Witten. . Valentina Shurygina hat in der Bonhoefferstraße den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Sie verkauft Handgearbeitetes, vermietet Nähplätze.
Als Au-Pair-Mädchen ist sie nach Herdecke gekommen. Im Deutschkurs lernte Valentina Shurygina schon nach wenigen Wochen ihren späteren Mann kennen – einen Spanier, Informatiker von Beruf. Das Paar heiratete, zog nach Witten. An der Bonhoefferstraße hat die Russin jetzt noch den Sprung in die berufliche Selbstständigkeit gewagt – mit einem Laden voller Handarbeiten und neun Nähmaschinen, die man – mit und ohne ihre Anleitungen – bei ihr mieten kann.
Im Wiesenviertel kann man seit einem Jahr im „Raum, Arbeit und Cafe“ an gemieteten Schreibtischen arbeiten – fürs Studium oder den Beruf. Valentina Shurygina bietet die Möglichkeit, sich einmal als Hobby-Schneiderin oder -Schneider zu erproben. „Zu mir können Anfänger kommen, aber natürlich auch Fortgeschrittene“, sagt die gelernte Damenschneiderin und Bekleidungstechnikerin.
Burda-Schnitte in Sibirien in der Bibliothek kopiert
Genäht wird im Laden, direkt hinter ihrem Verkaufsraum. Das Garn wird gestellt. Eine Stunde an der Nähmaschine ohne Tipps der Expertin kostet ab 7 Euro, mit Beratung ab 8,50 Euro. Ihren Beruf hat die 40-Jährige noch in ihrer Heimat erlernt, erzählt sie – auch mit Schnittmustern von Burda. „Die gab es in Sibirien öffentlich damals natürlich nicht zu kaufen. Man konnte sie nur in der Bibliothek unserer 500 000-Einwohner-Stadt Kemerovo finden. Da habe ich mir die Schnitte dann kopiert.“
In Witten hat sie später einige Jahre für ein Atelier gearbeitet, das sein Geld überwiegend mit der Anfertigung von Funkenmariechen-Kostümen verdiente. Als das Atelier schloss, musste sich die junge Russin neu orientieren. „Ich habe zunächst Selbstgehäkeltes über das Portal DaWanda verkauft.“ Ein Online-Marktplatz für Besonderes, Handgemachtes, Unikate und Geschenke. Schließlich dachte sie sich: Ich eröffne mit so etwas ein eigenes Geschäft.
Wer ausstellen möchte, kann sich melden
Damenschneiderin Valentina Shurygina fertigt keine Kleidung an. Nähere Informationen zu ihrem Geschäft, sowie den Öffnungszeiten findet man im Netz unter: www.valentinas-fachbereich.de.
Wer Interesse hat, bei ihr Selbstgemachtes auszustellen, kann sie anrufen:
0157/379 764 18.
Ein Jahr hat sie sich darauf sorgfältig vorbereitet, hat ein Existenzgründer-Seminar bei der IHK besucht, einen Buchhaltungskurs bei der Vhs. Als sie von dem freien Ladenlokal an der Bonhoefferstraße erfuhr, griff sie zu. „Es ist nicht zu teuer und liegt gut.“
Auch in ihrem Geschäft „Fachbereich“ ist alles „handmade“. Die Jung-Unternehmerin bietet eigene Arbeiten an – vom Deckelbezug fürs Marmeladentöpfchen bis hin zu Schmuck – alles gehäkelt. Außerdem können andere Kreative ihre selbst gemachten Sachen bei ihr zum Verkauf anbieten. Die Jung-Unternehmerin vermietet ihnen Regalfächer. Die hat sie aus ausrangierten Obstkisten auch selbst gestaltet.
Das Sortiment soll sich stets ändern
Wer darin seine Unikate der Kundschaft präsentieren möchte, zahlt für das obere Fach 20, fürs mittlere 15 und fürs untere 10 Euro monatlich. Die neue Verkaufsmöglichkeit nutzen Frauen und Männer aus ganz Deutschland, die ihre Dinge sonst auf Märkten oder im Netz feilbieten. In ihrem Ladenlokal ist der Chefin Vielfalt wichtig. So findet man dort neben antiken Tellern, die in Uhren verwandelt wurden, auch fröhliche Kinderkleidung, chice Taschen aus Filz, handgewebte Baumwollschals „aus Spanien“, glitzernden Modeschmuck einer Wittenerin, aber auch gefilztes Obst, das ohne Brille betrachtet so echt aussieht, dass man hineinbeißen möchte.
Ihr Sortiment soll nicht wochenlang gleich bleiben, sondern sich immer wieder ändern, sagt Valentina Shurygina. Sie möchte, dass stets Neues in die Regale kommt. Mit ihrem bunten Angebot will die 40-Jährige auch die Bonhoefferstraße bereichern, wie sie betont. „Vielleicht haben ja auch andere den Mut, sich hier selbstständig zu machen. Das wäre schön.“ Neben ihrem „Fachbereich“ gibt’s noch ein schon lange leerstehendes Ladenlokal.