Witten. . Der Rausch der ersten Stunde ist aber verflogen. Bei den Neuanmeldungen entscheidet sich immer noch ein Drittel der Wittener für ein EN-Kennzeichen.
Ehre, wem Ehre gebührt. Dem Tourismusmarketing-Professor Ralf Bochert aus Heilbronn verdanken Städte wie Witten, Wattenscheid und Castrop-Rauxel, dass ihre Bürger heute wieder mit WIT, WAT und CAS durch die Gegend fahren dürfen. Seine „Heilbronner Initiative“ griff in Witten die Junge Union auf, die dann auch die anderen Parteien und die Stadt Witten zum Jagen trug. Schwelm war nicht entzückt.
Am 14. November 2012, dem ersten Geltungstag, war Witten ganz im WIT-Rausch. 750 Bürger hatten sich ihre Wunschkombination reservieren lassen. 30 Leute warteten um sieben Uhr vor der Tür, als die Zulassungsstelle öffnete. Prof. Ralf Bochert kam selbst nach Herbede, um die Stunde Null mitzubekommen. Er sagte damals voraus: „In zehn Jahren fahren 50 Prozent mit WIT herum.“
Davon ist Witten noch ein gutes Stück entfernt: 28,5 Prozent der Wittener Halter fahren inzwischen mit Kennzeichen WIT – also mehr als jeder Vierte. Aber es sind ja erst drei Jahre rum. Die WIT-Mania hat aber auch längst nicht alle Bürger ergriffen: Bei den Neuzulassungen im Gesamtzeitraum, also den letzten drei Jahren, haben sich 64 Prozent der Wittener für WIT entschieden und 36 Prozent für EN: gut zwei Drittel für WIT, ein Drittel für EN. Das mag manchen überraschen, der mit einem „Durchmarsch“ der WIT-Romantiker auf ganzer Linie gerechnet hatte.
Das gilt sogar ein wenig für Michael Gehring (48), den Leiter der Zulassungsstelle. Aus dem Bauch heraus hätte er spontan auf „85 Prozent“ für WIT bei den Neuzulassungen getippt. Was spricht denn heute noch für EN? Am meisten wahrscheinlich die Macht der Gewohnheit, glaubt Gehring. „Manche sagen, ich hatte an meinen alten Auto EN und haben mich einfach dran gewöhnt, das war schon in Ordnung.“ Ein zweiter Grund könnte eine gewisse Sparsamkeit beim Schilderkauf sein: Seit ein paar Jahren kann man seine alten Schilder, natürlich nur mit neuer Plakette, für ein neues Auto übernehmen.
Zu den WIT-Verweigerern gehören sicherlich auch Zugezogene aus anderen EN-Städten, die an ihrem angestammten alten EN-Kennzeichen „hängen“. Umgekehrt sind auch 915 WIT-Kennzeichen außerhalb von Witten im EN-Kreis unterwegs – Exportschlager WIT.
„WIT EN“ verbindet alt und neu
Im Ennepe-Ruhr-Kreis sind aktuell 241 142 Fahrzeuge zugelassen. Davon haben 19 682 ein WIT-Kennzeichen – 8,1 Prozent. Von 65 811 Fahrzeugen in Witten fahren 18 767 mit WIT, das entspricht 28,5 Prozent.
Nach der Wiedereinführung hatte es ein Hoch bei den Ummeldungen (altes Auto, neues Schild) gegeben. Experten machen dafür nicht nur WIT-Nostalgie verantwortlich, sondern überhaupt die Möglichkeit, dahinter begehrte Kombinationen wie „A 1“ oder „Z 999“ zu ergattern, die bei EN längst vergeben waren. Begehrt bei WIT sind „WIT Z“ oder „WIT WE“ oder auch „WIT EN“, das alt und neu verbindet. Auch die Stadt steigt bei ihren 120 Fahrzeugen von EN auf WIT um – Schritt für Schritt, bei Neuanmeldungen. 27 haben schon WIT. Auch die Bürgermeisterin fährt mit „WIT EN“.