Mit Laserpistole oder Radargerät geht die Polizei gegen Raser und Temposünder vor. Wir haben drei Beamte der Verkehrsinpsektion 1 bei ihrer täglichen Arbeit begleitet.
Mit einem gequälten Lächeln schaut der junge Mann aus dem heruntergekurbelten Fenster seines roten VW. „Was schätzen Sie?”, will Achim Jassin wissen. „65 km/h”, entgegnet der 25-Jährige halb fragend, halb antwortend. Der Daumen des Oberkommissars geht nach oben. Das war genau die Geschwindigkeit, mit der das Team der Bochumer Verkehrsinspektion 1 den Temposünder an der Dortmunder Straße in Höhe der Autobahnbrücke erwischt hat.
Freuen kann sich der Herner nicht über seinen richtigen Tipp. Erlaubt waren nämlich nur 50 Stundenkilometer, er muss ein Verwarnungsgeld von 20 Euro berappen.
Jeden Tag ist die Verkehrsinspektion in Bochum, Witten und Herne im Einsatz. 15 Beamte sind für die Geschwindigkeitsmessungen zuständig. Zwischen 6 und 22 Uhr sind eigentlich ständig ein bis zwei Teams unterwegs. Ein Trio begleiten wir zur Dortmunder Straße, einem Unfallschwerpunkt in Witten. „Dort ist 'ne Menge gemacht worden”, sagt Holger Lamsfuß, erster Polizeihauptkommissar. „Trotzdem rappelt's da.”
Während die Oberkommissare Achim Jassin, Ralf Völker und Ralf Stolte dort stehen und mit der Laserpistole die Autofahrer ins Visier nehmen, passiert aber nicht viel. Eine einzige Geschwindigkeitsüberschreitung. „Du solltest die Jacke ausziehen, weil man dich sonst auf 10 Kilometer Entfernung schon sieht”, frotzelt Völker. „Mir ist aber kalt”, erwidert Stolte und behält die neongelbe Regenuniform an.
„Er hat mich gesehen und von 57 auf 46 abgebremst”, sagt Stolte und deutet auf einen weißen BMW. „Aber okay, er soll seine Chance kriegen. Wir wollen uns ja nicht eingraben.” Dass die Polizisten nur wenige Raser erwischen, kam für sie nicht unerwartet. Draußen ist Pladderwetter. Bei Regen gehen die Autofahrer vom Gas.
Gemessen wird trotzdem, zumindest wenn der Regen nicht zu stark ist. „Bei mindestens einem Viertel der Unfälle spielt die Geschwindigkeit eine Rolle”, weiß Hauptkommissar Lamsfuß. Durch die Laser- und Radarkontrollen will die Polizei Einfluss auf das durchschnittliche Fahrtempo nehmen. „Wir möchten nicht warten, bis etwas passiert.”
Das scheint bei der Bochumer Kreispolizeibehörde zu funktionieren. Landesweit hat Bochum seit Jahren die niedrigsten Werte, was die Zahl der Verunglückten pro 100 000 Einwohner angeht. Warum, das weiß aber keiner so genau. „Eine schlüssige Antwort kann ich nicht geben”, räumt Lamsfuß ein. „Es mag die Summe von Dingen sein.” Dicht besiedelt, viele geschlossene Ortschaften, geringe Geschwindigkeit.
Gemessen wird aber nicht überwiegend an Unfallschwerpunkten, sondern vor allem in Tempo 30-Zonen vor Schulen oder Altenheimen. Wannen in Höhe des Fischertalwegs ist so ein Fall. „191 Meter, Verkehrszeichen”, ruft Ralf Stolte seinem Kollegen Ralf Völker zu, der den Wert im Protokoll notiert. Die Laserpistole wird justiert. Dann kann Stolte die Nummernschilder der Autos anvisieren und abdrücken.
„51 km/h, 138,5 Meter” ist der erste Wert, den Stolte seinem Kollegen Völker durchgibt, der im Polizeiwagen fleißig notiert. „Das ist schon ein heftiger Wert für eine 30er-Zone”, sagt Stolte, während Achim Jassin die Wittenerin mit der Kelle herauswinkt. Dank der Toleranz ist sie um drei Stundenkilometer an einem Punkt in Flensburg vorbei geschrammt.
Reihenweise geraten den Beamten Temposünder vor die Pistole. „Das ist mein Wert?”, fragt eine 37-Jährige, die mit 45 km/h geblitzt worden ist. „Mist!” Achim Jassin zeigt Verständnis: „Fluchen Sie ruhig, das befreit.”