. Im Wiesenviertel geht’s rund: Vom Tummelmarkt über das „Nachtasyl“-Theater bis zum Skulpturenpark. Stellwerk-Kooperationen machen es möglich.

Zu gönnen ist es den Kreativen im aufstrebenden Wiesenviertel, dass sich dort an diesem Samstagnachmittag (22. 8.) viele Besucher tummeln. Schließlich findet dort auf dem Humboldtplatz zwischen 14 und 20 Uhr der erste Wittener „Tummelmarkt“ statt.

Angestoßen wurde der neue Markt, der künftig viermal im Jahr stattfinden soll, von der Wittener Kulturinitative Stellwerk sowie von Studenten der Uni Duisburg Essen, der TU Dortmund und der Uni Witten/Herdecke. „Wir sehen den Tummelmarkt nicht als Konkurrenz zu den bestehenden Wittener Märkten, sondern als sinnvolle Ergänzung“, betont Mitorganisatorin Lisa Marie Wagner. Auch deshalb finde er nachmittags statt.

Die Besucher können sich unter anderem auf Produkte regionaler Biobauern oder Schmuck junger Designer freuen. Überhaupt möchte der Tummelmarkt ein jüngeres Publikum anlocken als es die etablierten Stände tun. „Märkte leben von der Aufenthaltsqualität. Das Wiesenviertel bietet die“, ist sich Bürgermeisterin Sonja Leidemann sicher, dass dieses Projekt Zukunft hat. Es soll künftig im April, Juni, August und Oktober stattfinden.

Dokumentarfilmer soll „Seele“ des Kreativviertels herauskitzeln

Von den 54 000 Euro, die dem Stellwerk im Rahmen des Förderprogramms Kreativquartiere Ruhr vom NRW-Familienministerium bewilligt wurden, sollen außerdem noch drei weitere Projekte initiiert werden. So wird der Dokumentarfilmer Benjamin Greulich sechs dreiminütige Filme über das Wiesenviertel drehen, die die „Seele“ dieses Quartiers herauskitzeln und die Vernetzung mit dem Stellwerk oder der Kulturkneipe Knut’s aufzeigen soll. Denn vielen Bürgern sei nicht klar, was die Wiesenviertel-Entwicklung eigentlich ausmache, meint Philip Asshauer vom Stellwerk. So habe er erlebt, dass ein älterer Herr meinte: „Seitdem der Knut da ist, ist alles besser im Wiesenviertel.“

Wenn der Ralf Lilienthal kommt, wird’s noch besser. Den gibt’s nämlich tatsächlich. Er wird unter dem Motto „Nachbarschaft“ mit Anwohnern, Künstlern, Gartenbauern von September bis Dezember das Wiesenviertel in einen Skulpturenpark auf Zeit verwandeln.

Nicht zu vergessen das spannende Theaterprojekt „Nachtasyl“, das schon fast ein Klassiker ist. Am 14. November findet es bereits zum fünften Mal in Witten statt. Nicht nur leerstehende, sondern auch „besondere“ Orte werden diesmal von Kreativen u. a. aus Bochum, Essen, Berlin und erstmals sogar aus Neapel bespielt. Karten kosten zwölf, ermäßigt acht Euro. Günstig, wenn man bedenkt, dass man sich kulturell so durch eine ganz Theaternacht treiben lassen kann.

Stellwerk wirbt jährlich 150 000 Euro Fördermittel für Wiesenviertel ein

Das kann sich sehen lassen: Rund 150 000 Euro wirbt der Kulturverein Stellwerk jährlich an Bundes- und Landesmitteln ein, um das Wiesenviertel voran zu bringen.

Ideell unterstützt wird das Stellwerk dabei von „Ecce“, dem Dortmunder Zentrum für kreative Quartiersentwicklung im Revier, sowie von der Stadt Witten. Die bekundete ihre Unterstützung kürzlich in einem Ratsbeschluss und schaffte damit die Grundlage für die Bewilligung der Fördergelder im zweiten Halbjahr 2015.

Dass es beim Stellwerk-Engagement nicht allein um Kultur, sondern durchaus auch um handfeste Wirtschaftsentwicklung geht, betont Philip Asshauer deshalb nochmal besondes. Weil das Wiesenviertel inzwischen bei Studenten eine beliebte Bleibe sei, profitierten auch die Hauseigentümer. Einen gemeinsamen Topf, in den auch diese für die Quartiersentwicklung einzahlten, regt er an. Nicht zuletzt mit Blick auf die nicht üppige Bezahlung der Stellwerker meint er: „Idealismus hält nicht ewig.“