Witten. . Neues Angebot der Verbraucherzentrale beugt Energiearmut in Witten vor. Stadtwerke sperren 500 Haushalten im Jahr Strom und Gas. Das muss nicht sein.
Wenn das Licht aus geht und die Heizung kalt bleibt, hat das nicht grundsätzlich technische Gründe. Auch der Energieversorger kann seinen Kunden den Strom abdrehen – nämlich dann, wenn die Rechnung über einen längeren Zeitraum nicht beglichen wurde. Die Verbraucherzentrale bietet Betroffenen in Witten jetzt ihre Hilfe an.
Es ist das letzte Mittel, das den Stadtwerken bleibt: Wenn trotz mehrfacher Zahlungsaufforderung kein Geld fließt, wird die Leistung irgendwann eingestellt. Bei so wichtigen Gütern wie Strom und Gast bedeutet das: Der Kühlschrank wird warm, das Duschwasser kalt. Das ist unangenehm für den Verbraucher. Von den knapp 50 000 Strom- und Gaszählern in Witten sperren die Stadtwerke jährlich rund 500, davon 100 mehrfach. Insgesamt werden über 3000 Sperrungsandrohungen im Jahr ausgesprochen. Damit es so weit nicht kommt, gibt es seit 2012 das Projekt „NRW bekämpft Energiearmut“.
Ursachen werden bekämpft
Nachdem die erste Modellphase positiv verlief – in mehr als 80 Prozent der Fälle wurde eine gute Lösung für die Betroffenen erreicht – startet das vom Verbraucherschutzministerium finanziell unterstützte Projekt auch im Ennepe-Ruhr-Kreis. „Wir treten an mit dem Ziel, Energiearmut zu verhindern“, sagt Dr. Iris van Eik, Bereichsleiterin der Verbraucherzentrale. „Dazu gehört Prävention. Wir wollen die Ursachen bekämpfen.“
Um das zu realisieren, werden in Witten verschiedene Institutionen mit ins Boot geholt. Am wichtigsten ist der Dialog mit den Stadtwerken Witten als Hauptenergieversorger. Geschäftsführer Andreas Schumski verdeutlicht, warum die Stadtwerke diese Aktion begrüßen: „Die Verbraucherzentrale und wir haben das gleiche Ziel: Wir wollen bei Verschuldung helfen. Zahlungsausfall ist bei uns ein zentrales Thema.“ Betroffen sind laut van Eik vor allem drei Gruppen: Bezieher von Sozialleistungen, Geringverdiener und Rentner. Ihnen wird bei der Verbraucherzentrale schnell und unbürokratisch geholfen.
Dafür wurde sogar eigens eine Fachberaterin eingestellt. Tiana Preuschoff kümmert sich ab sofort um Budget- und Rechtsberatung bei Energiearmut. Darüber hinaus wird es an verschiedenen Stellen präventive Maßnahmen geben. „Zahlreiche Multiplikatoren leisten Hilfestellungen“, sagt van Eik. Stadtwerke-Geschäftsführer Schumski ruft dazu auf, das neue Angebot anzunehmen: „Je früher die Leute kommen, desto besser können wir helfen.“