Witten. . Bei der Aktion „Cut & Cappuccino“ erhielten Flüchtlinge aus der Jahnhalle im Café „Raum“ in der Wiesenstraße einen Haarschnitt und ein Getränk gratis.

„Woher kommen Sie?“, fragt Frisör Maleeq Oz den jungen Mann freundlich auf Englisch. „Syria“, antwortet der und nimmt Platz. Los geht’s: Erst kommen die Haare dran, dann wird vorsichtig der Bart in Form gebracht.

Diese Szene spielt sich aber nicht im neuen, eleganten Studio des Wittener In-Frisörs an der Ruhrstraße ab, sondern im Arbeitscafé „Raum“ an der Wiesenstraße. Unter dem Motto „Cut & Cappuccino“ schneidet Maleeq Oz Flüchtlingen aus der Jahnhalle kostenlos die Haare, während die „Raum“-Inhaber ihnen umsonst eine Tasse des beliebten Heißgetränks reichen.

„Im Internet habe ich von den Cut & Cappuccino-Aktionen in anderen Städten gelesen. Und mir dann gedacht: Das können wir hier auch“, erzählt Alexander Brede vom „Raum“-Café. Und weiter: „Weil ich mir selbst regelmäßig die Haare bei Maleeq schneiden lasse, habe ich ihn gefragt, ob er mitmacht. Und er hat sofort zugesagt.“

Vor dem Kosovo-Krieg geflohen

„War doch selbstverständlich. Schließlich war ich selbst mal Flüchtling“, erzählt der 34-jährige Frisör. Als Sinti sei er aus dem Kosovo geflohen, „damals begann gerade der Krieg dort. Und wir sind so eben noch rausgekommen. Mit Hilfe von Schleppern“, erinnert er sich. „Silvester haben wir damals in einer großen Halle in Steinfurth verbracht. Ich kann mir also vorstellen, wie sich die Menschen in der Jahnhalle jetzt fühlen.“

Deswegen findet Alexander Brede auch: „Die Leute sollen hier mal für einen Moment abschalten können. Man kennt das doch selbst: Sich beim Frisör verwöhnen zu lassen, tut einfach gut. Mit einer neuen Frisur bekommt man gleich bessere Laune.“

Gute Laune haben die jungen Leute tatsächlich, die sich am Donnerstagnachmittag im „Raum“ die Haare schneiden lassen. Lässig sitzen sie in der entspannenden Atmosphäre des Cafés, unterhalten sich, lachen, einige spielen mit ihren Handy herum. Frauen, die sich die Haare schneiden lassen möchten, ohne sich dabei den Blicken der Männer auszusetzen, können das in einem extra abgetrennten Café-Bereich.

„Eine Frisörin kommt gegen Abend und hilft dabei. Ich habe nämlich per Facebook Kollegen aufgerufen, bei der Aktion mitzumachen“, erzählt Maleeq Oz. Er selbst war bereits am Montag in der Jahnhalle, hat dort 15 Flüchtlingen die Haare geschnitten. „Aber wir wollten die Aktion heute bewusst nicht in der Jahnhalle fortführen. Sondern die Flüchtlinge sollten hier in die City kommen, damit sie mal was anderes sehen“, so Alexander Brede. Per Aushang in der Halle und durch Dolmetscher dort wurden sie auf die Aktion „Cut & Cappuccino“ hingewiesen.

In einem Karton vor seinem Salon an der Ruhrstraße 42 sammelt Maleeq Oz übrigens Spenden für die Flüchtlinge: „Anziehsachen haben sie inzwischen genug. Aber Hygieneartikel, Pampers für Babys oder Kinderspielzeuge werden gebraucht.“ Sechs Kartons hat er schon gefüllt abgegeben. Dabei hat Maleeq Oz festgestellt: „Die Hilfsbereitschaft der Wittener ist unglaublich groß.“