Witten. . Die Jahresgebühr liegt unter dem Durchschnitt in NRW. Im EN-Kreis ist sie die zweitniedrigste.Hauptgrund ist der Einheitstarif für Haus- und Biomüll. Bürger trennen gut und sparen dabei
Das hört man gerne: Die Wittener Müllgebühren liegen unter dem NRW-Landesdurchschnitt. Und innerhalb des EN-Kreises erteilt Witten – nach Breckerfeld – seinen Bürgern die zweitgünstigste Abfuhr. Das ist sogar dem Steuerzahlerbund NRW positiv aufgefallen.
„Im kreisweiten Vergleich schneidet Witten sehr gut ab“, bestätigt Harald Schledorn, Gebührenexperte beim Steuerzahlerbund. Ein vierköpfiger Vergleichshaushalt (siehe Kasten) berappt in Witten im Jahr 246 Euro – in Hattingen, Schwelm oder Wetter mehr als 360 Euro. Im Durchschnitt nehmen die NRW-Kommunen 262 Euro im Jahr.
Die Gründe für die „enormen Unterschiede“ sind laut Schlehdorn hausgemacht. Die Entsorgung des Restmülls kommt die EN-Städte schließlich gleich teuer zu stehen. Der Kreis gehört mit u.a. Bochum, Herne, Recklinghausen dem Verband ECO-City an. Für alle schlägt die Verbrennung in den Anlagen in Wuppertal (EN-Kreis) oder Herten mit 141 Euro pro Tonne zu Buche.
Die Städte entscheiden aber selbst, ob sie die Müllabfuhr selbst übernehmen oder an Private vergeben und wie sie die Gebühren staffeln. In Witten fährt die Stadt den Müll noch selbst. Die gesamte Logistik vor Ort macht laut Kämmerer Mathias Kleinschmidt hier gut die Hälfte der Gebührenkalkulation aus. Witten unterscheidet sich von anderen EN-Städten vor allem durch seine Einheitsmüllgebühr: Der Bürger zahlt nach Haushaltsgröße für seine graue Restmülltonne. Alles andere ist darin aber schon enthalten: Kosten für die Biotonne, Sperrmüllabfuhr oder die Annahme von Elektroschrott. Es wäre möglicherweise „gerechter“, Müll zu wiegen oder nur volle Tonnen abzuholen, erläutert Kleinschmidt. „Unser schlichtes System ist aber einfacher zu handhaben und es führt zu günstigeren Gebühren.“
Ein weiterer Grund dafür seien „kurze Wege“ für die Sammeltouren innerhalb der Stadt und zum Abladen an der Umladestation – im Vergleich zu ländlicheren Kommunen. Da die AHE vor Ort sei, müsse Witten auch keine eigene Sammelstelle für Wertstoffe unterhalten.
Außerdem, so Kleinschmidt, sei der „Personaleinsatz bis an die Untergrenze des Vertretbaren optimiert“. Ein Beleg dafür sei nicht zuletzt, dass die Müllabfuhr vor einem Jahr aus dem Takt kam, als sich einige mehr Kollegen krank gemeldet hatten als sonst.
„Witten ist ein Vorbild“, sagt unumwunden Elisabeth Henne, Betriebswirtin und Abfallexpertin beim EN-Kreis. „Das vorhandene System funktioniert, weil die Stadt es ihren Bürgern einfach macht.“ Die Wittener lieferten mit 82 Kilogramm pro Kopf im Jahr nach Breckerfeld nicht nur den meisten Biomüll ab, sondern mit Abstand auch den saubersten. Dass deshalb weniger Restmüll übrig bleibt, schlägt sich wieder im Portmonee nieder: Für die Gewichtstonne Restmüll nimmt der EN-Kreis den Kommunen 180 Euro ab, für Biomüll nur die Hälfte. Die Biotrennung zahlt sich also nicht nur für die Umwelt aus. Henne: „Der Bürger hat es also selbst in der Hand , Geld zu sparen.“
Kostendeckungsgebot
Die Mülltarife sind in Witten 2015 nicht gestiegen. Sie müssen den tatsächlichen Kosten für die Stadt entsprechen, dürfen diese weder über- noch unterschreiten. Die Kalkulation für 2016 ist noch offen.
Folgende Städte betreiben die Müllabfuhr selbst: Hattingen, Herdecke, Gevelsberg, Schwelm, Witten, Wetter. Nach EU-Ausschreibung Private beauftragt haben Breckerfeld, Ennepetal, Sprockhövel.