Witten.. Der Pétanque-Boule-Club lud am Tag der offenen Tür zum Spiel auf dem Bouleplatz am Hohenstein ein. Auch Kinder waren vom Kugelwerfen begeistert.


Es ist eine Szene, die an einen Urlaubstag in Frankreich erinnert: Die Sonne, die zwischen den Bäumen durchblinzelt, wirft ein Spiel aus Licht und Schatten auf einen Schotterplatz, auf dem einige Männer und Frauen stehen und schwere Stahlkugeln in Richtung einer winzigen Plastikkugel werfen.

Dieses Pétanque-Spiel, im Volksmund auch Boule genannt, findet jedoch nicht etwa in der Provence statt, sondern am Hohenstein. Der 1. Pétanque-Boule-Club Witten hatte zum Tag der Offenen Tür geladen.

„Im Grunde geht es beim Boule darum, die eigene Kugel näher an die Zielkugel zu werfen als die gegnerischen Kugeln“, erklärt Bernd Matz, Vorsitzender des Clubs. Doch das ist nur die Kurzversion des geselligen Spiels, bei dem es stets gilt, gut zu taktieren. Denn wer den Sport beherrscht, der weiß, dass der Gegner auch die Chance hat, die Kugeln seiner Kontrahenten durch einen geschickten Wurf wegzuschießen. „Deswegen nennen manche das Spiel auch Bodenschach“, weiß Matz.

Boule, Boccia und Pétanque

Boule, Boccia, Pétanque – viele Namen für ein und dasselbe Spiel? „Im Grunde bezeichnen alle Namen schon das Gleiche: das Spiel mit Kugeln“, erklärt Bernd Matz. Doch Unterschiede gebe es schon, weshalb in Frankreich für das Spiel, das der Club am Hohenstein praktiziert, wohl jeder korrekterweise von Pétanque sprechen würde. In Deutschland habe sich dennoch der Name Boule (französische für Kugel) eingebürgert.

Finlay (6) und seinem Bruder Liam (5) ist diese Namensvielfalt egal. Sie waren eigentlich auf dem Weg zum Wildgehege, als plötzlich etwas ganz anderes ihr Interesse weckte. Jetzt stehen sie gemeinsam mit Opa Harald und Papa Oliver auf dem Schotterplatz und spielen zum ersten Mal Boule. „Ich finde das so toll, das möchte ich öfter spielen“, ruft Finlay begeistert. An der frischen Luft ist er außerdem. Auch Uwe Rosenkranz, der heute als Besucher das Spiel mit den Kugeln testet, ist fasziniert von Boule: „Das im Urlaub an der Nordsee am Strand zu spielen – einfach toll.“

Manu spielt das Spiel aus seiner Heimat auch in Witten mit Leidenschaft

Erfunden wurde das Spiel bereits vor rund 100 Jahren in der Provence. Der an Rheuma erkrankte Jules le Noir, so erzählt es Bernd Matz, suchte nach einer Sportart, die er trotz seines Leidens weiterspielen konnte. So entstand Pétanque. „Und das ist auch der Vorteil des Spiels gegenüber anderen Sportarten. Es ist altersunabhängig. Selbst ältere Spieler haben noch gute Chancen, zu gewinnen“, so der Vereinsvorsitzende. Selbst wenn sie dabei gegen jüngere Spieler antreten würden.

So kommt es auch nicht von ungefähr, dass Manu, einer der besten Spieler des Clubs, mit seinen 60 Jahren so alt ist wie der Durchschnitt der Vereinsmitglieder. Manu stammt aus Frankreich und spielt das Spiel aus seiner Heimat leidenschaftlich gerne. „Man kann dabei entspannen und den Stress des Alltags wunderbar vergessen“, schwärmt er. Außerdem findet der Franzose, der seit 1985 in Witten lebt, dass der Boule-Platz am Hohenstein einfach eine Idylle sei.