Witten. Am Schwanenmarkt gibt es schon lange einen Kiosk. Im Eckhaus am Ende der Oststraße. Heute ist es die „Trinkhalle Can“. Seit acht Jahren ist Ismail Can (43) hier der Chef.
Am Schwanenmarkt gibt es schon lange einen Kiosk. Im Eckhaus am Ende der Oststraße. Heute ist es die „Trinkhalle Can“. Seit acht Jahren ist Ismail Can (43) hier der Chef. Und dies mit viel Herzblut. Ehrlichkeit und Freundlichkeit sind für ihn oberstes Gebot. Deshalb lieben ihn seine Kunden. Sein Lädchen ist ein Treffpunkt für Jung und Alt.
"Früher war hier einmal ein RD-Shop drin. Aber das ist lange her. Dann haben es noch zwei andere Leute probiert. Aber die hielten auch nicht lange durch. Bis Ismail kam. Jetzt herrscht an sieben Tagen in der Woche achtzehn Stunden lang ein Kommen und Gehen.
Alles, was laufen kann, zwischen zwei und 90 Jahren, kommt vorbei. Auch Leute mit Rollator, wie gerade die 70-jährige Dame, die regelmäßig ihre Fernsehzeitung und etwas zum Schmökern holt. Neben den treuen Stammkunden haben wir auch viel Laufkundschaft. Vielleicht liegt das an der Stadtnähe.
Im Grunde halten wir die Tradition des Tante-Emma-Ladens umme Ecke noch lebendig. Denn außer Frischware gibt es eigentlich bei uns alles von A bis Z – von Anisbonbons bis zu Zeitschriften.
Unsere Spezialität sind die beliebten „Bömskes“ zum Abzählen. Mehr als 60 verschiedene Sorten haben wir zur Auswahl. Da sind keine Ladenhüter dabei. Die gehen beinahe weg wie warme Semmeln und werden von jungen und alten Leuten gekauft. Für viele ist das eine Erinnerung an vergangene Kindertage. Bei vielen Kunden kennen wir die Wünsche schon, wenn sie hereinkommen. Und immer ist Zeit für ein nettes, freundliches Gespräch.
Positiv wirkt sich auch aus, dass wir den Hermes-Paketdienst im Haus haben. Der Fahrer kommt täglich und die Kunden aus dem gesamten Stadtgebiet.
Ich sehe für die ganz kleinen Büdchen aber ein großes Problem im kommenden Jahr. Denn dann muss jeder ein modernes Kassensystem haben – ein neues Gesetz. Das sind zusätzliche Betriebsausgaben im fünfstelligen Bereich. Das bricht den ganz Kleinen bestimmt das Genick.“ Thomas Guse, 47, Mitarbeiter
"Wenn ich mit den Kindern hier vorbeikomme, gehen wir immer rein. Gerade habe ich für Simal ein Violetta-Heft und für Kuzey ein paar Star-Wars-Bildchen gekauft. Der Kiosk liegt am Wege, so dass wir regelmäßig etwas kaufen. Die Leute sind freundlich. Manchmal kriegen die Kleinen ein Bonbon. Das ist beinahe wie früher.“ Serdar Askin, 44
"Ich finde Cans Trinkhalle genial. Die Lage ist für mich optimal, weil ich gleich um die Ecke wohne. Und da kann ich schnell rüberlaufen, wenn ich mal etwas vergessen habe. Die haben nämlich eine tolle Auswahl im Shop. Da gibt es nicht nur die typischen Kiosk-Artikel wie Getränke, Zigaretten und Süßigkeiten. Da gibt es sogar Lebensmittel für den Notfall – Nudeln, Zucker, Kaffee. Das habe ich zwar noch nie gebraucht, aber einmal ist immer das erste Mal.
Da ich als Krankenpfleger Wechselschicht habe, profitiere ich von den langen Öffnungszeiten. Um fünf Uhr morgens kann ich ein Tütchen Süßes für nen Euro mitnehmen und einen ,Coffee to go’. Um 23 Uhr vielleicht noch einen Absacker. Aber das Wichtigste ist, dass alle total nett sind. Hier wird viel gelacht. Unterm Strich – ich möchte mein Büdchen nicht missen.“ Stefan Kunstmann, 46
"Heute brauchen wir Schokolade und ein Feuerzeug – das ist alles. Aber wir gehen oft und sehr gerne in den Laden. Wir sind Nachbarn, weil wir gleich nebenan wohnen. Und wir sind auch Neukunden, weil wir erst kürzlich in die Ruhrstadt gekommen sind. Wir sind nämlich frischgebackene Studentinnen an der Uni.
Was total cool rüberkommt, sind die netten Leute. Manchmal sagen wir, dass hier der Gute-Laune-Kiosk ist. Weil – gute Laune gibt es hier bei jedem Einkauf quasi gratis dazu. Irgendwann werden wir bestimmt einmal mit einem selbst gebackenen Kuchen auflaufen. Da werden alle große Augen machen.
Bei uns daheim in Norddeutschland wird die Tradition der Büdchen nicht so sehr gepflegt wie hier im Ruhrgebiet. Aber es gibt sie auch. Übrigens – Witten ist toll.“
Ramona Fricke, 19, Bella Sonntag, 21
"Cans Trinkhalle ist mein Lieblingsbüdchen weit und breit. Und das liegt nicht nur daran, dass ich in direkter Nachbarschaft zu Hause bin. Wenn ich hier bin, fühle ich mich immer wohl. Irgendwie ist man automatisch per Du.
Manchmal komme ich auch nur zum Quatschen. Und da bin ich nicht der Einzige. Hier ist tatsächlich ein sozialer Treffpunkt. Hier trifft man wirklich sehr viele Menschen. Junge, Alte, Gleichgesinnte, aber auch Einsame. Da werden keine Unterschiede gemacht.
Am meisten überzeugt mich die tolle Auswahl. An einem Sonntag brauchte ich mal dringend eine Zahnbürste für meine Freundin. Und wo habe ich sie bekommen? Hier bei Ismail. In der Regel kaufe ich im Kiosk Tabak und mein Club-Mate-Getränk. Das haben die nämlich immer vorrätig. Und individuelle Wünsche erfüllen sie auch.“ Benjamin Waldow, 22