Witten. Viele Wittener wollten nach den Pariser Anschlägen ein Zeichen setzen: mit einer Schweigeminute in den Schulen, vorm Rathaus, in den Bussen.

Manchmal findet man nicht die richtigen Worte, dann hilft Schweigen: Um 12 Uhr legten viele Wittener eine einminütige Pause ein, um der Terroropfer von Paris zu gedenken. Dazu hatten die Staats- und Regierungschefs der EU-Länder aufgerufen. In den Wittenr Schulen, vorm Rathaus, selbst in den Bussen hielt man inne.

„Es ist ganz wichtig, jetzt ein Zeichen zu setzen“, sagt Bürgermeisterin Sonja Leidemann. Sie hatte am morgen per Email ihre Mitarbeiter gebeten, sich auf dem Rathausplatz zu versammeln. Melanie Bal vom Personalamt oder Ann-Kristin Walter vom Amt für Wohnen und Soziales schlossen also die Bürotüren ab. „Die Ereignisse sind so tragisch. Man möchte den Opfern Respekt zollen“, sagt Andrea Helmchen (42). Wann man von der Anschlagserie erfahren habe, ist ein Thema unter den Mitarbeitern. Das Damengrüppchen hier gibt zu, „erst am Samstagmorgen“.

Sogar der Baggerfahrer pausiert

Dann wird geschwiegen. Sogar der Baggerfahrer pausiert, der Holzhäcksel für den Weihnachtsmarkt herumschiebt, auch der Bauarbeiter, der Plastikplane an den Eisbahn-Rand tackert. Selbst die Bogestra-Busse bleiben eine Minute länger an der Haltestelle stehen. Auf Bitten des Verkehrsunternehmens galt dies für Fahrzeuge, sie sich gerade an einer Haltestelle befinden. Einen kompletten Bus-Stillstand gab es aber nicht.

Die Glocken von St. Johannis läuten, etwa 60 Personen senken auf dem Rathausplatz den Blick. Drumherum, in den Geschäften, auf den Straßen, läuft das Leben weiter als wäre nichts passiert.

Fahnen auf Halbmast gesetzt

Auch in den Wittener Schulen wurde die Schweigeminute umgesetzt. Am Schiller-Gymnasium forderten die Lehrer ihre Klassen auf, am Albert-Martmöller-Gymnasium gab es eine Lautsprecherdurchsage. Auch an der Holzkamp-Gesamtschule zeigten 1150 Kinder, dass sie still sein können. Außerdem gab es eine Schüleraktion, so Rolf Zinnhardt, um „auf Toleranz und die Grenzen der persönlichen Freiheit hinzuweisen“.

An vielen Gebäuden sind die Fahnen auf Halbmast gesetzt. An Wittens Uni hängt seit Samstag die französische Tricolore. Sie soll bis Dienstag, wenn die französische Staatstrauer endet, bleiben.

Auch unter Wittens Muslimen sind die Anschläge mit 129 Toten und 350 verletzten Menschen Thema. „An der Moschee wird viel diskutiert. Sogar die Flüchtlinge reden mit, manche können ja etwas Deutsch“, sagt Veysel Arslan, Vorsitzender von Wittens größter türkischer Gemeinde. „Wir können das nicht verstehen. Egal welchen Glauben man hat, wir sind trotzdem alle Menschen.“