Witten./Bochum. . Aber sonst ist vieles beim Alten: Der Bochumer Kabarettist erzählte auf dem Zeltfestival „Geschichten von unterwegs“.

„Da isser ja“, ruft die Frau neben mir ganz aufgeregt, als Frank Goosen am Samstagabend die Zeltfestival-Bühne betritt. Schlanker isser nich geworden, denke ich. Und dann fängt er gleich an, von seinem VfL zu schwärmen. Damit hat er die Bochum-Fans sofort auf seiner Seite.

„Richtiger Tabellenplatz, falsche Liga“, palavert Goosen weiter. Und seinem Verein sei’s gegönnt – allein, ich komme aus Dortmund. Zum Glück wird sich der Abend aber nicht nur um Fußball drehen: „Durst und Heimweh – Geschichten von unterwegs“, heißt das Programm des 49-Jährigen. Heimweh muss er gerade nicht haben, denn er ist mitten im Ruhrgebiet, und gegen den Durst steht ein Fläschchen Wasser auf dem Tisch. Ein Mann in der ersten Reihe erkennt Goosens Not und reicht ein Bier nach oben.

Omma sitzt im Publikum

Bis zur Zugabe hält der Kabarettist durch, schließlich muss er Vorbild sein, denn die eigene Familie sitze im Publikum, verrät Goosen. Allen voran seine Omma, eine weißhaarige 91-jährige Dame, die einen Extra-Applaus erhält. Schließlich sei sie es, in deren Fußstapfen er sprüchemäßig getreten sei. Kleine Kostprobe aus Omma Goosens Repertoire: „Hömma, wenn die Sonne weg is, is frisch.“ Darüber würden sich heute gar Philosophen und Klimaforscher Gedanken machen.

Doch worüber Goosen eigentlich erzählen will, das sind die Reisen mit Oppa und Omma, zum Beispiel anne Nordsee. Oder die Klassenfahrt nach Berlin als 15-Jähriger mit ordentlich Hansa-Pils im Gepäck. Unterhaltsam auch die Interrail-Tour mit seinen Kumpels Spüli, Pommes und Mücke, bei der sie von zwei Schwedinnen verfolgt werden und ihnen „Dirk, der Dealer“ Traubenzucker unterjubelt. Schließlich der erste Beziehungsurlaub mit einer Freundin, bei der Goosen auf dem Campingplatz statt im Fünf-Sterne-Hotel landet.

Nach der Pause, die mit 30 Minuten entschieden zu lang ist, weil die Füße längst kalt sind, gibt der Kultautor eine Kostprobe aus seinem brandneuen Werk „Förster, mein Förster“. Zum Schluss brennt ihm eins noch auf der Seele: Fast scheint es ihm ein wenig unangenehm, witzige „Geschichten von unterwegs“ zu erzählen, während sich in der echten Welt Flüchtlingsdramen abspielen. Mit einem Appell gegen Rechts beendet er seinen Auftritt.