Witten.. Seit 14 Jahren zeigen angehende Mediziner aus Witten albanischen Studenten, wie sie Patienten untersuchen. Nun steht Neurologie auf dem Plan.


Lernen am Patienten – für Medizinstudenten in Deutschland gehört das zum Studium dazu. In Untersuchungskursen lernen sie etwa, wie sie die Lunge eines Patienten abhören oder seine Reflexe testen. In Albanien sieht das anders aus: „Wer dort Medizin studiert, hat keinen praktischen Teil im Studium“, erklärt Andrea Witowski, Medizinstudentin an der Universität Witten/Herdecke (UW/H). „Die Studenten untersuchen das erste Mal einen echten Patienten, wenn sie nach der Uni in einem Krankenhaus arbeiten.“

Das Projekt gibt es seit 14 Jahren

2002 haben Studenten der UW/H daher das Projekt „Future Doctors Network“ ins Leben gerufen. Das Ziel: Medizinstudenten in Albanien auf den Alltag in der Klinik vorbereiten. „Etwa drei Mal im Jahr fliegen vier von uns für ein Wochenende nach Tirana und geben dort Untersuchungskurse für die Studenten“, sagt die 21-jährige Witowski. Sie studiert im vierten Semester Medizin in Witten – seit dem ersten engagiert sie sich für das Projekt.

Am kommenden Wochenende fliegt die gebürtige Braunschweigerin das erste Mal mit nach Tirana. „Das ist alles sehr kurzfristig: Erst letzte Woche haben wir erfahren, dass wir dieses Wochenende den Kurs geben können.“ Die albanischen Studenten müssten genügend Interessenten zusammen haben und einen geeigneten Raum organisieren. „Für uns ist es dagegen immer ein bisschen schwierig, spontan einen Arzt zu finden, der Zeit hat“, sagt Witowski.

Das Projekt „Future Doctors Network“



2002 haben Studenten der Universität Witten/Herdecke das Projekt ins Leben gerufen.

Aktuell engagieren sich 15 junge Leute für den Austausch mit den albanischen Studierenden.

Jedes Jahr fliegen etwa vier angehende Mediziner aus Witten nach Tirana in Albanien, um den Studenten vor Ort praktische Untersuchungstechniken zu zeigen, etwa aus der Neurologie, der Orthopädie oder der inneren Medizin.

Jeweils ein Arzt begleitet die Studenten

Finanziert wird das Projekt durch die Walter-Gastreich-Stiftung, die ihren Sitz in Essen hat und 1993 gegründet wurde.

An diesem Wochenende begleitet ein Neurologe vom Herdecker Gemeinschaftskrankenhaus die angehenden Mediziner.

Gemeinsam werden sie etwa 60 albanischen Studenten zeigen, wie sie die Sensibilität der Haut testen oder einen Patienten auf einen Schlaganfall untersuchen. „Diese neurologischen Untersuchungen gehören später zum Krankenhausalltag“, sagt Andrea Witowski.

Gleichzeitig wollen sie vor Ort Tutoren ausbilden. „Bei uns in Witten laufen die Untersuchungskurse ähnlich ab: ein Arzt führt theoretisch in das Thema ein und danach spielen wir in Kleingruppen mit Tutoren die Untersuchungen durch.“ Ein wichtiges Ziel des Projekts „Future Doctors Network“ sei es, den praktischen Teil der Medizinerausbildung in das Curriculum an albanischen Universitäten aufzunehmen.

Ziel ist ein internationales Netzwerk

„In Deutschland haben wir an der Uni viele Möglichkeiten, Medizin praktisch zu lernen“, sagt Andrea Witowski. „Und wir haben auch die Kapazitäten, unser Wissen weiterzugeben und mit anderen zu teilen.“ Mithilfe des Projekts würden die Studenten ein länderübergreifendes Netzwerk von Medizinstudenten aufbauen wollen. „Der Austausch untereinander, der Kontakt zu anderen Ländern ist ganz wichtig.“