Witten. . Tester des VRR bemängeln erneut Graffiti-Flut in „Annen-Nord“. Auch Hbf fällt in Bewertung ab. Bahn: Normalerweise werde Gekrakel zügig entfernt.
Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr zeichnet ein düsteres Bild von Wittens Bahnhöfen, vor allem Graffiti-Schmierereien werden kritisiert. In seinem aktuellen Stationsbericht bewertet der VRR den Hauptbahnhof nur noch mit „noch akzeptabel“. Der Bahnhof „Annen-Nord“ fällt mit „nicht akzeptabel“ ganz durch den Test – wieder einmal.
Seit Jahren stellen die Prüfer dem Halt an der Annenstraße ein mieses Zeugnis aus. Geschaut wird in die Zugänge zum Bahnsteig und auf die Steige selbst. Ob gelb, grün, schwarz, kunstvoll, gekrakelt oder obszön: Immer wieder sind es in „Annen-Nord“ die Graffitis, die negativ auffallen. Im letzten Stationsbericht hatte der Bahnhof immerhin „nur“ im Zugang zu den Gleisen schlecht abgeschnitten. Nun auch auf dem Bahnsteig selbst.
Zuständigkeitschaos um Reinigung behoben
Die Zuständigkeit im Tunnel teilen sich die Bahn (ab dem Treppenabgang zum Steig) und Hauseigentümerin Christine Gassmann-Berger. Nach einem Zuständigkeitschaos um die Reinigung haben beide Seiten nun eine gemeinsame Lösung gefunden: Die Deutsche Bahn macht alles sauber, für ihren Bereich muss Gassmann-Berger aber selbst in die Tasche greifen.
Das Problem: Die Bahn kommt anscheinend mit dem Wegmachen nicht mehr hinterher. Auch wenn das Verkehrsunternehmen versichert, die Wände so schnell wie möglich blank zu schrubben: „Der Bahnhof wird alle vier Wochen inspiziert und wöchentlich gereinigt. Nach einem Meldungseingang werden die Graffitis möglichst innerhalb von 72 Stunden entfernt.“
1500 Euro fürs Saubermachen
Auch im Zuständigkeitsbereich von Christine Gassmann-Berger sieht es „lecker“ aus: Aktuell ist wieder ein nicht gerade kleiner Teil der Wände vollgesprüht. „Dabei hatte ich das erst im Dezember säubern lassen.“ Ein teurer „Spaß“: 1500 Euro zahlte die Hauseigentümerin fürs Reinemachen.
Immerhin: Auf dem Bahnsteig hat die Bahn in den vergangenen Jahren offenbar ihre Hausaufgaben gemacht. Im Vergleich zum Test 2013 hat man sich im Testfeld „Funktion“ (funktionierende Beleuchtung, lesbare Schilder) von einer mittleren zur Bestbewertung hochgearbeitet. Das ändert aber nichts am Gesamturteil der VRR-Tester für 2015: nicht akzeptabel.
Im Nebeneingang sieht’s lausig aus
Kritik an „Annen-Nord“: Keine Barrierefreiheit
Der VRR sieht bei „Annen-Nord“ Modernisierungsbedarf. Der Bahnsteig könne nur über die Treppe erreicht werden. Außerdem müsse der Steig um 20 cm abgesenkt werden.
Eine Absenkung könne man noch nicht planen, so der VRR. Ein entsprechendes Konzept habe der NRW-Verkehrsausschuss noch nicht verabschiedet.
Nun schwächelt auch der Hauptbahnhof. In den vergangenen drei Jahren hatte man beim Verkehrsverbund den Daumen gehoben. Nun gibt es nur noch ein „noch akzeptabel“ – wieder schlagen die Graffitis negativ zu Buche. Besonders im Nebeneingang (gegenüber der Tankstelle „Lente“ an der Bergerstraße) sieht es lausig aus: Spray-Gekrakel so weit das Auge reicht. Ob sie sich dort zuständig fühlt oder nicht, ließ die Bahn bis Mittwochabend offen.
Doch nicht nur die Testbereiche (Zugänge, Bahnsteige) sind betroffen. Der Besitzer des Bahnhofsgebäudes, Markus Bürger, ärgert sich über Graffitis an der Außenfassade am ZOB und der Hinterwand der Güterhalle. Das Säubern sei eine Sisyphosarbeit, befürchtet er. „Wenn man es wegmacht, sprühen irgendwelche Idioten bald wieder etwas Neues an die Wände.“