Der Stadtgottesdienst am Sonntagabend (6.3.) im Saalbau verknüpfte wieder die intensive Beschäftigung mit dem Glauben und ausgelassenen (Gospel)-Gesang.

Der letzte Stadtgottesdienst der Saison geht vor vollem Haus über die Bühne. „Himmelwärts“ beschäftigte sich am Sonntagabend mit der spannenden Frage, warum es kompliziert ist, Christ zu sein – und warum es glücklich macht.

Was genau ist kompliziert daran, ein Christ zu sein? „Die Ehe!“ entfährt es einer Besucherin. Die Frau erntet mit ihrer ebenso schlagfertigen wie augenzwinkernden Antwort auf die Frage des Theologen Matthias Kleiböhmer nach den Dingen, die den Glauben schwierig machen, viele Lacher.

Noch nie so wütend mit Gott geredet

Als der Mitarbeiter der Creativen Kirche davon berichtet, was ihm derzeit zu diesem Thema einfällt, wird es aber ganz still in den voll besetzten Reihen. Die ausgelassene Stimmung vom Scherzen und Singen zuvor ist wie verflogen. „Vor ein paar Tagen habe ich einen Anruf erhalten und erfahren, dass Hilde im Krankenhaus ist. Sie liegt im Koma – wegen eines schnell wachsenden Hirntumors.“ Hilde, erfahren die Zuhörer, heißt eigentlich anders und ist gerade einmal drei Jahre alt. Das kleine Mädchen geht mit dem Sohn des Theologen in den Kindergarten. So wütend wie danach habe er noch nie mit Gott geredet, gesteht Matthias Kleiböhmer den sehr betroffen wirkenden Anwesenden.

Wegen des „Chortages NRW“ sind am Sonntagabend mehr als 700 Gäste, darunter viele der Sänger, zum Saisonfinale des Stadtgottesdienstes gekommen. Weil alle Plätze belegt sind, müssen einige von ihnen auf den Treppenstufen des Saalbaus sitzen. Die Beobachtung Kleiböhmers, dass trotz unbegreiflicher Schicksalschläge Gottes Anwesenheit tröste, unterstreichen die Gläubigen klatschend.

Warum lässt er trotz seiner Güte Schlimmes zu?

Die „Theodizeefrage“, warum also Gott Schlimmes in der Welt zulässt, obwohl er gut und allmächtig ist, kann das Vertrauen in ihn und auch den Glauben von Geistlichen nur schwer erschüttern. Auch für Matthias Kleiböhmer sind solche Schicksalschläge – bei aller Wut – kein Grund, sich von Gott abzuwenden. „In den 20 Jahren, in denen ich Christ bin, hat mich mein Glaube immer mit Glück erfüllt“, erklärt der 39-Jährige. Wie Moses in der Erzählung vom brennenden Dornbusch, in der Gott sich vorstellt als „Ich bin, der ich bin“, habe auch er Gottes Zuverlässigkeit erfahren.

Neben den Worten des Theologen sorgen die Gospelsongs, die die Gäste mit der Wittener Chorleiterin Miriam Schäfer singen, für Erbauung im Publikum. Zum Abschluss dieses emotionalen Stadtgottesdienstes gibt es drei Blumensträuße für Gäste, die diese wiederum an Menschen verschenken sollen, die gerade eine schwere Zeit durchmachen.

Viel Applaus bekommt ein Gast, der einen Strauß für eine syrische Familie mitnehmen möchte – als Zeichen dafür, dass sie nach all ihren traumatischen Kriegs- und Fluchterfahrungen hier willkommen geheißen werden.