Mit Susanne Daum ist der Chefsessel in der Bruchschule endlich wieder besetzt. Zuvor war die Wittenerin Konrektorin an der Hüllbergschule.

Die Zeit des Wartens ist vorbei: Mit Susanne Daum ist der Chefsessel in der Bruchschule endlich wieder besetzt. Die 41-Jährige hat jede Menge Leitungserfahrung im Gepäck. Sechs Jahre lang gestaltete sie als Konrektorin die Geschicke der Hüllbergschule mit. Jetzt will die Wittenerin ,,Boss” probieren.

,,Idealismus” kommt es wie aus der Pistole geschossen: Auf die Frage, warum die Mutter zweier kleiner Kinder sich trotz schwieriger Umstände und vergleichsweise bescheidener Bezahlung auf den Job als Grundschulleiterin beworben hat. Immerhin war der Posten an der Bruchschule ein Jahr lang verwaist.

Der Grund: Es fanden sich keine Interessenten. Annemarie Rüther, stellvertretende Schulleiterin, hielt die Fäden in der Übergangszeit zusammen. ,,Es gab Dinge, die haben unheimlich Spaß gemacht”, erzählt die 38-Jährige. Bei anderen sei sie froh, dass sie sie wieder abgeben könne.

Tatsächlich werden die Bedingungen für Schulleiter gerade in der Primarstufe immer schwieriger: Klassenstärken von mehr als 27 Schülern, Kinder mit Sprachproblemen, Inklusion, jetzt die Flüchtlingswelle, von der auch die Bruchschule drei Kinder im neuen Schuljahr auffängt. . . die Liste der Baustellen ist lang. Das gilt auch ganz praktisch – die letzten zwölf Monate wurde an dem fast 140 Jahre alten Gebäude an der Ardeystraße mächtig gehämmert und geflickt. In den Sommerferien erhielten Türen, Wände und Böden den letzten Schliff. Mit dem Dienstantritt von Susanne Daum beginnt für die Bruchschule auch äußerlich eine neue Ära.

Pädagogin mit Schwerpunkt Mathe und Sport

Was will die Neue an ihrer zukünftigen Wirkungsstätte verändern? ,,Erstmal sehe ich mir in Ruhe an, welche Stärken da sind”, erklärt die Pädagogin mit Schwerpunkt Mathe und Sport. ,,Darauf möchte ich aufbauen.” Wichtig sei ihr die Zusammenarbeit mit dem Kollegium – 14 Köpfe mit unterschiedlichen Erfahrungen und Fähigkeiten. ,,Klar muss einer ansagen, in welche Richtung es geht. Aber eine Schule ist nur so gut wie ihr Team – das ist kein Alleingang eines einzigen, da müssen alle an einem Strang ziehen.” Starke Konzepte, flache Hierarchien: Die Zweierspitze, die sie an der Hüllbergschule von ihrer Vorgesetzten so positiv vorgelebt bekommen habe, wolle sie auch an der Bruchschule einführen. ,,Sofern Frau Rüther sich das vorstellen kann.”

Kinder, sagt Daum, seien unterschiedlich. ,,Gerade in der Grundschule mixen sich die Talente wie in keiner anderen Schulform.“ Eine große Herausforderung sei, jeden Schüler abzuholen. ,,Einem Kind, das Lilly heißt, und das in der zweiten Schulwoche das y lernen will, um seinen Namen zu schreiben, dem kann ich nicht sagen, das y kommt erst in sechs Monaten dran. Darauf muss ich eingehen.“ Andere Schüler kämen in der ersten Klasse mit nichts. „Da muss man ganz bei Null anfangen.“ Jedem so gut es geht gerecht zu werden, ,,das ist mein Anspruch“.

Eine weitere Daum’sche Idee: ein Schulprofil. ,,Sodass Eltern sehen, was wir Kindern konkret anzubieten haben, auch im Vergleich zu anderen Schulen.” In welche Richtung dieser Schwerpunkt gehen könnte, darauf möchte sich Daum jetzt noch nicht festlegen. Strategien, ihre Vostellungen in die Tat umzusetzen? ,,Ich baue auf Engagement und Vernetzung. Kooperation mit umliegenden Schulen und Kindergärten, auch mit dem Schulamt, ist ein wesentlicher Schlüssel für mich.” Heute hat die Bruchschule knapp 210 Schüler, zwei Züge in jedem Schuljahr. ,,Mit mir sollen das mehr werden!”

Man nimmt es der quirrligen Chefin sofort ab. Neugier, Enthusiasmus, Einfühlungsvermögen – im Gespräch mit der Neuen kommt das sofort rüber. Und wie wuppt sie den Spagat zwischen Beruf und Familie? ,,Bei uns Zuhause gibt es kein klassisches Rollenmodell. Ist auch nicht mein Ding. Mein Mann arbeitet Teilzeit – und kann mir mit den Kindern den Rücken freihalten, wenn es sein muss.” Susanne Daum, Chefin an der Bruchschule: ,,Das trägt meine Familie voll und ganz mit.”