Witten. . Sie sammelten in den 1980er Jahren Weltmeister- und Olympiatitel: die Wittener Volker und Guido Grabow. Dem Sport sind sie bis heute treu geblieben.

Ein Fuß im Boot, einen auf dem Steg – auf Kommando stoßen sie ihren schmalen Riemen-Zweier vom Land ab und setzen sich auf die Rollsitze. „Die Grabows“, einst Teil des erfolgreichen „Ruhrvierers“, steigen noch immer gerne in ihr Ruderboot. Was sich seitdem geändert hat? „Einiges. Zum Beispiel sind wir fitter geworden“, sagt Guido Grabow und lacht.

Es ist mittlerweile 27 Jahre her, dass Volker und Guido Grabow die olympischen Bronze-Medaillen entgegennahmen. Mit ihren Vierer-Partnern Norbert Keßlau und Jörg Puttlitz kamen die Wittener Athleten auf der olympischen Regattabahn von Seoul als Dritte ins Ziel. Es war der krönende Abschluss einer Karriere, die – auch durch ihre Weltmeister-Titel – in der Geschichte des Ruder-Club Witten (RCW) einmalig ist.

Nach Seoul war schnell Schluss mit dem Leistungssport. Für beide war klar: Alt-Herren-Rennen wollen sie nie fahren. Doch ist zumindest Volker noch immer eng mit dem Spitzensport verbunden: Als Sportwissenschaftler begleitet er seit 1989 die Ruder-Nationalmannschaft. Wenn er heute mit damals vergleicht, stellt er Unterschiede fest: Die Weltmeister von heute seien zehn bis 15 Sekunden schneller als das Grabow-Boot 1988 – auch wegen Material und Physis.

Sogar die alten Ruder aus Holz gibt es noch

Das Boot von Seoul liegt noch immer in den Hallen des RCW – und wird auch noch regelmäßig vom Erfolgs-Quartett gerudert. „Seit 1983 rudern wir nun zusammen und steigen weiterhin jede Woche ins Boot“, sagt Guido. Sogar die alten Ruder aus Holz gibt es noch. Mit Holz hat auch das berufliche Leben des 56-Jährigen viel zu tun: Guido führt in Bochum eine erfolgreiche Schreinerei mit 25 Mitarbeitern. Das Handwerkliche habe ihn schon immer gereizt, sagt der Vater von drei Söhnen. Während des Ruderns arbeitete Grabow bereits als Schreiner im Betrieb des Stiefvaters, einer Modellbaugießerei. Nach der sportlichen Karriere durfte er sich mit der Schreiner-Abteilung des Stiefvaters selbstständig machen.

Wer die Grabows noch vom Fernsehbildschirm kennt, erinnert sich an ihre braunen Mähnen – von denen ist mittlerweile nicht mehr so viel übrig: Während es bei Volker immerhin weiterhin sprießt (allerdings in Grau), sieht es bei Guido dürftiger aus. Doch sportlich wirken die beiden auch mit Mitte und Ende 50 noch. „Ich mache normalerweise drei Mal die Woche Sport“, sagt der 59-jährige Volker, der auch viel Fahrrad fährt.

Guido Grabow bereiste mit dem Motorrad mehrere Kontinente

Guido steigt oft und gerne aufs Motorrad. Für Krad-Rundfahrten war er schon in Argentinien, Südafrika und Australien. Auf seinen Reisen nutzte er dann die Vorteile eines ehemaligen Ruder-Profis: In Melbourne ruderte er im dortigen Ruderverein einige Kilometer – vor atemberaubender Kulisse. „Die Ruderer sind eine große Familie“, sagen beide.

Auch Volker fand neue Hobbys: Der ehemalige Weltmeister entdeckte 2008 das Segelfliegen für sich. Seitdem absolviert er etwa 50 Flüge im Jahr. Trotz aller anderweitigen Aktivitäten – dem Rudersport wollen beide noch lange treu bleiben. „So lange wir noch ein Grinsen beim Rudern haben, steigen wir ins Rennboot, wenn das zu wackelig wird, nehmen wir die breiteren Boote“, meint Volker. Und irgendwann werden sie in die Barke steigen, in der die Ruderer nebeneinander sitzen. „So wie unser Daddy das heute noch mit 87 Jahren macht.“

Guido und Volker sitzen derweil schon in ihrem Zweier. Das Abstoßen vom Steg verlief problemlos – auch wenn es nicht mehr so geschmeidig klappt wie einst. Langsam rollen sie auf ihren Sitzen nach vorne und tauchen die Blätter ins klare Wasser, das Boot kommt in Fahrt. Auf den Gesichtern der Brüder: das breite Grinsen.