Witten. Caroline Brosch ist Landesbeste in ihrem Handwerk. Die 20-Jährige hat Schildermacherin gelernt. Im elterlichen Betrieb – was nicht immer einfach war.
Eigentlich ist es ja ein Männerberuf. Einer der ältersten überhaupt – schon den Rittern wurden die Schilde bemalt. Doch jetzt hat eine junge Wittenerin den Jungs gezeigt, wo der Hammer hängt: Caroline Brosch ist die beste Schilder- und Lichtreklamenherstellerin im Land. Mit ihrem Gesellenstück, einem Leuchtkasten für eine Buchhandlung, hat sie die Jury überzeugt und die Konkurrenz hinter sich gelassen.
Konflikte waren programmiert
Eigentlich wollte Caroline nach ihrem Abschluss an der Otto-Schott-Realschule ja erst einmal das Abi machen. Aber nach einem Jahr auf dem Gymnasium hatte sie die Nase voll. „Das war nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte“, erklärt die heute 20-Jährige. Sie entschied sich, doch erst einmal eine Ausbildung zu machen, bei der Firma Gralki-Werbung im Salinger Feld – dem Betrieb ihrer Eltern. Kein einfacher Entschluss: „Wir hatten beide Bauchschmerzen“, sagt Mutter Martina Gralki schmunzelnd. Die eigene Tochter ausbilden? Da sind Konflikte programmiert. „Aber sie zur Konkurrenz zu schicken, wäre uns dann doch noch schwerer gefallen.“
Trotz anfänglicher Skepsis – die Entscheidung war offenbar goldrichtig. „Ich kenne keinen anderen Beruf, der so abwechslungsreich wäre wie meiner“, schwärmt Caroline. Grafiken am Computer entwerfen, riesige Dächer bekleben oder Transparente montieren, Werbung an Autos anbringen, die Technik meistern – das alles macht der Wittenerin wider Erwarten richtig Spaß. „Wobei ich mich mit der Elektrik erst anfreunden musste.“ Nur in einer Werbeagentur am Rechner zu sitzen, das wäre ihr zu wenig. Caroline mag die Praxis und klettert dafür auch gerne mal bei Wind und Wetter an Fassaden herum, um eine Plane anzubringen.
Mehr Gefühl für Farbe und Form
„Nein, die jungen Mädchen machen sich vor einer Montage in großer Höhe heutzutage nicht mehr bange“, lobt die Mama, jetzt ganz aus Sicht der Chefin und Bundesinnungsmeisterin. „Die haben ganz viel Ehrgeiz und dazu oft auch mehr Gefühl für Farbe und Formen.“
Das konnte Caroline bei ihrer Prüfung unter Beweis stellen: Für den vorgegebenen Text „Literatur pur, Buchhandlung, Seit 1975 am Markt“ entwarf sie eine Leuchtreklame, die dann in zwei Tagen unter Aufsicht gebaut werden musste. Die Wittenerin wählte ein schlichtes, gut lesbares Design mit wenig Schnörkeln, dazu einen Bücherstapel, der wie ein Relief auf den Kasten aufgesetzt wurde. „Den hab ich mit aus Acrylglas von Hand ausgesägt und mit lichtdurchlässiger Folie bezogen“, erklärt sie die aufwendige Technik. Die Schrift hingegen wurde versilbert. Eine alte, mühsame Handfertigkeit, die kaum noch angewendet wird, Caroline aber zig Mal geübt hat. „Mit Blut, Schweiß und Tränen“, erzählt die Chefin, die in der Prüfungsvorbereitung ganz genau hinschaute. Es hat sich gelohnt: Nun ist das Gesellenstück auf dem Weg zur Entscheidung auf Bundesebene.
Auf dem Weg zum Meister
Und Caroline auf dem Weg zum Meister: Berufsbegleitend will die 20-Jährige den Lehrgang machen, in eineinhalb Jahren dann soweit sein, danach vielleicht doch noch ein Studium starten. „Auf alle Fälle muss sie aber erst einmal hier raus, sich was ansehen“, meint Martina Gralki. Und dann die Firma übernehmen? Die Mama guckt ziemlich skeptisch, aber Caroline strahlt: „Ja, das könnte ich mir durchaus vorstellen.“