Witten. . Mit einer besonders dreisten Variante des „Enkeltricks“ wurde eine 90-Jährige in Witten hereingelegt. Ein Anrufer gab sich als Polizist aus. Nun ist viel Geld weg.
Dreister geht’s kaum: „Enkeltrickbetrüger“ geben sich als Polizisten aus und behaupten, Enkeltrickbetrügern auf den Fersen zu sein – wozu sie auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen seien. Eine 90-Jährige aus Witten ging den gemeinen Dieben auf den Leim – und ist nun um 20.000 Euro ärmer.
Die Wittener Seniorin erhielt nach Angaben der Polizei mittags den Anruf eines Mannes, der sich als „Polizeibeamter Schulz“ ausgab Der falsche Fahnder teilte der alten Dame mit, dass die Polizei in Witten gerade Enkeltrickbetrüger überwache und festnehmen wolle. Wenn sich der Gesuchte bei ihr telefonisch melde, solle sie ihm das geforderte Geld aushändigen, das sie nach der Festnahme der Täter natürlich sofort zurückbekomme...
Gangster wollten sogar 35.000 Euro
Wenig später rief der „Neffe Horst“ dann natürlich wirklich bei der Seniorin an. Der falsche Verwandte behauptete, bei einem Notar zu sein und 35.000 Euro für den Kauf eines Hauses zu benötigen. Obwohl die Wittenerin wusste, dass sie keinen Neffen mit diesem Namen hat, ging sie dennoch auf den Anrufer ein. Schließlich wollte sie der Polizei ja helfen, den bösen Enkeltrickbetrüger zu fassen.
So erklärte sich die Rentnerin damit einverstanden, eine hohe Summe an jemanden zu übergeben, der bei ihr vorbeikommt, um das Geld abzuholen. 35.000 habe sie zwar nicht, aber immerhin 20.000...
„Leider konnten wir nicht zupacken“
In der Zwischenzeit meldete sich nun, wie die Polizei berichtet, mehrfach jener „Polizeibeamte Schulz“. Er bat die Frau, nun niemanden mehr anzurufen und auch der Geldbotin nicht zu folgen. Genau diese stand eine Stunde nach dem ersten Anruf der Verbrecher vor der Tür der 90-Jährigen. Dankend nahm sie den Briefumschlag mit dem vielen Geld entgegen. Die Seniorin folgte der Frau noch einige Meter und ging dann in ihre Wohnung zurück.
Wenig später meldete sich der falsche „Polizist Schulz“ noch einmal bei der Seniorin, um ihr mitzuteilen: „Leider ist die Geldbotin verfolgt worden und wir konnten nicht zupacken.“ Damit wollte der Gangster der alten Dame offenbar noch ein schlechtes Gewissen machen. Nach dem Motto: Wäre sie nicht hinterhergegangen, hätte die Polizei die Täterin geschnappt.
Polizei geht von hoher Dunkelziffer aus
„Wieder mal haben miese Menschen die Gutmütigkeit einer Seniorin ausgenutzt“, so Hauptkommissar Volker Schütte. Er warnt davor, auf solche Anrufe einzugehen, selbst wenn sie angeblich von der Polizei kommen. Schütte: „Rufen Sie in solchen Fällen nur eine Nummer an – den Notruf 110.“ Sieben versuchte Enkeltrickbetrügereien wurden seit Jahresanfang in Witten angezeigt, jetzt hatten die Täter erstmals Erfolg. Die Polizei geht aber von einer hohen Dunkelziffer aus. Immer öfter geben sich Ganoven als Polizisten aus.