Witten. 22 Jahre lang sorgte Gertrud Lammers-Werda dafür, dass beim Sportunterricht an der Holzkampschule alles fluppte.

Diese besondere Mischung aus Schweiß- und Vanillegeruch wird Gertrud Lammers-Werda ewig in der Nase hängen bleiben. „Meine Damen, waschen! Nicht sprühen!“ Das habe sie oft in die Umkleiden gerufen, erzählt die 63-Jährige. Und fühlt sich an diesem Tag, an dem sie die Sporthalle der Holzkamp-Gesamtschule seit ihrem Abschied in die Rente vor wenigen Wochen erstmals wieder betritt, sofort heimisch. 22 Jahre lang kümmerte sich die Hallenwartin darum, dass dort ordentlich Sport getrieben werden konnte.

Stadt beschäftigt sieben Hallenwarte

Für die Erledigung der Aufgaben, für die Gertrud Lammers-Werda in den letzten 22 Jahren in der Sporthalle der Holzkamp-Gesamtschule zuständig war, gibt es noch keinen Nachfolger. Derzeit mache der Hausmeister den Job mit.

Die Personalfrage sei noch nicht geklärt, heißt es von Seiten der Stadt. Insgesamt sind in Witten aktuell sieben Hallenwarte im Einsatz: Jeweils drei kümmern sich um die Husemannhalle in der Innenstadt und je drei normalerweise auch um die Jahnhalle, die aber derzeit als Notunterkunft für Flüchtlinge dient. Ein Hallenwart ist für die Horst-Schwartz-Halle am Vormholzer Ring zuständig. Zusätzlich sind zwei Platzwarte am Wullenstadion im Einsatz.

Die Kaffeemaschine, die sie mal angeschafft hat, steht noch in ihrem „Büro“. An der Wand hängt irgendwas vom BVB, dessen Fan Gertrud Lammers-Werda ist. Was sich drinnen tut, kann sie durch ein großes Fenster genau beobachten. Und da hat so eine 1500 m² große Dreifach-Halle natürlich viel mehr zu bieten, als jene am Martmöller-Gymnasium oder an der Hüllbergschule, wo sie zuvor gearbeitet hatte.

Tischtennisspiele, ja, die kannte sie aus den kleineren Gebäuden. „Aber als ich hier hoch kam, das war was völlig anderes“, schwärmt sie. Es habe sie stets fasziniert, neue Sportarten kennenzulernen: Volleyball, Kunstturnen, Badminton, Handball – den vor allem. „Wenn meine Blau-Weißen zu Hause spielen, dann habe ich sogar an freien Wochenenden immer zugeguckt.“

Zehntklässler helfen bei Smartphone-Bedienung

Begeistert erinnert sich Gertrud Lammers-Werda auch an „all die kreativen Lehrer, die so oft was Neues probiert haben“. Sitzfußball zum Beispiel oder Abenteuerturnen. „Solche Sachen habe ich nachmittags an die Übungsleiter der Vereine verraten.“ Überhaupt war die Hallenwartin immer auf dem Laufenden, was Trends anging. Sie wusste, was die Jugend trug: Hosen mit extrem tiefsitzendem Schritt und vor allem die modernsten Handys. „Als ein Jugendlicher mein Mobiltelefon als alten Knochen bezeichnete, habe ich mir ein anderes gekauft.“ Die damaligen Zehntklässler halfen ihr bei der richtigen Bedienung.

Dieses „Familiäre“, das habe die Arbeit an der Holzkampschule ausgemacht. Vor dem Pressegespräch etwa, da sei ihr der Didaktische Leiter über den Weg gelaufen und habe sie gleich noch auf einen Kaffee eingeladen. „Ich gehörte immer dazu.“ Gertrud Lammers-Werda weiß das zu schätzen.

Denn die Arbeit an sich, die war so hart, dass sie ihr wohl das neue Knie zu verdanken hat: Allein die Reinigung des Bodens mit der Maschine dauert fast zwei Stunden. Vorher mussten die Bänke weggestellt werden. An denen klebte oft Kaugummi oder es fehlten Schrauben, die die Schüler mit Fünf-Cent-Stücken abgedreht hatten. Denen hat sie natürlich in so einem Fall auch mal die Meinung gesagt. „Aber sowas passiert“, sagt sie – genauso wie umgekippte Colaflaschen, an die Heizung gehängte Tampons oder Binden in der Toilette. Was sie aber gar nicht leiden konnte: die Harzerei der Handballer, die damit verbotenerweise ihren Ball griffiger machen. „Ich habe jeden Harz-Pott aufgespürt.“

Gerade hat die 7d ihren Sportunterricht beendet. Lehrer Mirko Schmidt (27), der selbst Holzkampschüler war, erinnert sich noch gut an Gertrud Lammers-Werda: „Die gute Seele des Hauses“, nennt er die Ex-Hallenwartin. „Wenn man sich mal den Finger geklemmt hat, dann hatte sie nicht nur ein Pflaster, sondern auch ein gutes Wort parat.“