Witten. . Die Stabsstelle für Integration lud am Wochenende zum Begrüßungsfest in die Flüchtlingsunterkunft Bommerholz. Viele Gäste feierten mit.
Kuchen, Süßigkeiten, Blumen, Getränke – der Platz auf den Tischen reicht kaum aus für die vielen Mitbringsel der Gäste, die an diesem Samstagnachmittag nach Bommerholz gekommen sind. Ein ganz besonderes Fest findet hier statt: Die Stabsstelle für Integration hat zum Empfang in die Flüchtlingsunterkunft eingeladen.
„Wir möchten eine gelungene Willkommenskultur für die Menschen etablieren, die zu uns kommen“, erklärt Integrationsbeauftragte Claudia Formann. „Die Menschen haben viel durchgemacht und sollen ankommen in dem Wissen, dass sie hier gut aufgehoben sind.“ 19 Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak, acht von ihnen Kinder, haben ihr vorläufiges Zuhause im Bommerholzer Gästehaus gefunden. Bis zum Ende des Monats wird die Zahl auf 30 steigen. Im Gegensatz zu den Flüchtlingen in der Jahnhalle, die nur vorläufig in Witten untergekommen sind, werden diese Menschen hier bleiben. Claudia Formann und ihr Team haben erste Pläne erstellt, die die Integration der neuen Mitbürger gewährleisten sollen – von der Ankunft bis zum Bezug der eigenen Wohnung. Dabei kann sich die Integrationsbeauftragte der Mithilfe engagierter Bürger sicher sein – viele Anwohner und Nachbarn, die heute eingeladen sind, haben bereits tatkräftige Unterstützung angeboten. Nun gilt es, diese Hilfsbereitschaft zu koordinieren und in die richtigen Bahnen zu lenken.
Stadt sucht weiterhin Freiwillige und Wohnraum
Bürger, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagieren möchten, können sich an die Stabsstelle für Integration wenden: 581-1011, -1012 oder 1013, Mail: integration@stadt-witten.de.
Gesucht werden Eigentümer, die ihre Immobilien (auch bisher gewerblich genutzte) für die Flüchtlinge bereitstellen. Ansprechpartner ist Christoph Noelle, 581-5031, Mail: wohnen.soziales@stadt-witten.de.
Während Bürgermeisterin Sonja Leidemann, flankiert von zwei Dolmetschern, die Begrüßungsrede hält, warten auf der Terrasse Anna Sommer und Lars Kühl mit ihren Kindern Lotta (5) und Lasse (7) darauf, die neuen Nachbarn näher kennenzulernen: „Wir sind durch Beruf und Familie fest mit dem Stadtteil verwachsen und möchten den Menschen hier langfristig zur Seite stehen und feste Freundschaften knüpfen.“ Kinderarzt Lars Beck hat auch beruflich Einblicke in die Situation der Flüchtlinge. Er hat für den EN-Kreis die Erstuntersuchung der Flüchtlingskinder übernommen und viel Elend gesehen: „Viele Menschen waren von den Strapazen der Flucht ausgetrocknet, unterernährt, unterkühlt.“ Auch die Bewohner in Bommerholz haben Schlimmes hinter sich, viele sind traumatisiert. Claudia Formann bittet deshalb, die Menschen nicht mit Fragen zu bedrängen.
Zusammenführung der Familien hat Vorrang
Viele Familien sind auf der Flucht auseinandergerissen worden. „Die Zusammenführung steht für viele hier im Vordergrund“, weiß Sozialarbeiterin Maria Gavrish. Und sie kennt auch aus eigener Erfahrung die vielen Tücken, die der Alltag in einem fremden Land hat – sie ist selbst vor zwölf Jahren aus Russland gekommen. „Da habe ich als erstes mein Busticket falsch abgestempelt und musste Strafe zahlen“, erinnert sie sich. Viele der Helfer hier können auf eigene Erfahrungen zurückgreifen. Murat Ali arbeitet ehrenamtlich als Dolmetscher beim Roten Kreuz und ist seit Wochen in der Jahnhalle im Einsatz. Der 20-Jährige kam selbst vor rund fünf Jahren aus Syrien. „Die Integration hat damals sehr gut geklappt“, berichtet er. Das Heimweh ist trotzdem geblieben: „Wenn ich mit meinen Landsleuten arabisch sprechen kann, geht mir immer noch das Herz auf.“
Auch Belkize Berisha kennt den Alltag als Flüchtling. 2004 kam sie mit ihrer Familie aus dem Kosovo. Die begabte junge Frau hat die Zeit in den Asylunterkünften genutzt, um mehrere Sprachen zu lernen. Und es ist ihr ein großes Anliegen, zu helfen – sie kümmert sich seit Wochen um die Menschen in der Jahnhalle, übersetzt, packt mit an und sorgt dafür, dass die Kinder zumindest vorübergehend das Leid vergessen können: „Ich tanze mit ihnen. Und wenn sie dann lächeln, ist das die schönste Belohnung.“ Trotz ihrer Ausbildung zur staatlich anerkannten Sozialhelferin und ihrem enormen Engagement sucht sie immer noch einen festen Arbeitsplatz: „Ich möchte unbedingt weiter mit Flüchtlingen arbeiten! Ich will helfen!“