Witten. Die Besucher der zweiten internationalen Grubenlampenbörse auf Zeche Nachtigall haben ihre neuen Lampüen gleich ausprobieren können. Der Stollen ruft.

Hunderte Grubenlampen stehen dicht aneinandergereiht auf den Tischen der Zeche Nachtigall. Auf der Suche nach Fettschalen, Öllampen und Fröschen haben sich Sammler aus ganz Deutschland, Frankreich und den Niederlanden am Sonntag (8.11.) auf den Weg ins Muttental gemacht. Und alles für ein paar Lampen?

„Ohne Licht kein Bergbau, ohne Bergbau keine Industrie“ – Museumsleiter Michael Peters bringt es auf den Punkt. Er hat sich schon mit Helm und Bergmannskittel ausgestattet. Die Besucher können ihm in den Stollen folgen und dort ihre neu gekauften Lampen ausprobieren, passend zum Titel dieser zweiten Grubenlampenbörse: „Schon angezünd’t?“

Organisator hat 800 Grubenlampen zuhause

Organisator Wolfgang Dudek versichert: „Natürlich funktionieren alle.“ Er selbst hat sich auf das Restaurieren der alten Leuchten pezialisiert. Gerade schraubt er noch an einer Sicherheitslampe, damit auch der Museumschef beim Gang durch den Stollen nicht plötzlich im Dunkeln steht.

Dudek verkauft heute ebenfalls Lampen, aber „nur die, die ich in meiner Sammlung doppelt habe“. 800 dieser Leuchten stehen daheim in seinem Haus, darunter einige Raritäten. Eine 2000 Jahre alte Lampe habe er selbst aus einem Stollen in Griechenland mitgebracht. Seine neuste Errungenschaft steht noch glänzend auf dem Ausstellungstisch: „Eine Molnia von 1905“, erzählt der Sammler stolz. „Die hellste Lampe, die je für den Bergbau hergestellt wurde.“ 2000 Euro hat Dudek dafür gezahlt. So viel Geld? „Ach, im Vergleich mit anderen Lampenliebhabern bin ich noch harmlos“, sagt er.

Extra aus den Niederlanden angereist

Der Sammler deutet auf zwei Niederländer, die sich am Nachbartisch für einige Carbitlampen interessieren. Jan Janssen (85) und Marcus Lüth (78) sind für die Börse extra mit einem Kleinbus aus der Nähe von Eindhoven angereist. Marcus Lüth versucht nachzurechnen, wie viele Lampen er jetzt wohl besitzt. „Also 650 Karbidlampen, 20 oder 30 Frösche...“ Nach einigem Rechnen kommt er auf etwa 1500 Lampen. „Na ja, wir hatten ja auch schon genug Jahre zum Sammeln“, winkt der 78-Jährige bescheiden ab.

Sein Begleiter Jan Janssen bekam seine erste Grubenlampe vor über 70 Jahren von seinem Onkel geschenkt. Er selbst war kein Bergmann, findet die Beschäftigung mit der Tradition seiner Vorfahren aber spannend. Heute haben sich die beiden Holländer auch schon einige Exemplare ausgeguckt.

Westfälischer „Frosch“ darf nicht in den Stollen

Am Stand von Wolfgang Dudek und seiner Frau betrachtet ein Bochumer Ehepaar einen westfälischen „Frosch“, wie man die frühe Bergbaulampe aus Eisen nennt. „Damit kommen Sie wohl nicht in den Stollen“, erklärt Dudek den Besuchern. Die offene Flamme sei zu gefährlich bei schlagenden Wettern. Dudek weiß: „Im Kohlebergbau haben wir ab dem 19. Jahrhundert Sicherheitslampen verwendet. Da kann die Flamme nicht durch das Eisenraster ausbrechen.“

Das Paar interessiert sich aber eh nur zu Dekorationszwecken für die Froschlampe. 80 Euro gehen über den Tisch. Dann kehrt das Modell der Firma Seippel zurück an seine ursprüngliche Wirkungsstätte nach Bochum. Dort kam die Lampe im 19. Jahrhundert auf der Zeche zum Einsatz. Wer heute nichts kauft, findet im März vielleicht etwas im Bergbaumuseum Bochum. Auch dort dreht sich dann wieder alles um den besten Freund der Kumpel.