Wittens DGB-Sekretär Fatih Ece ordnet den Mindestlohn als einen der wichtigsten historischen Erfolge der Gewerkschaften ein. Arbeitgeber reagieren verhaltener. „Er wirkt sich gar nicht aus“, sagt Johannes Motz von der Kreishandwerkskammer Ruhr. „Im Handwerk haben wir immer deutlich mehr bezahlt.“ Ausnahmen sind die Friseure, die meist jedoch die Mehrkosten an die Kunden weitergegeben haben. Die Industrie- und Handelskammer weiß ebenso wenig wie der Märkische Arbeitgeberverband über Probleme mit dem Mindestlohn zu berichten; die Löhne in den betroffenen Branchen lagen längst über 8,50 Euro pro Stunde. Gleiches gilt etwa für die Angestellten der Wittener Gülich Gruppe. Unter anderem Putzfrauen, Hausverwalter oder Sicherheitsleute bekommen durch Tarifverträge mehr als das gesetzliche Minimum.
Dagegen freut sich die Wittener Verkäuferin Alissa (35) über das neue Gesetz, das ihr mehr Geld für ihren Job bei einem Textildiscounter sichert. „Der Mindestlohn motiviert uns viel mehr, denn er ist fair.“ Jetzt bekommen nämlich alle Kolleginnen erstmals gleichen Lohn für gleiche Arbeit. „Die Befürchtung, dass der Mindestlohn zu einem Kahlschlag der Arbeitsplätze führen könnte, hatten wir in NRW nicht, die bestand eher in den neuen Bundesländern“, sagt Thorsten Hellwig vom Gastronomie- und Hotelverband (Dehoga). Dennoch gibt es Kritik: „Durch die vermehrte Bürokratie dokumentieren wir uns von unseren Gästen weg. Das schmeckt vielen Gastronomen nicht.“ Ebenfalls nicht, dass Aushilfen, für die das Kellnern lediglich ein Zubrot ist, nun teurer sind. Außerdem mahnt Hellwig: „Mindestlohn mit Augenmaß muss die Devise lauten. Wer jetzt 12,50 Euro fordert, lebt in einer anderen Welt.“