Witten. . Zum 1. 12. hat Technologiekonzern ZF die Großgetriebesparte von Bosch Rexroth übernommen. Etwa 850 Wittener Mitarbeiter sind nun in der „ZF-Familie“.
Proppevoll war es am Dienstagmittag (1. 12.) in der Wittener Werkstadt an der Mannesmannstraße. Denn dort wurden die ehemaligen Mitarbeiter der benachbarten Firma Bosch Rexroth offiziell in ihrer „neuen Familie“ ZF Friedrichshafen begrüßt. Der weltweit tätige Technologiekonzern vom Bodensee hat zum 1. Dezember das Industrie- und Windgetriebegschäft aus der Ruhrstadt übernommen.
Zeitgleich mit Witten kaufte der ZF-Konzern von Bosch Rexroth zwei weitere Produktionsstandorte in Peking und Lake Zurich in den USA hinzu.
Rund 1000 Mitarbeiter habe Bosch Rexroth im Großgetriebe-Bereich in der Ruhrstadt beschäftigt, von denen ZF etwa 850 übernommen habe, so Marketing-Koordinator Martin Sasse. Die anderen 150 Stellen seien von Ende 2014 bis Mitte 2015 sozialverträglich abgebaut worden. Außerdem hätten 60 Mitarbeiter in Witten kleinere Getriebe gebaut. Diese Sparte sei bei Bosch Rexroth geblieben und nach Dortmund umgezogen.
Der Technologiekonzern ZF ist an rund 230 Standorten in etwa 40 Ländern mit insgesamt 134 000 Mitarbeitern vertreten. Mit den aktuellen Zukäufen steigt der Konzern ins Geschäft mit großen Industriegetrieben ein, die beispielsweise in Ölbohrplattformen, Tunnelbohrmaschinen oder Seilbahnen zum Einsatz kommen. Die unterschiedlichen Produktlinien werden im neuen ZF-Geschäftsfeld Industriegetriebe mit Sitz in Witten zusammengefasst.
Ehrgeiziges Ziel lautet: Nummer eins bei Getrieben von Windanlagen werden
Zudem stärkt das Unternehmen sein Windgetriebegeschäft. Vorstandsmitglied Wilhelm Rehm steckte in seiner Rede in Witten hohe Ziele: „Wir wollen die Nummer eins oder zwei der Welt im Bereich der Getriebehersteller für Windkraftanlagen werden.“ Zwar seien die vergangenen Jahre in dieser Sparte „schwierig“ gewesen, räumte Rehm ein, doch sehe er in diesem Bereich nach wie vor einen Zukunftsmarkt. Der Konzern wolle schneller als der Gesamtmarkt wachsen, dem drei Prozent jährlich zugetraut werden.
Generell sei das Marktumfeld im Bereich der Industrieantriebe derzeit problematisch, auch für das kommende Jahr sei keine Besserung in Aussicht, so Rehm. Doch ist er überzeugt, dass sich der Konzern mit dem in Witten neu entstehenden Geschäftsfeld Industriegetriebe und der erweiterten Produktpalette im Bereich Windkraft einen Wettbewerbsvorteil verschaffen könne.
Als technischer Geschäftsführer der ZF Industrieantriebe Witten GmbH, wie nun die offizielle Firmierung des Standortes lautet, zeichnet Ulrich Reindes verantworlich, die kaufmännische Geschäftsführung hat Helmut Gelsinger inne. Christoph Kainzbauer ist Leiter des neuen Geschäftsfeldes Industriegetriebe.
Witten wird Hauptsitz des neuen Geschäftsfeldes Industriegetriebe
Der Wittener Firmenstandort ruht künftig auf drei Säulen. Erstens: Witten wird vollwertiger Produktions- und Entwicklungsstandort für das Geschäftsfeld Windkraft-Antriebstechnik, das seinen Hauptsitz im belgischen Lommel hat. Zweitens: Witten wird Hauptsitz des neuen Geschäftsfeldes Industriegetriebe. Neben der Verwaltung sind hier auch Produktion, Entwicklung und Vertrieb angesiedelt. Drittens: Witten wird Service-Center mit weltweiter Verantwortung für die Aktivitäten im Bereich der Windkraft- und Industriegetriebe.
Dr. Betram Hoffmann, Vorstandsmitglied von Bosch Rexroth, erinnerte in der Werkstadt nochmal an die langwierigen Verkaufsverhandlungen. Er meinte mit Blick auf die Wittener Belegschaft aber auch: „Ich bin mir sicher, Herr Rehm ruft mich irgendwann an uns sagt: Die sind richtig gut!“