Witten. Kemnade-Geschäftsführer Kröger hält eine „Verschmelzung“ der Freizeitgesellschaften im Ruhrgebiet für unausweichlich. Der Standort werde profitieren.

Die heutige Freizeitzentrum Kemnade GmbH könnte schon bald einen neuen Namen tragen. Werden die Pläne des Hauptgesellschafters Regionalverband Ruhr (RVR) wahr, soll sie mit den Revierparks Mattlerbusch,Vonderort, Nienhausen und Gysenberg zur „Freizeitgesellschaft Metropole Ruhr mbH (FMR)“ verschmelzen. Nicht irgendwann, sondern schon zum Jahresende oder etwas später.

Die Pläne sind längst bekannt. Nun sind die Gremien gefragt, auch die Räte in den Städten. Mit Widerstand aus Witten (es hält fünf Prozent der Anteile), Bochum (12,5 Prozent) oder dem EN-Kreis (fünf Prozent) rechnet Kemnade-Geschäftsführer Thorsten Kröger vom RVR eher nicht. „Zumindest mit den Verwaltungsvertretern haben wir uns über die noch offenen fragen verständigt“, erklärt der 51-Jährige. Nun müsse man noch das Votum der Politik abwarten.

„Wir führen keine Schließungsdebatte“

Sorgen, ein Standort wie Kemnade könnte im großen Ganzen zu kurz kommen oder sogar in Gefahr geraten, tritt Kröger entgegen. „Wir führen keine Schließungsdebatte“, betont er. Und wirbt: „Wir brauchen das Verschmelzungsmodell, um die Standorte zukunftsfähig zu machen.“ Freizeitgesellschaften wie Kemnade sind in die Jahre gekommen. Nun kann man zwar nicht sagen, dass ihnen die Besucher weglaufen. Aber die Zahlen sind rückläufig oder verharren auf relativ niedrigem Niveau. Was auch weniger Einnahmen bedeutet, zumal die Preisstruktur in der Ruhr-Therme 2013 im Sinne der Gäste geändert wurde, indem man Schwimmbad und Sauna trennte.

Kemnade zählt bisher 335 000 Bade- und Saunagäste, dürfte zum Jahresende also wieder auf 395 000 Besucher kommen und damit erneut unter dem Ansatz von 410 000 bleiben. Es wird abermals mit einem Umsatz von 3,8 Millionen Euro gerechnet, wovon 3,1 Millionen aus Bad und Sauna stammen. Die Gesellschafter schießen noch knapp eine halbe Million hinzu.

Die Finanzlage ist alles andere als rosig

Die Finanzlage ist alles andere als rosig. In einer RVR-Vorlage heißt es sogar: „Aufgrund der kritischen Liquiditätssituation mussten für die Gesellschaften Mattlerbusch und Kemnade 2015 bereits Sonderzuschüsse genehmigt werden.“ Geschäftsführer Kröger beschwichtigt: Dabei handele es sich um Zuschüsse für „unabweisbare Maßnahmen“ wie einen defekten Kompressor oder die Instandsetzung der Brücke über den Ölbach. Es sei keineswegs so, dass Kemnade finanziell deutlich schlechter dastehe als andere Revierparks.

Aber zu beschönigen gibt es auch nichts, wie die RVR-Vorlage deutlich macht. Die Gesellschaften mussten kräftig in die Rücklage greifen, um die Betriebsergebnisse auszugleichen. Zehn Millionen Euro flossen an allen Standorten in den letzten zehn Jahren bis 2013.

Investitionen in energetische Sanierung

Von einer Fusion verspricht sich Kröger u.a. Synergieeffekte: eine Verwaltung, eine Buchführung, ein Einkauf. Ob und wie viele der 100 Mitarbeiter um ihren Job bangen müssen, ist noch unklar. Das Angebot soll aber attraktiver werden. Gerade in Sachen Energie hat Kemnade Nachholbedarf. Dafür will man einen mit zwei Millionen Euro gefüllten Sondertopf des RVR anzapfen. Auch über Neuerungen werde nachgedacht, gerade in der Sauna.