Witten. . In Abgeschiedenheit sollen Flüchtlinge in Witten Ruhe finden. Nach der Brandstiftung vom Donnerstag war an Ruhe aber erstmal nicht zu denken.

Es klingt nach ganz bitterer Ironie: Im Gästehaus Bommerholz, in dem Unbekannte am Donnerstagmorgen Feuer legten, wollte die Stadt Witten vor allem traumatisierte Flüchtlinge unterbringen. Und an diesem Plan hält sie auch fest.

„Die landschaftlich schöne Lage da draußen bietet sich an für Leute, die ein maximales Interesse an Ruhe haben“, sagt Stadtsprecherin Lena Kücük. Die Idylle am Waldrand wurde gestern früh empfindlich gestört: Um 8.15 Uhr gaben der Mitarbeiter des Gebäudemanagements und der Feuerwehrmann Alarm, die sich nur getroffen hatten, um der Brandmeldeanlage den letzten Schliff zu geben.

Experten untersuchten den Tatort

Wenig später reihten sich Löschfahrzeuge und Polizeiwagen Stoßstange an Stoßstange vom Gästehaus bis zur Bommerholzer Straße. Später hüteten nur noch drei Beamte die Zufahrt zu dem abgeriegelten Gelände. Die Verantwortlichen setzten offenbar optisch auf Deeskalation, während drinnen Brandermittler der Polizei, externe Brandschutzexperten, Spurensicherung, Staatsschutz und Landeskriminalamt den Tatort untersuchten.

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Ein Rentner, der morgens gerade die Runde mit seinem Hund machte und das Großaufgebot mitbekommen hatte, sagte unserer Zeitung: „Ich habe keine Angst vor den Leuten, die hier wohnen sollen. Aber vor den Leuten, die das hier anstecken wollten, graust es mir.“

50 Plätze für Kriegsflüchtlinge

Vorgesehen sind die bis zu 50 Plätze für Kriegsflüchtlinge aus Syrien, dem Irak und aus Afrika, die bereits eine Erstaufnahmeeinrichtung des Landes durchlaufen haben. Sie werden Witten vom Land zugewiesen „und sind dann unsere eigenen Flüchtlinge“, so die Stadtsprecherin. Sie werden in Witten ihr weiteres Asylverfahren durchlaufen. Nach den bisherigen Planungen sollen sie etwa acht Wochen in Bommerholz bleiben und dann in andere Unterkünfte der Stadt oder in private Wohnungen umziehen.

Um das frühere Gästehaus der Un Dortmund hatte die Stadt lange mit dem landeseigenen Bau- und Liebenschaftenbetrieb verhandelt. Das Haus war anfangs für eine Million Euro zum Verkauf ausgeschrieben. 4500 Euro sollte alternativ die Monatsmiete kosten. Unter dem Eindruck der Flüchtlingsnot überließ das Land das Gästehaus der Stadt schließlich Ende Juli zur mietfreien Nutzung – bis auf Weiteres.

Die Einzelzimmer und Doppelzimmer waren noch möbliert, verfügen über eigene Bäder. Das Haus war aber über einige Jahre nicht mehr bewohnt. Die Stadt musste zunächst die Wasserleitungen desinfizieren, bestückte Zimmer mit Kühlschränken und teils auch mit Doppelstockbetten. In der früheren Großküche wurden für die Bewohner Herde und Spülen aufgestellt, einstige Seminarräume bestuhlt, ein Speise- und ein Aufenthaltsraum eingerichtet. Eigentlich war alles fertig, um die Flüchtlinge in Witten willkommen zu heißen.