Witten. . Katharina E. Volk zeigt die Ruhrstadt aus dem Blickwinkel der Einwohner. 40 Interviews ergeben ein schönes Bild vom Heimat- und Lebensgefühl.
„Witten – Porträt einer Stadt“, so heißt das neue Buch von Autorin Katharina E. Volk. Auch wenn der Titel zunächst nach einem Bildband klingt, geht es um mehr als schöne Ansichten der Ruhrstadt. Im Fokus stehen die Menschen, die diese Stadt geprägt haben und ihre ganz eigene Geschichte über die Heimat erzählen können. 40 Wittener haben Volk und ihr Fotograf Klaus-Peter Dorn dafür zum Interview getroffen. Jetzt stellten sie ihr neues Werk in der Buchhandlung Lehmkul vor.
Die Anregung stammte vom Gmeiner-Verlag, der dieses Format bereits für andere Städte entwickelte. Durch die Interviews sollen nicht nur die Einwohner ihre Stadt aus verschiedenen Blickwinkeln kennenlernen, sondern auch Touristen angelockt werden. Für die Autorin und gebürtige Wittenerin, die nach dem Abitur am Ruhr-Gymnasium nach Süddeutschland zog, sei dies „eine schöne Gelegenheit, die Heimatstadt noch mal neu kennenzulernen.“
Bei der Wahl ihrer Interviewpartner hatte der Verlag Katharina E. Volk freie Hand gelassen: „Es durften Prominente sein, aber auch vollkommen unbekannte Personen.“ Anstelle eines „Who-is-who“ suchte Volk lieber Personen aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen: von dem über 80-jährigen Steiger und Gästeführer auf Zeche Nachtigall Paul Stahl, der ihr viel über die Geschichte des Ruhrbergbaus erzählen konnte. Über Gärtner Ottfried Böttcher, der noch bei ihrem eigenen Großvater in die Lehre gegangen war. Bis hin zur siebenfachen Mutter Yvonne Wiegand, die von den Herausforderungen einer Großfamilie berichtet. Aufgebaut ist das Buch schließlich wie ein Lebenszyklus: Es beginnt mit dem Interview mit der selbstständigen Hebamme Pia Tixier und endet mit Bestatter Eberhard Witthüser.
Jeder Text lebt von den Anekdoten und persönlichen Eindrücken der Befragten. Zusammengefügt ergibt sich ein Bild von der Ruhrstadt: Das Grün und die Naherholungsgebiete sind ihren Bewohnern wichtig (u.a. Gästeführer Dieter Schmidt, und Stadtförster Klaus Peter). Sie legen Wert darauf, etwas mitzugestalten (Künstler Lutz Quambusch, Pianist Jörg Hegemann). Sie pflegen ihre Kultur- und Erinnerungsorte (Bethaus-Schmied Volker Avermann, Denkmalpfleger Florian Schrader und Hans Dieter Radke, Hausherr der Burgruine Hardenstein). Vor allem beschreiben sie ein unbeschwertes Lebensgefühl und kumpelhaftes Miteinander. Mit den Worten des Lyra-Sängers Heinz-Jürgen Freitag: „Wenn man an der Theke ein Bier trinkt, ist es egal, ob vor der Tür jemand mit dem Fahrrad oder dem Porsche vorfährt, das interessiert hier einfach niemanden.“