Witten. . Nico war seit 1972 der Star der „Ardeyer Golfhütte“ in Witten. Am Mittwoch (30.9.15) schließt der Minigolfplatz für immer, der Vogel zog um zu neuen Besitzern.
Nico ist schon weg. Letzte Woche holte ein Wittener Ehepaar den blau-gelb gefiederten Ara ab. Schon ist es stiller in der Ardeyer Golfhütte, in der heute zum letzten Mal großer Trubel herrschen wird. Dann schließt sie – vorerst – für immer.
Ob zu oder auf - das war in den letzten Jahren immer wieder Thema in dem schönen Gelände an der Ecke Ardeystraße/Waldstraße. Seit Jahren versucht Besitzer Jürgen Treiber das Areal zu verkaufen, als Teil des Neubaugebiets Waldstraße. Aber aus städtischer Sicht darf die Freizeitanlage nicht Bauland werden. Und so hört und sieht man die Bagger nebenan arbeiten, während Pächterin Marion Cytronowski heute zum letzten Mal Mettbrötchen schmiert und Bier ausschenkt. Sie erwartet viele Stammkunden zum Abschiedsbesuch, denn ein weißer Zettel am Eingang verkündet schon lange: „Ab 1. Oktober sind Hütte und Miniaturgolfanlage geschlossen. Eine Nachfolge ist noch unbekannt.“
Engelstrompeten zu verkaufen
Die Parkplätze hat schon längst das Neubaugebiet gefressen. Die Töpfe mit den tollen Engelstrompeten verzieren noch den Eingangsweg, manche sind markiert: „Verkauft.“ (Einige sind noch zu haben!) Ansonsten sieht alles aus wie immer: die rustikalen Holztische, die Hütten mit dem Schlägerverleih. Ein Schild verkündet, dass ein Herr Schmitt Punktsieger der Anlage sei. Seinen Rekord wird er wohl behalten.
Hütten bleiben vorerst stehen
Kleinigkeiten werden abgebaut. Aber noch bleiben die Holzhütten und das Inventar der „Ardeyer Golfhütte“ stehen. Jürgen Treiber sei im Gespräch mit einem möglichen Nachfolger für die Anlage, heißt es. Wenn sich keiner findet, werde das Inventar im Frühjahr verkauft.
Die Golfhütte lebte zu 90 Prozent von Stammkunden. Dazu zählte ein Gartenbauverein und viele Wanderer.
Nur Nicos Stange ist leer. Der Papagei mit den gestutzten Flügeln saß entweder im Baum oder in einem offenen Häuschen mit Stange. Wenn er umgesetzt werden wollte, schrie er. Im Winter und nachts wohnte er in einem Extra-Raum im Inneren der Golfhütte, rechts neben der Theke. Durch Fensterscheiben konnten Besucher den Ara bewundern und sich maßregeln lassen. „Mama“, „Papa“, „Rrrrrrruhe“ krächzte er. Bei den Kindern war der Vogel besonders beliebt. „Wenn er eine Feder verlor, haben wir sie weiterverschenkt. Die waren heiß begehrt“, erzählt Marion Cytronowski.
Nico hatte zuerst in der Tierhandlung des Ehepaars Treiber gelebt. Als diese 1972 die Minigolfanlage übernahmen, kam Nico mit.
Am liebsten schlürft er Joghurt
1998 wurde die Hütte gebaut, um die Gastronomie zu erweitern. Davon profitierte auch der Vogel: Neben dem Papageienfutter bekam er Bananen, Äpfel, Erdnüsse, auch Nudeln oder Kartoffeln. Am allerliebsten aber schlürfte er Joghurt. Ein Ara-Opa ist er übrigens nicht: Diese Papageienart kann bis zu 100 Jahre alt werden.
Vor drei Jahren übernahm Marion Cytronowski den Großteil der Arbeit in der Golfhütte, als Veronika Treiber verstarb. Die 60-Jährige war es auch, die das definitive Aus entschied und das Gewerbe abmeldete: „Kochen, einkaufen, die Buchführung, das wurde mir alles zuviel.“ Obwohl die Hütte im letzten Winter nur an vier Tagen geöffnet hatte. „Mir geht es mit dieser Entscheidung gut. Aber für die Kunden tut es mir leid.“ Sie selbst werde nun im Oktober damit beginnen, sich eine neue Arbeit zu suchen. Eine, mit weniger Verantwortung.
Um Nico jedenfalls muss sie sich nicht länger sorgen. Nachdem er bereits im Tierheim Zeit verbringen musste, zog er nun zu Wittenern, die bereits andere Papageien haben. Er lässt sich von seiner neuen Besitzerin sogar kraulen. Da bitten wir jetzt um „Rrrrruhe!“