Witten. . Bärbel Wolfes-Maduka hat Hüte für die New Yorker Metropolitan Opera gemacht. Die sind ab dem 21. September in der Verdi-Oper Otello zu sehen.
Ab dem 21. September wird die Verdi-Oper Otello an der Metropolitan Opera gegeben. Ein Kulturereignis, das weltweit Beachtung findet, das Opernfreunde aus aller Herren Länder nach New York locken wird. Auch die Ruhrstadt wird in der „Met“ vertreten sein – und zwar auf der Bühne! Denn die Wittenerin Bärbel Wolfes-Maduka hat Hüte für Otello gefertigt. Die amerikanische Kostümbildnerin ist von ihren Kreationen – selbstverständlich alles Handarbeit – entzückt, wie es heißt.
Die Chefin vom „Hutsalon“ an der Hammerstraße ist eine Modistin mit Meistertitel. Die schmunzelnd gesteht, eigentlich gar kein Opern-Fan zu sein. Macht gar nichts, wie ihre berufliche Biografie zeigt, denn die 49-Jährige versteht ihr Handwerk.
Das weiß auch ihre Kollegin Simone Dali, die als Modistin in Düsseldorf an der Deutschen Oper am Rhein arbeitet. Dali hatte den Auftrag für die 46 Otello-Hüte bekommen und merkte schnell: Das wird mir ein bisschen zu viel. Im Mai bat sie ihre Wittener Freundin um Hilfe, machte ihr den Vorschlag, sich den Job für die „Met“ doch zu teilen.
Der Salon, das Gewerbe und Otello im Kino
Der Hutsalon wurde 1967 von der Modistin Erika Kersting eröffnet und hieß jahrzehntelang „Hutsalon Erika“. 1996 übernahm Bärbel Wolfes-Maduka nach Abschluss ihrer Meisterprüfung das Traditionsgeschäft an der Hammerstraße in der Innenstadt von ihrer Chefin. Seit 2006 heißt der Laden schlicht „Hutsalon“.
Heute, sagt Bärbel Wolfes-Maduka, die auch Schneiderin ist, kenne sie im Ruhrgebiet nur noch zwei weitere Hutmacherinnen mit eigenen Geschäften. „Es gibt noch eine Kollegin in Essen und eine weitere in Unna.“
Das Dortmunder Kino Cine Star zeigt am 17. Oktober ab 19 Uhr eine Live-Übertragung der Oper Otello aus der Metropolitan Opera New York. Die Kinokarte kostet 29 Euro.
Bärbel Wolfes-Maduka, dreifache Mutter und Salon-Inhaberin mit eigener Werkstatt, war nicht sofort begeistert, sondern ahnte, was da an zusätzlicher Arbeit auf sie zukommen würde, sagte aber schließlich zu. „Die Vorgaben, wie die Hüte auszusehen haben, kamen aus Amerika. Wir erhielten Skizzen.“ Die Kopfbedeckungen sollen eigentlich gar nicht nach Hüten aussehen, sondern Frisuren imitieren, die an die Barock- und Biedermeierzeit erinnern. Wolfes-Maduka verarbeitete dafür Sisalgewebe, Samt, Plisseestoff und Filz. Alles in Schwarz – wie bestellt.
„Für einen Hut habe ich einen Tag benötigt“, erzählt die zierliche Frau mit dem Schalk im Blick, die nach dem Abi zunächst eine Lehre als Schneiderin machte und erst danach eine Ausbildung zur Modistin bei der Wittener Hutmacherin Erika Kersting, deren Salon „Erika“ Wolfes-Maduka 1996 übernahm. Ihre 23 Hüte für die Verdi-Oper sind fertig und über Düsseldorf nach New York geschickt worden. „Alles ist gut gelaufen. Wir haben auch dafür gebetet!“ In „Big Apple“ war sie noch nie. „Wenn mich jemand einladen würde, würde ich da mal hinfahren. Aber ich bin kein Weltenbummler und gerne in Witten.“
Während ihrer Gesellenzeit hat die Hutmacherin Bekanntschaft mit renommierten Theatern, Opern- und Festspielhäusern in ganz Deutschland gemacht. „Es war früher während der Sommermonate im Hutsalon Erika nicht so viel zu tun, da konnte ich dann woanders arbeiten.“
So war sie zwischen 1992 und 1999 immer wieder wochenlang als Modistin für die Wagner-Festspiele in Bayreuth tätig – „ohne ein Wagner-Fan zu sein“. Für die Meistersinger hat sie einmal 300 Hüte anfertigen müssen. „In Bayreuth hat man gut verdient, aber musste damals auch unheimlich viel arbeiten. Freie Tage gab es nicht.“
Ab September hat sie zwei Auszubildende in ihrem Hutsalon
Auch für das „Theater des Westens“ in Berlin hat sie Hüte gemacht, unter anderem für „Der blaue Engel“ unter der Regie von Peter Zadek. „Da spielten damals Ute Lemper, Eva Mattes und Heino Ferch mit, den da noch niemand kannte.“ Ende der 90er Jahre war die Wittenerin im Essener Aalto-Theater mit für die Ausstattung des Musicals „My Fair Lady“ zuständig.
Die Modistin betont, dass sie auch im normalen Leben ihre Kundschaft hat, da das Hüte-, Kappen- oder Mützentragen für so manchen immer noch – oder wieder – zum modischen Chic gehöre und auch als Schutz vor Kälte oder Wärme geschätzt werde. Dass Bärbel Wolfes-Maduka an die Zukunft ihres Berufes glaubt, zeigt der Umstand, dass sie ab September noch eine zweite Auszubildende in ihrem Hutsalon einstellt. „Sie ist Würzburgerin, kommt auf Empfehlung eines ehemaligen Azubis, der sich in Bielefeld selbstständig gemacht hat.“