Die Bilder wollen nicht zueinander passen: Auf der Anklagebank der 5. Strafkammer des Bochumer Landgerichts beantwortet der 26-Jährige die Fragen der Vorsitzenden Richterin höflich und fast schon leutselig.
„Der unbekannte Täter, das war ich“, kommentiert er die Suchmeldung der Polizei nach dem ersten Pizzeria-Einbruch. Als er seine Lehrstelle als Lagerlogistiker verlor, habe er aus Langeweile immer mehr Amphetamine genommen. „Dann habe ich die Nacht zum Tage gemacht. Erst mal habe ich mir die Playstation genommen. Danach bin ich dann auf Wanderschaft gegangen und bin auf die glorreiche Idee gekommen, Straftaten zu begehen.“
Doch die Staatsanwaltschaft hält den Annener für keinen Kleinkriminellen. Er soll nicht nur in zwei Pizzerien etwas gezündelt haben und dann auch in der Kita Erlenschule – dort mit schweren Folgen. Als die Polizei ihn am 23. Januar nach einem erfolglosen Einbruchsversuch in eine Annener Drogerie festnahm, fand sie in seinem Rucksack eine Machete, einen Teleskopschlagstock, zwei Messer und eine Sehschlitzmaske. Nachvollziehbare Gründe, warum er die Waffen bei sich hatte, konnte er am Montag nicht nennen: „Ich weiß selbst nicht wozu.“
Der 26-Jährige wuchs in geordneten Verhältnissen auf. Falsche Freunde hätten ihn schon in der zehnten Klasse ans „Kiffen“ und an den Alkohol gebracht. Wegen schwerer Körperverletzung saß es schon mit 15 Jahren zweieinhalb Monate in U-Haft. Danach fing er sich offenbar, schaffte die Fachoberschulreife. Dann stürzte er 2007 unter Alkoholeinfluss von der Brücke am Annener Berg auf den Standstreifen der A 44. Er lag zwei Tage im Koma, verlor die Sehkraft eines Auges. Seitdem habe er regelmäßig Amphetamine konsumiert, um sich „leistungsfähig“ zu fühlen. Er trat noch die Lehre an, den Abschluss schob er aber immer weiter vor sich her. Ohne Beschäftigung startete dann die Serie der Straftaten, die jetzt angeklagt sind. Die Gutachter sollen auch beurteilen, ob organische Folgen des Unfalls den jungen Mann eventuell daran hindern, sein Handeln eigenverantwortlich zu steuern.