Es ist Montagabend. Vor dem Hauptbahnhof sammelt sich gut ein halbes Dutzend Leute. Sie sind gekommen, um Menschen zu helfen, die sonst oft vergessen werden: den Obdachlosen. „Heute haben wir vor, den Menschen in der Unterkunft unten an der Ruhr warme Suppe zu bringen“, erzählt Stefanie Neto Mendoca, Mitinitiatorin der Wittener Gruppe.

Mit ihrer Initiative „Steffi-Hilft“ kümmert sie sich seit Jahren um schutzbedürftige Tiere, seit einiger Zeit auch um Menschen. Im November hatte sie Kontakt zu dem Obdachlosen-Verein „Unsichtbar“ aufgenommen, einem Verein, der sich im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis um die Menschen am Rand der Gesellschaft kümmert. Daraufhin formierte sich eine Gruppe um die beiden Initiativen. An jedem Montag trifft sie sich; unter anderem, um auf Stadtsparziergängen Obdachlosen Decken, warme Kleidung, Getränke oder Hundefutter zu bringen. „Wir treffen regelmäßig so vier bis fünf Obdachlose, die wir versorgen“, berichtet Lucas König, erster Vorsitzender von „Unsichtbar“, der auch in anderen Städten mit dem Rucksack Runden dreht.

„Ist Not am Mann, sind wir da", ergänzt Stefanie Neto Mendoca. Über die montägliche Runde hinaus nahmen sich die Ehrenamtlichen seit einigen Wochen der dauerhaften Obdachlosenunterkunft an der Ruhr an. Neto Mendoca und Melanie Ernst, eine weitere Helferin, hatten sich Schutzmasken und Gummihandschuhe aufgesetzt und in einigen Räumen in der Unterkunft radikal Müll entsorgt und geputzt. Außerdem riefen sie über Facebook zu Möbel- , Kleider- und Bettwäschespenden auf. „Da herrschen teilweise unmenschliche Zustände“, sagt Neto Mendoca. „Ein Bewohner zum Beispiel schlief seit einem halben Jahr in der gleichen Bettwäsche. Schade, dass die Stadt sagt, nach mir die Sintflut.“

Auch weitere Mitarbeiter des ennepe-ruhr-weiten Obdachlosen-Vereins „Unsichtbar“ sind in der Stadt aktiv. „Wir fahren mit unserem Kältemobil durch alle Städte. Etwa zweimal pro Woche kommen wir mit unserer mobilen Suppenküche auch nach Witten“, berichtet Holger Brandenburg, zweiter Vorstand von Unsichtbar. „Diese Menschen, denen wir helfen, haben nichts mehr zu verlieren, Sie sind die Ärmsten der Armen, aus ganz unterschiedlichen Gründen heraus. Manchmal sind sogar gescheiterte Akademiker dabei oder Menschen mit Burnout. Wenn man aber obdachlos wird, geht es nicht mehr weiter nach unten .“

Für die Obdachlosenunterkunft haben die Ehrenamtlichen in den kommenden Wochen viel vor: Weitere Möbel, die Versorgung einer Schwangeren, Ersatz für eine kaputte Waschmaschine. Die Hilfe kommt bereits an:„Anfangs war das eine Riesenkatastrophe hier, jetzt mit den neuen Möbeln und dem neuen Kühlschrank, den Steffi gebracht hat, ist es schon viel besser“, sagt Bewohner Marco, der seit einem halben Jahr hier lebt.