinträchtigt. Doch wieder hörte Codera nicht auf, Musik zu machen und schafft es, durch einen Werbedeal und andere vermarktbare Projekte, wieder auf die Beine zu kommen.

2008 dann der nächste Tiefschlag: Wegen einer vermuteten Gallenerkrankung begab sich der Musiker ins Krankenhaus. Dann die Schocknachricht: ein bösartiger Tumor an der Niere. Weil Codera längere Zeit im Essener Klinikum für Operationen und zur Genesung verbrachte, zog er schließlich in die Krankenhaus-Nähe.

Coderas Abend mit der Soul-Legende Stevie Wonder

In unzähligen Stunden im Krankenbett ließ Wolf Codera sein Leben Revue passieren, Dabei wurde ihm klar, dass er sein musikalisches Talent nicht verspielen dürfe.

„Ich habe mir gesagt, wenn ich da wieder gesund rausgehe, mache ich Musik endgültig zu meinem Beruf“, erzählt der 54-Jährige. Durch einen harten Kampf und starken Glauben an sich selbst schaffte es Codera, aus dieser Schreckenssituation herauszukommen. Mit dem festen Entschluss, sich nun voll und ganz auf die Musik zu konzentrieren, ging er in die neue Phase seines Lebens und sollte für seine Ausdauer mit Erfolg belohnt werden.

Das zeigt besonders die von ihm aufgezogene Reihe „Session Possible“. In der steht er mit Stars wie Rhani Krija, der regelmäßig zusammen mit Stars wie Sarah Connor oder Xavier Naidoo spielt, und begeistert seit einigen Jahren Musik-Fans im gesamten Ruhrgebiet. Trotz seines Erfolgs mit der „Session Possible“ und vielen inspirierenden Erlebnissen mit den Mitwirkenden sind dem Künstler einige Begegnungen besonders in Erinnerung geblieben: wie jene mit der weltberühmten US-Soul- und Pop-Legende Stevie Wonder.

„Als ich mit meiner damaligen Gruppe einen Auftritt in einem Hotel hatte, meinte plötzlich jemand zu mir, dass Stevie Wonder an der Bar auf mich warte. Ich dachte, die wollen mich auf den Arm nehmen“, erzählt der Musiker mit einem amüsierten Lachen.

Er sollte sich irren. Stevie Wonder wollte tatsächlich den noch am Anfang seiner Musik-Karriere stehenden Wolf Codera spielen hören. So beschreibt der Wittener die verblüffende Situation, wie er mit dem US-Star zusammen in einer Bar eines Hotels Musik machte.

Als Andenken an dieses außergewöhnliche Treffen signierte Stevie Wonder dann Coderas Saxofon mit dem Schriftzug: „My love is with you - Stevie Wonder.“ Dieses Instrument wurde Codera zwar wenige Zeit später gestohlen, er sollte sich allerdings immer an die wegweisende Begegnung mit dem Ausnahmemusiker erinnern.

Bei der „Session Possible“ in den Mai tanzen

Wer gerne bei ausgelassener Stimmung und guter Musik in den Mai tanzen möchte, ist am heutigen 30. April ab 20 Uhr im Backhaus an der Dortmunder Straße bei der „Session Possible“ an der richtigen Adresse.

Wolf Codera spielt gemeinsam mit hochkarätigen Gästen wie Jazzsängerin und Schauspielerin Than Mai Susann Kieu und Dominik Steegmüller, der schon bei den Fanta4 als Background-Sänger dabei war.

Begleitet werden sie von Dirk Sengotta am Schlagzeug, Cascada- Produzent Adelmo Listorti am Bass, Andreas Reckenwald am Keyboard und Jakub Sedlak an der Gitarre.