Witten. . Unter der Ruhrstraße führt „Franziska“ das Grubenwasser ab. Das obere Stück kann nicht repariert werden. Deshalb muss eine Umfahrung gebaut werden.

Die Reparatur des Franziska Erbstollens unter der Ruhrstraße wird technisch aufwändiger als zunächst angenommen, sie wird deutlich teurer und sie wird länger dauern. Die gute Nachricht: Der Verkehr soll auf der Hauptachse zwischen Ruhrbrücke und Haus Witten trotzdem unbehelligt fließen können.

Der Erbstollen geht auf 1772 zurück. Bis heute führt er das Grubenwasser Wittener Altzechen durch natürliches Gefälle in den Mühlengraben ab. Im Zuge von Kanalarbeiten für das Café del Sol wurde ein Verbruch festgestellt, 80 Meter oberhalb des Auslaufs. Etwa zehn Meter unterhalb der Ruhrstraße liegt „verbrochenes Haufenwerk“ – Deckenmaterial ist heruntergefallen.

Grubenbaue dürfen nicht volllaufen

Eine Reparatur ist unabdingbar. Mit weiten Schäden im Stollen drohten Tagesbrüche in der Ruhrstraße. Die Altzechen müssen außerdem weiter entwässert werden. „Sonst saufen die alten Zechen ab“, erklärt Norbert Vierhaus, Bergingenieur bei der Bezirksregierung Arnsberg. „Wenn die Grubenbaue volllaufen, kann es sein, das an Orten, die wir nicht ersehen können, andere Gefahrenstellen entstehen.“

Mitte Juli wurden die Arbeiten im Auftrag und auf Rechnung der Bezirksregierung aufgenommen. 100 000 Euro sollten diese überschlägig kosten, bis Weihnachten sollten sie erledigt sein. Um den Verkehr an der empfindlichen Stelle nicht zu behindern, wurde die Baugrube an den Anfang der Wetterstraße gesetzt. Der Plan: In zehn Meter Tiefe wollte man sich seitlich zum Erbstollen vorarbeiten, von dort aus zur Schadstelle vordringen, um diese dann neu auszumauern.

Zum Betreten zu gefährlich

Als die Fachfirma auf den Erbstollen traf, war aber bald klar: Der gemauerte Stollen ist „zerbrochen“, zu viel Mauerwerk ist bereits abgeplatzt. Es wäre viel zu gefährlich, einen Arbeiter in den rund 1,50 Meter hohen Stollen hineinzuschicken, um diesen zu reparieren.

Die Stadt Witten, Eigentümerin des Stollens, das Arnsberger Dezernat für Altbergbau und die Baufirma wägen die Lösungswege noch ab. Klar ist: Im oberen Bereich ist der Erbstollen nicht mehr zu retten. Er bekommt deshalb eine Umleitung, bergmännisch: Umfahrung. Dafür wird von der Baugrube aus im unterirdischen Vortrieb ein neuer Stollen aufgefahren, mit Stahlausbau. Dann wird ein Rohr hineingelegt, das die Wasserführung übernimmt. Schließlich werden die Hohlräume verfüllt – wie auch der stillgelegte Teil des Erbstollens.

Alter Industriestollen

Noch nicht geklärt ist, wo diese Umleitung enden wird. Der „Bypass“ könnte unterhalb der Schadstelle wieder in den Erbstollen münden, falls dessen unterster Abschnitt noch sicher genutzt werden kann. Es gibt aber in der Tiefe auch noch einen alten Industriestollen, der vom Gelände des Cafés kommt und der auch zum Mühlengraben führt. Auch diesen könnte man vielleicht für das unterste Stück nutzen – als „Trittbrettfahrer“ sozusagen. Sicher ist bisher nur, dass Arnsberg mit den veranschlagten 100 000 Euro nicht auskommen wird. Jetzt ist von 400 000 bis 500 000 Euro Gesamtkosten die Rede.

Länge steht noch nicht fest

Der Umleitungsstollen wird das Zechenwasser etwa ab der Baugrube aufnehmen. Er könnte 80 bis 100 m lang werden, vielleicht auch nur 35 bis 50 m. Das hängt von der Lösung weiter unten ab.

Der Franziska Erbstollen verläuft unter dem Helenenberg weit nach Osten, bis hinter Annen.