Witten. . Die meisten Kunden verfielen am Montag (28. Dezember) nicht wie so oft nach dem Fest in den Umtausch-Rausch. Sie lösten lieber Geschenkkarten ein.

Besinnliche Stunden unterm Weihnachtsbaum? Die sind schnell vorbei, wenn der Pulli nicht passt oder das Handy nicht funktioniert. Gut also, dass am Montag die Geschäfte endlich wieder geöffnet hatten. Umtauschrausch? Fehlanzeige. Eher ging der Trend zum Einlösen der Geschenkgutscheine. Klarer Vorteil: Die passen immer.

Sabine Niemeyer (47) ist mit Tochter Sophia (15) in der Stadt unterwegs. Die City ist an diesem Nachmittag gut besucht, doch brechend voll – nein, das ist sie nicht. Tatsächlich wollte Sabine Niemeyer ein Weihnachtsgeschenk umtauschen: einen Schlafanzug, der ihr nicht gefiel. Doch was in den meisten Geschäften problemlos funktioniert, ist in einem Wäschegeschäft an der oberen Bahnhofstraße derzeit unmöglich. „Die Kasse funktionierte nicht, weil die kein Internet hatten“, so die Kundin. Allerdings sei ihr die Umtauschfrist, die normalerweise 14 Tage gelte, verlängert worden. Damit komme sie klar, sagt Sabine Niemeyer.

Verbraucherberatung gibt Tipps rund um den Umtausch

Die Beratungsstelle der Verbraucherzentrale NRW an der Bergerstraße 35 gibt folgende Tipps rund um Reklamation und Umtausch unliebsamer Gaben nach dem Fest. Trifft das Geschenk nicht den Geschmack oder lag es zweimal unterm Baum, haben Käufer nicht automatisch ein Recht auf Umtausch. Sie sind auf die Kulanz des Händlers angewiesen. Bei einer Reklamation können Kunden zwei Jahre lang Ansprüche geltend machen.

Bevor der Kunde den Kaufpreis fehlerhafter Ware zurückerhält oder mindern kann, muss der Händler die Möglichkeit haben, zu reparieren oder Ersatz zu liefern. Übrigens: Bei schlecht verständlichen Bedienungsanleitungen haftet der Verkäufer.

Wer mit einem Gutschein beschenkt wurde, muss darauf achten, wann die Einlösefrist endet. Wenn nicht anders angegeben, gilt eine Frist von drei Jahren.

Muss sie auch, erklärt Dr. Kathrein Becker, Beraterin in der Filiale der Verbraucherzentrale neben dem Hauptbahnhof. „Wenn der Umtausch aus technischen Gründen nicht funktioniert, dann ist das eben so.“ Überhaupt sei das alles eine Kulanzgeschichte: „Wer sich nicht schon beim Kauf schriftlich hat zusichern lassen, dass das Geschenk umgetauscht werden kann, der hat schlechte Karten.“ Vor allem, wenn’s nur um Nichtgefallen geht.

Da hat Helin Kilic Glück. Die 22-Jährige steht am Service-Tresen bei Saturn. Sie hat eine Hülle für ihren Laptop geschenkt bekommen: „Ich möchte die aber lieber in einer anderen Farbe.“ Kein Problem in der Stadtgalerie: „Schwierig wird’s nur bei Produkten, bei denen sich der Kunde registrieren muss, also etwa Computer, weil dann sofort die Garantiefrist beginnt“, so die Marktleitung von Saturn. Am Montag sei übrigens deutlich mehr umgetauscht worden, als sonst im Jahr. Aber nicht mehr, als sonst nach dem Fest.

Günstige Weihnachtsdeko

Gutscheine, die unterm Baum lagen, oder die vielen Schnäppchen waren es, die die Kunden in die Stadt trieben. Therese Gargolinski (54), die mit Mama Rosemarie (75) unterwegs ist, hat jetzt schon günstige Weihnachtsdeko für die nächste Saison erstanden. Familie Thiemann hat nichts umzutauschen und auch keine Gutscheine einzulösen. – und das bei drei Kindern. Tochter Emma zum Beispiel ist mit ihren Lego-Steinen total zufrieden. Anna Horchler (22) trägt eine dicke Plastiktüte durch die Gegend. Darin: Weste, Pulli, Poncho. „Ich hatte einen Gutschein und habe Kleidung gekauft“, freut sie sich.

„Super“ läuft der Tag bei Lederwaren Lingenberg am Rathaus. „Fast wie das Weihnachtsgeschäft“, so eine Mitarbeiterin. „Die Leute haben Zeit zu bummeln.“ Barbara Holtermann-Werner (50) vom Erotikland oben an der Ruhrstraße hat jetzt ein wenig mehr Ruhe als an Heiligabend: „Donnerstag haben die Kunden in vier Stunden das gekauft, was sie sonst in zehn Stunden kaufen.“ Montag wurden Gutscheine eingelöst und ein paar Dessous zurückgegeben, die nicht passten.