Witten. . Schauspielerin Tanja Wedhorn (44) lebt in Berlin, hat ihre Heimat Witten aber im Herzen behalten.Hier begann ihre Karriere.
Mittlerweile lebt sie schon genauso lange in Berlin wie in Witten. Doch ihre Heimat behält Tanja Wedhorn immer im Herzen. Denn hier fing alles an, was sie auf die großen Bühnen und in die TV-Primetime gebracht hat.
Am Sonntag ist sie wieder in einer Hauptrolle zu sehen – als Putzfrau Marie, die ein wenig durch Zufall zur Pflegerin einer etwas verwirrten und sturen Dame (Gaby Dohm) wird. „Als ich das Drehbuch gelesen habe, musste ich so lachen und weinen“, erinnert sich Tanja Wedhorn. Diese schöne Geschichte einer Frauenfreundschaft sei so wunderbar geschrieben, dass sie sofort Ja gesagt habe. Und die Dreharbeiten mit Gaby Dohm seien einfach großartig gewesen.
Großes Lampenfieber
Dass die Wittenerin einmal so erfolgreich sein würde, konnte niemand ahnen, als sie in der Theater-AG das erste Mal Bühnenluft schnupperte. „In meinem ersten Stück war ich Souffleuse“, schmunzelt Wedhorn. Doch dann stand Friedrich Dürrenmatts Tragikomödie „Der Besuch der alten Dame“ auf dem Programm und mit ihr die erste Rolle. „Ich hatte so großes Lampenfieber. Hätte mir da jemand ein Ticket für eine Australienreise angeboten, ich hätt’s genommen.“
Aber sie blieb. Und ließ sich infizieren vom Schauspielvirus. Sie wurde Mitglied in den Theatergruppen „Qlisse“ und „Mimesis“ und spielte und spielte. Doch den Schritt in die Professionalität wagte sie erstmal nicht. Denn der Schauspieljob kann sehr hart sein: Ein ständiger Wettbewerb um Rollen, die Angst, in eine Schublade gesteckt zu werden und keine Aufträge mehr zu bekommen und schließlich – zu wenig Geld zu verdienen, um davon leben zu können.
Deshalb begann Tanja Wedhorn erstmal ein Lehramtsstudium. Doch das machte sie nicht glücklich. Also bewarb sie sich bei vier Schauspielschulen. „Ich habe mir gedacht, dass ich meinen Frieden damit machen kann, wenn ich dort abgelehnt werde“, erinnert sie sich.
Erfolg kam mit neuem Repertoire
Und in Leipzig war das auch so. Allerdings erklärte man ihr dort, warum sie abgelehnt wurde. Ein echter Glücksfall: „Sie sagten mir, es sei nicht blöd, was ich mache, aber ich hätte mir die falschen Rollen ausgesucht“, erzählt sie. Sie solle lieber mit Texten vorsprechen, die mehr mit ihrem Alter und ihrer Lebenswelt zu tun hätten. Also krempelte sie ihr gesamtes Repertoire um und präsentierte in Berlin unter anderem die Lena aus Büchners „Leonce und Lena“. Mit Erfolg.
Die Schauspielerei konnte also mit Segen der Experten ihr Leben werden. Noch während des Studiums wurde sie gebucht für die neue Serie „SK Babies“. Weil sie Produzent Thomas Biehl vom Fleck weg gefiel. Auch ohne Demoband, das sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorweisen konnte. Weil sich Biehl so sicher war, ließ er Wedhorn nach Köln kommen, drehte einige Szenen mit ihr – und RTL gab ihr die Rolle. „In diesem Job braucht man einfach Glück. Es gibt so viele wahnsinnig begabte Schauspieler, von denen man nichts hört. Mein Glück waren Leipzig und Thomas Biehl.“
Ein Mann, zwei Söhne
Es ging schnell weiter mit einer Hauptrolle in der Serie „Nesthocker“ mit Sabine Postel, Rollen in Krimis, Fernsehfilmen und Serien. Derzeit steht die 44-Jährige in der Komödie am Kurfürstendamm auf der Bühne, geht danach mit der Produktion „Eine Sommernacht“ auf Tour. Ihr neuer ZDF-Film „Marie räumt auf“ läuft am Sonntag. Und da sind ja auch noch ihr Mann und die zwei Söhne Theo und Joschka. Mit ihnen fährt sie gerne nach Witten, besucht ihre Mama und ihre Schwester, läuft ihre alten Joggingstrecken ab, geht „zum Kinderflohmarkt am Kemnader See“ und fühlt sich einfach wohl in ihrer alten Heimat. Dort, wo alles begann.