Witten. . Fahrzeuge spielten eine große Rolle für Siegfried Brömmelsiek. War er doch Fahrlehrer. Aber auch an den ersten eigenen Wagen erinnert er sich gern.

Als Ratsherr, der für die WBG im Stadtrat sitzt, ist Siegfried Brömmelsiek den Wittenern bekannt. Über Jahrzehnte arbeitete der 64-Jährige als Fahrlehrer. Erst bei der Feuerwehr, dann im eigenen Unternehmen. Es gibt kaum eine Fahrzeugform, für die er keine Schüler fit gemacht hat.

Mit WAZ-Volontärin Kristina Gerstenmaier unterhielt sich der Wittener über Erfahrungen mit ersten Fahrkünsten seiner Schüler, aber auch seine eigenen.

Herr Bömmelsiek, erzählen Sie mir von Ihrem ersten Auto.

Den Führerschein habe ich schon mit 17 bei der Bundeswehr gemacht. Allerdings den Lkw-Führerschein. Kurios war, dass ich dann etliche Jahre gar keinen Pkw fahren durfte. Als ich dann schließlich den Führerschein hatte, kaufte ich mir im Juni 1969 für 650 Mark einen grünen VW Käfer mit Schiebedach und aufgesetzten Blinkern vorne. Bei Sander auf der Ardeystraße.

Verbinden Sie auch besondere Erlebnisse mit diesem Auto?

Ja, zum Beispiel erinnere ich mich gerne daran, wie ich mit meiner Frau damit nach Spanien in den Urlaub fuhr. Fernab der Autobahnen und 27 Stunden am Stück. Und dass im Sommer die Heizung hervorragend lief, im Winter dafür gar nicht.

Welche Bedeutung haben Autos denn für Sie?

Siegfried Brömmelsiek zeigt auf dem Laptop ein Foto seines ersten Autos.
Siegfried Brömmelsiek zeigt auf dem Laptop ein Foto seines ersten Autos. © Fischer

Also ich habe alle Führerscheine, die es gibt. Sogar den Panzerführerschein. Bei der Prüfung dafür habe ich einen Baum umgenietet und musste dem Fahrlehrer versprechen, nie wieder durch einen deutschen Wald zu fahren. Besondere Gefühle für Fahrzeuge habe ich nicht, auch wenn sie sich natürlich wie ein roter Faden durch mein Leben zogen. Angefangen damit, dass ich gelernter Kfz-Mechaniker bin.

Sie haben für alle Fahrzeugformen ausgebildet. Gibt es da Mentalitätsunterschiede?

Ich hatte sehr unterschiedliches Klientel. Angefangen von einer kleinen Fahrschule in Dortmund, in die vor allem Hausfrauen kamen und die sehr ehrgeizig waren. Anders als viele junge Menschen. Denen war es oft egal, ob es beim ersten Mal klappt. Und wenn ich für Lkw, Bus oder die Feuerwehr ausgebildet habe, hatte der Führerschein sowieso noch einmal eine ganz andere Priorität. Er war ein berufliches Muss.

Statistiken belegen, dass vor allem Fahranfänger die meisten Unfälle bauen. Woran liegt das?

Viele junge Leute meinen heute, sie könnten Autofahren. Sie sind von sich komplett überzeugt und überschätzen sich dann. Leichtsinn kann man das nennen. Imponiergehabe kommt noch dazu. Man muss sie mit Situationen konfrontieren, die sie sich selbst reflektieren lassen. Dann merken sie: Ich zwar ein toller Hirsch, kann aber auch an meine Grenzen kommen. Ich war oft ein harter Hund, aber die guten Ergebnisse gaben mir die beste Rückmeldung.

Waren Sie selbst ein guter Fahranfänger?

Ich war auch ganz schön leichtsinnig. Ohne Pause über die Pyrenäen zu fahren – unverantwortlich. Heute habe ich durch die vielen Fahrtrainings einen ganz anderen Blick darauf.

Polizeistatistik zeigt: Junge Erwachsene leben gefährlich

Die Tendenz ist leicht rückläufig, aber immer noch besorgniserregend hoch. So vermeldet das Polizeipräsidium Bochum für das Jahr 2014 einen Rückgang von 49 auf 46 verunglückte junge Erwachsene, also bei den 18- bis 24-Jährigen.

Der Anteil als Verursacher eines „Verkehrsunfalls mit Personenschaden“ stieg allerdings von knapp 58 Prozent, das sind 43 solcher Unfälle, auf 59 Prozent. Und das, obwohl ihr Anteil an der Bevölkerung nur acht Prozent beträgt. Im Vergleich zu 2012 ist das ein deutlicher Zuwachs, damals waren die jungen Erwachsenen nur in 27 Fällen Unfallverursacher.

Allerdings sind auch Personen über 65 Jahren überproportional häufig beteiligt, wenn es auf der Straße kracht: 2013 verunglückten 45 Senioren, 2014 waren es 36.

Im vergangenen Jahr hat die Führerscheinstelle des Ennepe-Ruhr-Kreises rund 12 000 Führerscheinanträge bearbeitet. In 1597 Fällen ging es dabei darum, bereits mit 17 begleitet zu fahren. Das waren 94 weniger als im Vorjahr. 2015 gab es wie zuvor keinen Fall, in dem Jugendliche ohne die vorgeschriebene Begleitung erwischt wurden. Bei den jungen Erwachsenen gilt Drogenkonsum als häufigste Ursache für den Entzug des Führerscheins; noch vor Alkoholmissbrauch.

Seit Jahren geht die Polizei landesweit mit ihrer Verkehrssicherungskampagne „Crash Kurs“ an Schulen, um die Anzahl der jungen Menschen, die an schweren Verkehrsunfällen beteiligt sind, zu verringern. Mit dabei sind dann Angehörige Verstorbener, Sanitäter oder Seelsorger.
Kristina Gerstenmaier