Witten. . Die Evangelische Kirchengemeinde Annen hat noch einen Kantor und ganz viele Gruppen, deren Mitglieder singen oder ein Instrument spielen.
Montags probt der Singekreis. Dienstags üben der ökumenische Bläserkreis und der Gospelchor. Mittwochs probt der Posaunenchor. Donnerstags singen die Kinder, die sich so nett „Singuine“ nennen. Auch der Hausmusikkreis und der Singkreis (diesmal ohne „e“) sind an diesem Tag aktiv. Und Kantor Hans Wilfrid Richter spielt sowieso sonntags die Orgel und ist auch sonst häufig in musikalischer Mission in der Evangelischen Kirchengemeinde Annen unterwegs. Manchmal auch auf Norderney. Dort leitete der 60-Jährige letzte Woche eine Chorfreizeit.
Proben in der Erlöser- oder in der Friedenskirche
Dass diese Gemeinde noch einen der wenigen hauptamtlichen Kirchenmusiker beschäftigt, zeigt, welchen Stellenwert die Musik hier hat: „Das ist ein ganz festes Pfund, weil sich jede Woche Menschen aufmachen und Zeit investieren, um dann in Gottesdiensten oder bei Konzerten aufzutreten“, sagt Richter. Etwa 150 Sänger und Instrumentalisten, zum Teil in Doppelbesetzung, sind ehrenamtlich tätig, schätzt der Kantor. Sie proben entweder in der Erlöserkirche, die ja inzwischen multifunktionales Gebäude ist, seit es kein Gemeindehaus mehr gibt. Oder sie singen im Saal unter der Friedenskirche oben an der Ardeystraße – so wie Birgit Böttcher (53) und Günter Wedhorn (67).
Gospel sind ihre Leidenschaft – und die der insgesamt 25 Chormitglieder. „Dieses Jahr sind schon zwei Neue dazu gekommen“, freut sich Birgit Böttcher, für die Musik Teil ihres Lebens ist. „Allerdings wäre es schön, wenn wir ein paar Männer mehr hätten.“ Meist auf Englisch singen sie die Lieder. Seit 2008 gibt es den Chor, der aus einem Workshop entstand. „Ich habe jahrelang im traditionellen Kirchenchor gesungen“, sagt Günter Wedhorn. Jetzt gerade liege ihm aber die flotte Gospelmusik mehr. Zwei Ordner voller Noten gehören schon zum Repertoire.
Familiäre Strukturen halten Gruppen zusammen
Doch nicht nur ums Singen geht es, „die Gemeinschaft ist wichtig“, sagt Birgit Böttcher. Viele Freundschaften seien da bereits entstanden. „Es sind beinahe familiäre Strukturen, die die einzelnen Gruppen zusammenhalten“, betont Hans Wilfrid Richter. Er selbst sei schon als kleines Kind im Chor gewesen und habe Klavier gespielt. Außerdem durfte er früher dem Organisten helfen und beim Stimmen die Tasten drücken.
Richter übt nach wie vor regelmäßig. Schließlich will er der Gemeinde in den rund 50 Gottesdiensten pro Jahr öfter was Neues bieten. „Orgelmusik muss nicht altbacken sein“, sagt er und sogar der alte Bach sei „ziemlich flott“. In den Kindergärten allerdings ist er aus praktischen Gründen mit der Gitarre unterwegs – und einem Koffer voller Orffscher Instrumente wie Glockenspiel oder Triangel. Dem Nachwuchs will er so die Musik schmackhaft machen. Und er hofft, dass es „was bringt“.