Witten. Alle reden von der Krise, in vielen Betrieben stehen Arbeitsplätze auf der Kippe. Nicht so bei der Ruhrpumpen GmbH. Hier wird sogar kräftig investiert - zum Beispiel in ein neues Bohrwerk.
Die Stimmung ist festlich in der Maschinenhalle der Ruhrpumpen GmbH. Und das liegt nicht am geschmückten Tannenbaum. Denn der steht schon die ganze Adventszeit hier. Zwar feiern die rund 240 Mitarbeiter tatsächlich ihre traditionelle Weihnachtsfeier. Doch deren Höhepunkt ist zurzeit noch etwa zweieinhalb Meter tief: Mitten in der Halle befindet sich eine Baustelle, ein Loch, in dem der Grundstein für ein neues Bohrwerk gelegt wird. Für Hans-Ulrich Köhler ist es ein Zeichen in diesen Krisenzeiten, von denen im Wittener Werk nichts zu spüren ist.
„Gerade jetzt, wo überall Panik eintritt, wollen wir zeigen: Es gibt Betriebe, die durchaus erfolgreich arbeiten”, sagt der Geschäftsführer. Über folgende Botschaften dürfen sich die Ruhrpumpen-Mitarbeiter freuen: Der Auftragsbestand reiche bis ins Jahr 2010. Es sei das dritte oder vierte Rekordjahr in Folge. 2007 lag die Steigerung bei 35 %, in diesem Jahr bei 20 %. Der Jahresumsatz beträgt 85 Millionen Euro. „Unser Vorteil: Wir sind international und auf einem längerfristigen Markt tätig”, so Köhler.
Die Ruhrpumpen GmbH fertigt Einzelteile – zum Beispiel für die Pipeline-Industrie, aber auch für verarbeitende Bereiche wie Raffinerien. „Indien und China sind für uns wichtige Märkte.” Mittel- und Südamerika sowie Russland sollen es noch werden. Aus Kapazitätsgründen läuft ein Teil der Fertigung über 25 Bearbeitungsbetriebe im Umkreis von 300 Kilometern – etwa in Holland, dem Siegerland und Richtung Leipzig. Doch das eigentliche Know-how steckt in Witten. Und um das zu sichern, investiert die Firma kontinuierlich, allein drei Mio Euro im letzten Jahr.
Rund 800 000 Euro kostet das neue Bohrwerk, das direkt neben dem fast identischen Modell aus dem Jahre 2000 stehen wird: mit neuer Technologie, aber dem gleichen Steuerungsprogramm. Das Fundament wiegt 120 Tonnen, die Maschine selbst etwa 30 Tonnen. Ein „Denkmal in der Fertigung” nennt Hans-Ulrich Köhler das neue Bohrwerk. Es wird fertig gegossen, geputzt und geprüft von der Union Werkzeugmaschinen GmbH Chemnitz geliefert und soll im Februar in Betrieb gehen. „Es ist von extremer Wichtigkeit für uns”, erklärt Köhler, denn die Kernproduktion des Betriebs berge ein hohes Risiko. Geht bei der Bohrung eines neuen Pumpenteils etwas schief, „können Sie das nicht einfach anders schweißen”.
Insgesamt vier Bohrwerke gibt es damit nun bald bei der Ruhrpumpen GmbH. 2007 feierte die Firma ihr zehnjähriges Jubiläum unter mexikanischer Flagge. „1996 sollte das Werk geschlossen werden, 1997 wurde es bei Thyssen ausgegliedert”, erinnert Helga Kappelhoff noch einmal an die wechselvolle Geschichte, die die Einkaufsleiterin und Betriebsratsvorsitzende hautnah miterlebte. „Mit 120 Personen sind wir damals neu gestartet.”
Inzwischen habe sich die Belegschaft verdoppelt, der Umsatz vervielfacht. Mit dem neuen Bohrwerk werde ein weiterer Grundstein für eine gute Perspektive gelegt – heute im wahrsten Sinne des Wortes. Im Fundament einzementiert sind, ganz klassisch, eine Urkundenrolle – und eine Ausgabe unserer Tageszeitung.